Landesliga Hansa

Primus mit Geduld: VfL schlägt Verfolger und muss jetzt „den inneren Teufel besiegen“

ASV Hamburg unterliegt im Spitzenspiel gegen Lohbrügge trotz gutem Start mit 3:5

09. November 2019, 18:10 Uhr

So sehen Sieger aus: Zum 15. Mal in Folge durften sich die Spieler des VfL Lohbrügge über einen Sieg freuen. Foto: Knötzsch

Sie hatten viel zu bejubeln. Fünf Mal durften die Spieler des VfL Lohbrügge im Gipfeltreffen gegen den ASV Hamburg (Hier gibt’s die Highlight der Partie im Live-Ticker) ihre Arme vor den vielleicht 80 Zuschauern am Binnenfeldredder nach oben reißen und sich freuen. Und nachdem die „Wild Boys“ auf dem heimischen Rasen ihren inzwischen 15. Sieg (!) in Serie entsprechen gefeiert hatten, da hatten die Lohbrügger auch viel zu erzählen. Danijel Suntic zum Beispiel, der selbiges im FussiFreunde-Vide-Interview (siehe Text) tat. Auch Elvis Nikolic natürlich, der als Coach zu Protokoll gab, sein Team sei im Vergleich zum Vorjahr „extrem gereift und stabil geworden. Das macht mich mächtig stolz.“ 

Aber auch einer, der sonst nicht so im Mittelpunkt steht, ließ es sich nicht nehmen, seine Sicht der Dinge zum Besten zu geben: Sandjar Ahmadi.. Zwei Mal war Lohbrügges Mann mit der Nummer 17 beim 5:3-Erfolg der Kicker von Elvis Nikolic und Sven Schneppel als Vorlagengeber in Erscheinung getreten. Und ein Mal hatte Ahmadi sogar selbst getroffen. Beim 2:0. „Da habe ich mir den Ball, den ich vorleget habe, selbst geholt“, lachte Ahamdi, der in der 35. Minute nach seinem eigenen Pass an Teamkollege Pascal Bäker vorbei sprintete, weil sowohl er als auch Bäker selbst den VfL-Torjäger im Abseits wähnten. Ahmadi nahm die Kugel wieder auf, um sie dann unter freundlicher Mithilfe von ASV-Schlussman Shahin Ahmadi im Netz zu versenken. „Pascal stand gar nicht im Abseits, hat der Schiri ihm hinterher gesagt. Dass er das Tor nicht macht, war dann Pech für ihn und Glück für mich“, grinste Sandjar Ahmadi, der sich mit seinen Teamkollegen aber dennoch über zwei Bäker-Treffer freuen durfte.

Lohbrügges Danijel Suntic im Video-Interview

Ahmadi: „Nach zehn, 15 Minuten haben wir uns gefangen“

Achtung, Widersacher: Lohbrügges Ozan Gencel (re.) stellt such Masehullah Satari in den Weg. Foto: Knötzsch

„Der ASV hat uns anfangs sehr hoch angegriffen und hoch gestanden. Nach zehn, 15 Minuten haben wir uns gefangen. Wir hatten dann gute Kobinationen. Bei uns läuft es. Wenn wir Chancen haben, dann treffen wir auch. Das Glück ist einfach auf unserer Seite“, befand Sandjar Ahmadi. „Die Mannschaft hat das am Ende überragend gemacht, auch wenn man dem ASV ein riesiges Kompliment machen muss. Die sind immer wiedergekommen“, fügte er hinzu und konstatierte mit Blick auf seine eigene Leistung, aber auch das Gesamtkonstrukt: „Wir haben Spieler, auf die wir uns verlassen können. Ich habe gute Jungs hinter mir, so dass ich Aktionen nach vorne bringen kann Das war in der letzten Saison nicht so. Wir machen das gut. Wenn – wie heute Seyhmus Atug (gesperrt, Anm. d. Red.) – Leute ausfallen, sind andere da. So wie diesmal Jonas Holz als Ersatz für Atug in der Innenverteidigung.“ Und genau das war, wenn es nach Ghazi Mustapha ging, der Unterschied: „Wir waren sehr geschwächt. Uns fehlten mit Mike Appiah und Serhat Cayir zwei Außenverteidiger. Wenn die beiden mitgespielt hätten, dann wäre das her anders ausgegangen“, war sich der Trainer des ASV sicher.

Mustapha: „Und dann kassierst du so einen scheiß Elfmeter...“

Lohbrügges Sandjar Ahmadi (li.) beim Einwurf, ASV-Doppel-Torschütze Timo Aschenbrenner beobachtet ihn. Foto: Knötzsch

„In der Pause“, so verriet Mustapha weiter, „haben wir die Jungs nochmal richtig heiß gemacht. Und dann kassierst du nach elf Sekunden so einen scheiß Elfmeter, weil unser Außenverteidiger schläft. Irgendwann knackst du dann ein. Danach macht Lohbrügge das schlau und sie kommen in einen Lauf.“, Spielerisch aber, so befand Mustapha, „hat uns Lohbrügge nicht die Grenzen aufgezeigt. Wir haben viele individuelle Fehler gemacht, das war der Knackpunkt.“ Dennoch aber, so setzte der ASV-Übungsleiter seine Analyse der Begegnung, fort, „muss man den VfL beglückwünschen und ihm Respekt zollen. Sie sind eiskalt und nutzen die Fehler aus. Wenn man da oben steht, wo Lohbrügge steht, dann hat man dieses Glück auf seiner Seite.“ Und trotzdem wollte Elvis Nikolic erst noch nicht so richtig raus mit der Sprache, sondern stellte erst auf Nachfrage fest: „Natürlich war das ein großer Schritt Richtung Aufstieg, wenn du den Tabellenzweiten schlägst und jetzt zehn Punkte Vorsprung hast. Aber da gibt es diese innere Stimmen, die einem sagt: 'Jetzt machen wir mal ein paar Prozent weniger, es reicht doch'. Diesen inneren Teufel müssen wir jetzt jede Woche drei Mal im Training und dann am Wochenende im Spiel besiegen. Jeder Gegner will uns schlagen. Dagegen müssen wir angehen.“

Nikolic: „Ich war gar nicht angespannt, weil ich mir sicher war, dass wir gewinnen“

Abgang des Doppel-Torschützen: VfL-Torjäger Pascal Bäker (li.) verlässt das Feld, für ihn kommt Domagoj Bozic. Foto: Knötzsch

Denn was passiert, wenn man nachlässt und die Konkurrenz auf die leichte Schulter nimmt, zeigt am besten das Beispiel Hamm United aus der vergangenen Saison: Der HUFC stieg als Zweiter zwar auf, hatte zuvor aber die neun Punkte, die man als Spitzenreiter an Vorsprung hatte, verspielt und war auf dem Silberrang eingelaufen, wie sich Sandjar Ahmadi im Gespräch erinnerte. „Das ist Warnung genug. Der ASV bleibt weiter unser größter Konkurrent. Sie haben eine tolle Serie gespielt, schießen auch gegen uns drei Tore und machen ein gutes Spiel“, so Elvis Nikolic. Aber: „Wir sind ein Jahr weiter“, sagte der VfL-Trainer, „ich kann mich an Zeiten erinnern, da hätten wir un so einem Spiel Gelbe und Rote Karten en masse bekommen.“ Diesmal nicht. Stattdessen „hatte ich einen totalen Ruhepuls. Ich war gar nicht angespannt, weil ich mir sicher war, dass wir gewinnen. Nicht aus Überheblichkeit, sondern weil man sieht, wie die Jungs drauf sind und wie sie trainieren. Mir war absolut nicht Angst und Bange, obwohl ich den ASV wirklich gut ginde. Das ist eine tolle Mannschaft“, erklärte Nikolic und ergänzte: „Wir wussten, dass das ein Spiel mit offenem Visier und vielen Toren wird. Der ASV hat anfangs gepresst, sie waren viel früher im Spiel. Wir haben das mit unserer Geduld heruntergespielt. Das einzige, was wirklich negativ ist: Wir kassieren drei Gegentreffer aus Standards.“

Jan Knötzsch