Oberliga

„Ich kann mich nicht hinstellen und die Spieler kritisieren, aber mich selbst nicht“

14. Januar 2020, 15:19 Uhr

Bislang verlief die Spielzeit für Cordi und Coach Frank Pieper-von Valtier nicht zufriedenstellend. Foto: KBS-Picture.de

Die aktuellen Fakten lesen sich alles andere als zufriedenstellend: In der Tabelle der Oberliga belegt Concordia mit 24 Punkten den elften Rang. Der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz beträgt zwar sieben Punkte, der Rückstand auf Spitzenreiter TuS Dassendorf aber auch satte 32 (!) Zähler. Zudem schied die Mannschaft vom Bekkamp im Achtelfinale des LOTTO-Pokals gegen den Hansa-Landesligisten ASV Hamburg aus. Eine Saison zum Vergessen? Oder eine Spielzeit, die man aufgrund des personellen Umbruchs und des jungen Kaders erwarten konnte und hinnehmen muss? Über diese und weitere Fragen haben wir mit Cordi-Coach Frank Pieper-von Valtier gesprochen.

Frank, du hast die Saison als „nicht optimal, aber auch nicht katastrophal“ bezeichnet, Manager Matthias Stuhlmacher sagte, sie sei keine Katastrophe, sondern nur das Ausscheiden im Pokal. Erklär uns doch mal, warum das Abschneiden bislang kein Drama ist...

Frank Pieper-von Valtier: Man muss gucken, was unterm Strich in der Entwicklung bleibt und dann Pro und Contra abwägen. Das 1:10 gegen Vicky und das Ausscheiden aus dem Pokal sind katastrophal. Das ist das, was wir auch den Spielern gesagt haben. Andererseits muss man sehen: Wir haben auch bei der Niederlage gegen Vicky eine gute halbe Stunde gespielt und es hätte vielleicht anders laufen können. Wir haben gegen Dassendorf nur unglücklich verloren. Und wir hatten auch ein hervorragendes Spiel gegen BU, das wir am Ende allerdings verlieren. Gegen Tornesch zum Beispiel haben wir zehn 100-prozentige Torchancen, die wir aber nicht nutzen. Es gibt Spieler, die sich gut entwickelt haben – so wie Sulieman Omar, Damian Ilic oder Max Grablewski. Das waren Lichtblicke. Aber es gab auch Enttäuschungen, wo Spieler nicht den Weg eingeschlagen haben, wie wir uns das gedacht haben. Das alles hatte Einfluss auf den Gesamtblick.

Inwiefern? Führ' das doch bitte mal näher aus...

Pieper-von Valtier: Wir dürfen nicht vergessen, dass wir nicht immer den vollen Kader zur Verfügung hatten. Niel Lüthje und Gideon Baur waren in der Innenverteidigung zum Beispiel vier Wochen nicht einsatzfähig, weil sie verletzt waren oder anderweitig fehlten. Wir mussten auf verschiedenen Positionen öfter positionsfremd spielen. Das wurde gut umgesetzt, da waren positive Dinge dabei. Deswegen ist unser Abschneiden keine Katsatrophe. Es gab – siehe Pokal- und Vicky-Spiel – katastrophale Momente, es gab aber auch gute. Insgesamt hatten wir zu viele Ausschläge ins Positve sowie ins Negative, zu viele schwache Momente und auch zu viele Leistungsschwankungen. Das darf man nicht verharmlosen oder schönreden. Wir sind in unserer Analyse total kritisch. Andererseits sollten wir auch nicht vergessen, was wir gut gemacht haben. 

Aber muss man angesichts von 32 Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter nicht konstatieren dass da Luft nach oben ist? Immerhin sprach „Stuhle“ vor der Saison von einem Platz im oberen einstelligen Bereich und sogar einer Regionalliga-Meldung, wenn's ideal läuft...

Besonders ärgerlich: Die Equipe von Pieper-von Valtier (re.) verlor vor der Winterpause 1:10 gegen Vicky und schied gegen den ASV Hamburg aus dem Pokal aus. Foto: Bode

Pieper-von Valtier: Wenn's denn gut läuft... Das sind Dinge, die hat Matthias Stuhlmacher vor der Saison gesagt. Ich habe davon gesprochen, dass wir zwischen Platz fünf und neun landen und uns erstmal stabilisieren wollen. Wenn es besser läuft, hätte man vielleicht oben ran rutschen können. Aber einen Lauf, der dazu führen könnte, haben wir nicht bekommen. Bei diesem Ziel Platz fünf bis neun bleibt es auch. Man hat schon am 12. oder 13. Spieltag sagen können, dass besagter Lauf bei uns nicht da ist. Wir glauben an das, was wir investiert und geholt haben. Wir haben klar in die Perspektive investiert und nicht darin, den Aufstieg zu erzwingen. Wir wollten und wollen Leute wie beispielsweise einen Max Grablewski zu guten Oberliga-Spielern machen, damit sie den nächsten Schritt machen. Manchmal ist das aber auch erst im zweiten oder dritten Jahr realistisch. Unterm Strich haben wir zu wenig erreicht, weil wir nicht im Zielbereich sind. Wir brauchen mehr Stabilität. Das Spiel in Tornesch ist da ein gutes Beispiel für.

In wie weit muss man beim jetzigen Abschneiden aber dennoch auch die Frage stellen, ob die Kaderzusammenstellung im Sommer nicht ganz so geglückt ist, wie ihr euch das vorgestellt habt?

Pieper-von Valtier: Das ist genauso, wie wenn man sagt: In dieser Saison ist alles scheiße. Es ist nicht alles schlecht. Einige haben schnell Fuß gefasst, andere nicht so schnell – und in der Summe sind alle Spieler der Kader. Sulieman Omar ist der Sprung aus dem A-Jugendbereich zu den Herren zum Beispiel überragend schnell gelungen. Gideon Baur hat es nicht so schnell geschafft, er hatte aber auch mit Verletzungen zu kämpfen. Bei manchen hat es körperliche Gründe, bei manchen psychische. Die Analyse, dass die Kaderzusamenstellung insgesamt nicht glücklich war, ist mir zu einfach und zu eindimensional. Fußball ist ein Ergebnissport, aber er hängt von einzelnen Personen ab.


Auf der zweiten Seite spricht Pieper-von Valtier über mögliche Veränderungen im Kader im Winter sowie seine Position als Cordi-Coach und seine Zukunft über das Ende der laufenden Saison hinaus.

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