Landesliga Hammonia

Dienstältester Coach sagt „Servus“ – Sandhop: „Demotivierend und unpassend“

05. Dezember 2019, 16:37 Uhr

Musste seinen Posten nach acht Jahren als Chefcoach des SC Sternschanze räumen: Mattes Sandhop. Nun spricht er über seinen überraschenden und unfreiwilligen Abschied. Foto: Bode

Er möchte seiner Mannschaft und allen Wegbegleitern „von ganzem Herzen für die gemeinsamen acht Jahre danken“, sagt Mattes Sandhop. „Egal wie lange man mich sportlich kennengelernt hat, jeder wird wahrscheinlich mitbekommen haben, mit welchem Einsatz ich für diesen Verein dabei war. Gerade in letzter Zeit hat mir die Arbeit mit meiner Mannschaft unglaublichen Spaß gemacht, da ich denke, dass wir noch nie so eine homogene und funktionierende Truppe hatten – sportlich betrachtet und für mich noch wichtiger, auch menschlich gesehen“, so der 33-Jährige, der in der Vorwoche seinen Stuhl beim SC Sternschanze nach einer achtjährigen Ära, in der er den Verein aus der Kreis- bis in die Landesliga führte und dort etablierte, räumen musste. „Was wir über die insgesamt acht Jahre zusammen erreicht haben, ist in Hamburg mit unseren Möglichkeiten einmalig und lässt mich extrem positiv zurückblicken.“

Allerdings betont Sandhop auch: „Was mich traurig stimmt, ist die Tatsache, dass für mich dieser Weg noch nicht zu Ende gewesen wäre.“ Vielmehr ist er der Meinung: „Mit dem derzeitigen Kader glaube ich, dass wir bei der aktuellen Entwicklung – trotz der vorhandenen Möglichkeiten – langfristig gemeinsam das Zeug gehabt hätten, in der Landesliga oben mitzumischen. Was natürlich dazu kommt, ist die Art und Weise der Freistellung. Die Härte und die Auswirkungen auf unsere Mannschaft und letztlich auch auf unseren Verein, hätten mehr Kommunikation verdient gehabt“, kritisiert Sandhop die Vorgehensweise. Der Verein ließ in einer Pressemitteilung verlautbaren: „Wir mussten leider feststellen, dass der SC Sternschanze Mattes Sandhop die Bedingungen für seine Arbeitsweise dauerhaft nicht mehr bieten kann. Diese Erkenntnis ist das Ergebnis eines monatelangen Prozesses und vielen Versuchen, einen gemeinsamen Weg zu beschreiten. Dass die Entscheidung am Ende eines solchen Prozesses nach langen Jahren der erfolgreichen Zusammenarbeit nicht einfach ist, versteht sich von selbst.“ Für seine erfolgreiche Arbeit in den letzten Jahren wurde Sandhop noch mit der Verdienstnadel des Vereins ausgezeichnet.

"Kann mir der 100-prozentigen Loyalität und Wertschätzung der Mannschaft sicher sein"

Was die Mannschaft von der Entscheidung des Vereins hält, machte sie am vergangenen Wochenende deutlich. Foto: privat

Doch nun der drastische Schritt. „Es ist wichtig, in welcher Liga wir spielen. Sportlicher Erfolg ist eine treibende Motivation im Fußball“, betont Sandhop – und fügt an: „Insbesondere bei der fehlenden finanziellen Struktur unseres Vereins. Spieler mit dieser Klasse könnten in der gleichen oder höheren Liga beträchtliche Aufwandsentschädigungen bekommen und müssten keinen Beitrag bezahlen. Dies nun nicht zu tun, ist eine bewusste Entscheidung für den Verein und die Art und Weise, wie wir unserem gemeinsamen Hobby nachgehen. Gerade diese Aussage ist demotivierend und einfach unpassend.“ Viel wichtiger als die Liga sei ihm aber die Art und Weise, wie wir uns als Mannschaft gezeigt und diesen tollen Verein in ganz Hamburg vertreten haben“. Dass „seine“ Equipe hinter ihm steht, zeigte sich am vergangenen Wochenende, als sie nahezu geschlossen bei Sandhop zu Gast war. „Der Abend hat mir wirklich sehr viel gegeben und ich konnte schon beruhigter einschlafen, da ich mir der 100-prozentigen Loyalität und Wertschätzung der Mannschaft sicher sein konnte. In den letzten Jahren habe ich viele Auseinandersetzungen alleine ausfechten müssen und habe mich selten so unterstützt gefühlt. Auch dafür nochmal Danke!“

"Ich werde definitiv wieder an der Seitenlinie stehen"

Er persönlich müsse „das ganze Geschehen natürlich erstmal sacken lassen“ und werde „die frei gewordene Zeit sicherlich bald auch zu schätzen wissen. Dennoch stand ich die letzten acht Jahre mindestens jeden Dienstag, Donnerstag und am Wochenende auf dem Platz und hab‘ mich um alles Anfallende rund ums Team – von der Hütchenbestellung bis hin zu Spielerverpflichtungen – gekümmert. In diesen acht Jahren habe ich zwei Pflichtspiele verpasst und war mit 33 Jahren sowohl in der Landes- als auch in der Oberliga der Dienstälteste Trainer.“ Was nun kommt, wird man sehen, hält sich Sandhop alle Optionen offen – und erklärt: „Definitiv werde ich wieder an der Seitenlinie stehen. Sicherlich nicht morgen, aber irgendwann wird man mich sicherlich wieder rumspringen sehen.“

"Ab sofort bin ich der größte Fan der Mannschaft"

Den SCS führte Sandhop aus der Kreis- bis in die Landesliga und etablierte den Verein dort. Foto: Bode

Rückblickend schaue er „sehr dankbar auf so viele neue Freundschaften, schöne Momente und Erfolge zurück. Wir haben vor acht Jahren im Abstiegskampf in der Kreisliga angefangen und stehen nun zu Recht als gestandene Landesliga-Mannschaft da, wo wir jetzt stehen.“ Die Mannschaft sei „unglaublich gefestigt und steht qualitativ und quantitativ so gut wie nie zuvor in der Geschichte des Vereins da.“ Auch der Zusammenhalt innerhalb der Truppe sei „einfach top“, weshalb sich Sandhop sicher ist, „dass diese Mannschaft, sofern sie zusammen bleibt, höhere Ziele haben kann als ein Platz im Mittelfeld. Diesen Weg wären die Mannschaft und ich gerne gemeinsam gegangen.“ Doch daraus wird nun nichts. „Was ich mitnehme, ist sicherlich die Dankbarkeit für die Jahre des Vertrauens, dass ich als junger Trainer die Möglichkeit bekommen habe, eigenständig eine Mannschaft von der Kreis- bis zur Landesliga freier Hand zu formen und zu gestalten. Vielen Dank auch an alle, die mich auf dem Weg dahin begleitet haben, auch den Kritikern, ihr seid immer ein Teil meiner Motivation gewesen. Und nicht zu vergessen all die Freundschaften, die bleiben. Ab sofort bin ich der größte Fan der Mannschaft!“

Autor: Dennis Kormanjos