Oberliga

„Das ist echt beschissen“: Keisef bleibt cool und nutzt das Paloma-Pech zum Punkt

USC und FC Süderelbe gehen mit einem 3:3-Remis auseinander

10. November 2019, 19:12 Uhr

Der letzte wichtige Moment des Spiels: Simon Keisef (Mitte) und seine teamkollegen vom FCS jubeln, die USC-Spieler können es nicht fassen. Foto: Both

Es lief bereits die 87. Minute, als Marcel Rodrigues im Auswärtsspiel des FC Süderelbe beim USC Paloma (Hier gibt’s die Highlights im Live-Ticker) nach einem Zweikampf zu Boden ging und schreiend liegenblieb. Referee Adrian Höhns (TuS Dassendorf) eilte zu ihm und fragte, ob der Mittelfeldspieler des FCS eine Behandlung wünsche: „Natürlich! Was ist das denn für eine Frage...“, brüllte Rodrigues den Schiri wütend und laut an. Die Konsequenz: „Gelb“ für Rodrigues, der tatsächlich verletzt runter musste. Weil der FCS bereits drei Mal gewechselt hatte, musste die Elf von Timucin Gürsan mit zehn Mann zu Ende spielen. Nicht unbedingt die beste Ausgangslage bei einem 2:3-Rückstand. Doch mit einem Mann weniger schlug der FCS tatsächlich nochmal zu und entriss Paloma den sicher geglaubten Sieg.

Roberto D'Urso hatte in der 90. Minute eine Ecke von rechts in den USC-Strafraum gebracht. Die „Tauben“-Defensive bekam das Leder weder weggeschlagen noch unter Kontrolle und so landete das Spielgerät vor den Füßen von Simon Keisef, der cool blieb und zum 3:3-Ausgleich einnetzte. Der Schlusspunkt einer ganz munteren Partie vor 158 Zuschauern, die wechselnde Führungen gesehen hatten. Erst lag Paloma nach Moritz Niemanns erstem Treffer vorn, dann glich Samuel Louca aus und brachte Süderelbe sogar in Führung, ehe Niemann – begünstigt durch einen Torwartfehler von Jakob Noah Bertog, der nur eine Ein-Mann-Mauer stellte und beim Freistoß das kurze Eck völlig offen ließ – abermals traf. Nach dessen 2:2 sorgte Tom Bein in der 52. Minute für die neuerliche Paloma-Führung und den immer wieder gern zitierten Auftakt nach Maß in der zweiten Halbzeit. Aber Keisef sollte den Palomaten eben doch noch einen Strich durch die Rechnung machen...

Gürsan: „Louca hätte ein drittes Tor machen können – das wäre eine kleine Vorentscheidung gewesen“

Zwei Mal durfte Süderelbes Samuel Louca sich über seine Tore freuen – ein dritter Treffer gelang ihm aber nicht... Foto: Both

„Wir waren von Anfang an gut im Spiel drin, haben gut gegen den Ball gearbeitet und konnten immer wieder Nadelstiche setzen“, begann Timucin Gürsan seine Analyse nach dem Match. „Nach dem 0:1 haben wir unseren Fußball konzentrierter runtergespielt und konnten über die Außen mehrmals durchbrechen“, befand der Übungsleiter der Gäste. „Die Räume in der Box wurden gut besetzt, beide Tore sind praktisch identisch gefallen“, freute sich Gürsan, doch für den Coach gab es auch Anlass zum Ärger: „Samuel Louca hätte sogar noch ein drittes Tor machen können. Das 3:1 wäre dann schon eine kleine Vorentscheidung gewesen. Nach dieser verpassten Gelegenheit kriegen wir durch eine Standard den Ausgleich.“ Paloma habe sich, so der FCS-Trainer weiter, „nach meinem Notizzettel nicht eine Chance herausgespielt. Aber uns war klar, dass da in der zweiten Halbzeit noch etwas kommen wird.“ Gut vorausgeahnt, Herr Gürsan – schließlich kam Beins Treffer im zweiten Durchgang tatsächlich. Und der Mann an der Seitenlinie bei den „Kiesbarg-Kickern“ sollte auch mit einem weiteren Satz seiner Analyse richtig liegen: „Wir hatten dann sogar Glück, dass wir nicht noch einen vierten Gegentreffer bekommen. So halten wir uns noch die Chance am Leben“, sagte Gürsan und befand schließlich: „Wir kommen am Ende zum verdienten Punkt.“

Harms: „Wenn man das vierte Tor nicht macht, darf man sich nicht beschweren“

Tom Bein (li., hier gegen Martin Sobczyk) brachte Paloma zwischenzeitlich mit 3:2 in Führung. Foto: Both

Ein wenig hatten die Worte des Süderelbe-Trainers an Steffen Harms geknabbert. „Ich sehe das Ganze ein bisschen anders. Ich habe auf meinem Zettel einige herausgespielte Chancen für uns notiert. Wir haben das Spiel gut dominiert und sind immer wieder gefährlich vor das Tor gekommen“, stellte der Paloma-Coach fest, musste aber auch zugeben: „Leider waren wir nach dem 1:0 etwas naiv und haben die Dominanz wieder aus der Hand gegeben. Da waren wir manchmal etwas zu mutig und haben über die Außen Probleme bekommen. Dadurch laufen wir in zwei, drei Konter rein. Sehr ärgerlich.“ Doch Gürsans Vorahnung in Sachen „da kommt noch was“ sollte Harms wieder begeistern: „Wir kommen sehr gut zurück ins Spiel und gehen wieder in Führung“, so der USC-Übungsleiter. Doch an dieser Stelle gab es auch ein großes „Aber“: „Eigentlich hatten wir die zweite Halbzeit total unter Kontrolle. Aber wenn man das vierte Tor nicht macht, darf man sich nicht beschweren, wenn man am Ende durch eine Standard den Ausgleich kassiert.“ Und dieser Treffer nagte an Harms' Gemüt: „Das ist echt beschissen, das muss ich leider so sagen. Drei Punkte wären heute ein toller Schritt in der Tabelle gewesen. Ich ärgere mich wirklich sehr, es wäre mehr drin gewesen. Letztlich haben wir nicht verloren und einen Punkt gesammelt. Das nehmen wir soweit mit...“

Jan Knötzsch