Oberliga

„Dasse“ kontert Karte klug, Gürsan geknickt: „Das hat die Mannschaft nicht verdient“

Süderelbe muss sich in Überzahl der TuS mit 0:4 geschlagen geben

28. September 2019, 10:59 Uhr

Seht her, ich war's: Doppeltorschütze Mattia Maggio (re., hier mit Mark Hinze). Foto: Bode

Das Spiel war längst Geschichte und selbst der neue Tag schon angebrochen, als Jean-Pierre Richter endlich den Heimweg antreten konnte. „Das waren so drei, vier Stunden, die ich noch am Kiesbarg war“, rechnete der Coach der TuS Dassendorf im Anschluss an das Spiel beim FC Süderelbe nach, wann er den Schlüssel in die Hand genommen hatte, um sein Auto aufzuschließen. „Jetzt werde ich fast ein bisschen nostalgisch und romantisch. Schade, dass ich zuletzt nicht so oft hier war, aber schön, dass ich hier war“, stellte „JPR“ fest. Der Coach des Tabellenführers dufte sich auf dem Weg zurück in die Hamburger City nicht nur über das Wiedersehen mit dem Ex-Club und vielen Weggefährten freuen, sondern am Ende auch über drei Punkte.

Dabei standen gleich mehrere Spieler im Mittelpunkt. Zum einen TuS-Torhüter Christian Gruhne, der „sehr gut agiert hat“ (O-Ton Richter), dann natürlich Doppeltoschütze Matta Maggio, der hinten raus den berühmten Sack zumachte – und Amando Aust. Der hatte schon nach zwei Minuten nach einer Standardsituation seine Farben in Führung gebracht (FCS-Trainer Timucin Gürsan: „Es war nicht klar ersichtlich, ob der Ball hinter der Linie war oder nicht, aber der Schiedsrichter entscheidet auf Tor“), musste dann aber im zweiten Durchgang mit einer Roten Karte frühzeitig vom Feld. „Eigentlich“, so sinnierte Timucin Gürsan, „hat uns diese Karte in die Karten gespielt.“ Aber eben nur eigentlich. Denn: Der Gast, der bis dato „nur“ 1:0 geführt hatte, legte in Unterzahl (!) drei Mal nach und setzte sich mit 4:0 durch.

Richter: „Ich bin froh, wie die Mannschaft das in der turbulenten zweiten Hälfte zu Ende gespielt hat“

Kurz nach dem Platzverweis nahm TuS-Coach Jean-Pierre Richter (re.) Pascal Nägele raus und brachte Edin Tanovic. Foto: Bode

„In der Szene haben wir den 'Rebound' quasi schon, nachdem wir den Ball zurückerobert haben, aber dann verliert Maxi Dittrich ihn wieder und der Süderelbe-Spieler geht Richtung Tor, kann sich in Amando drehen und der foult ihn dann. Im ersten Moment war es für mich nicht so klar, aber aufgrund des Vergehens ist es eine 'Notbremse'. So hatte Süderelbe fast 20 Minuten vor Schluss einem Mann auf dem Feld“, konstatierte Richter, dessen Elf sich aber absolut nicht aus dem Konzept bringen ließ: „Maggio spielt schön auf den zweiten Pfosten, wo Dittrich ran rauscht und das 2:0 macht. Da haben wir uns endlich belohnt, das war nach 78 Minuten die Vorentscheidung. Danach haben wir die Räume besser genutzt und Marcel von Walsleben-Schied kann noch zwei Mal für Maggio auflegen. Am Ende ist das Ergebnis deutlicher als es das Spiel über weite Strecken war.“ Sein Team, so „JPR“, habe zuvor „im und am Sechzehner oft falsche Entscheidungen getroffen. Nach dem frühen Tor war das über sehr lange Zeit ein sehr intensives, schnelles und auch leidenschaftlich geführtes Spiel von beiden Seiten.“

„Wir hatten Phasen, wo wir die Kontrolle hatten und Phasen, wo wir kaum bis gar nicht den Zugriff auf den Gegner bekommen haben. Süderelbe hat sich mit zunehmender Zeit mehr rein gearbeitet und gespielt. Wir haben es versäumt, die Möglichkeiten zu nutzen, mit denen wir früher auf 2:0 hätten schalten können. Das Spiel war immer wieder auch zerfahren“, analysierte Richter, dessen Elf es „in der zweiten Hälfte besser hingekriegt hat, Zugriff auf die Umschaltmomente beim Gegner zu bekommen. Wir haben es aber verpasst, in Ballbesitzphasen den letzten Ball richtig auszuspielen.“ Bis zur Endphase habe der FCS sein Team „vor Probleme gestellt. Das war eine sehr interessante Aufgabe, die wir erfolgreich meistern konnten. Es war ein hartes Stück Mentalität, sich auf dem Platz nach der Roten Karte so zu festigen, dass wir das Spiel für uns entscheiden. Ich bin froh und zufrieden, wie die Mannschaft das Ganze gerade in der turbulenten zweiten Hälfte zu Ende spielt. Das war als Einheit ein toller, wichtiger Sieg“, sagte Richter, für den es aber auch einen Wermutstropfen gab, weil „Henrik Dettmann verletzt raus musste.“

Gürsan: „Es ist schade, dass das am Ende so deutlich wird“

Keine Vorwürfe ans Team, aber eben auch keine Punkte geholt: FCS-Trainer Timucin Gürsan. Foto: KBS-Picture.de

Bei seinem Trainerkollegen allerdings war die Trauer um einiges größer. „Wir geraten in Rückstand, obwohl das Tor zum 0:1 vielleicht gar keins war. Man hat der Mannschaft den Schock und die Starre danach angemerkt“, ärgerte sich Timucin Gürsan. „Allerdings“, so Süderelbes Coach weiter, „kommen wir gut aus dieser Phase heraus, sind entschlossen, verteidigen gut und haben nach 20 Minuten richtig guten Zugriff auf das Spiel.“ Und nicht nur das: „Wir haben uns auch Chancen herausgespielt, richtige Hochkaräter“, sagte Gürsan mit Blick auf Gelegenheiten durch den Ex-Dassendorfer Samuel Louca und Abraham Yeboah Boateng. „Wir hatten uns vorgenommen, in der zweiten Halbzeit genau da anzuknüpfen, wo wir vor der pause aufgehört hatten – da ist uns eigentlich auch ganz gut gelungen, Bis zur Roten Karte...“, bilanzierte der FCS-Coach, „dann kassieren wir gegen einen Gegner, der in Unterzahl spielt, das 0:2 nach einem Konter. Auch das 0:3 ist ein Konter und beim vierten Gegentreffer lassen wir uns erneut auskontern. Der Gegner konnte sich tiefer stellen und über den Umschaltmoment kommen. Im Endeffekt ist das Ergebnis zu hoch. Ich kann meinen Jungs eine gute Leistung attestieren. Es ist nur schade, dass das am Ende so deutlich wird. Das gibt das Spiel so eigentlich nicht her. Das hat die Mannschaft nicht verdient.“

Jan Knötzsch