Landesliga Hansa

Achter „Dreier“, aber phasenweise „Lowbrügge“: „Das war nicht geil und kein Feuerwerk“

VfL feiert beim SVNA einen 3:0-Sieg, überzeugt jedoch nicht vollends

20. September 2019, 23:30 Uhr

Nicht überragend, aber erfolgreich: Die Lohbrügger Spieler bejubeln nach dem Abpfiff ihren 3:0-Sieg. Foto: Knötzsch

Fynn Körner lag noch am Mittelkreis auf dem Boden. Nicht weit abseits des Torhüters des SV Nettelnburg-Allermöhe kauerte nach dem Landesliga Hansa-Spiel gegen den VfL Lohbrügge (Hier gibt’s die Highlights im Live-Ticker) kauerte ein Mitspieler. Körner hatte sich seine Handschuhe abgestreift und starrte einfach nur ins Leere. Es war ein Moment der Ernüchterung nach dem Match gegen den Spitzenreiter. Der hatte den SVNA in den 90 Minuten zuvor zwar nicht gänzlich an die Wand gespielt und nach Belieben auseinandergenommen, am Ende aber mit 3:0 dennoch die Nase vorn. Und das, wo doch selbst auf Seiten des Siegers die Stimmung nach dem Schlusspfiff von Schiri Devin Wengorz (TuS Hamburg) irgendwie nicht die allerbeste sein wollte. 

„'Schnepp', wie viel Prozent an Leistung waren das jetzt“, fragte VfL-Coach Elvis Nikolic seinen Trainerkollegen Sven Schneppel, als die Frage darauf kam, wie viel seines Könnens der Kader des Ligaprimus denn da am Henriette-Herz-Ring soeben abgerufen hatte. Nach dem „Dreier“ in der Vorwoche gegen den Oststeinbeker SV hatte Nikolic konstatiert, 60 Prozent hätten zum Sieg gereicht. „Dieses Mal war's noch weniger“, erwiderte Schneppel schließlich Nikolic' anfängliche Frage. „Schnepp“ war zweifellos nicht ganz einverstanden mit dem Auftritt. Das hatte er schon eine knappe Viertelstunde vor dem Ende der Partie deutlich gemacht, als er seine Schützlinge von der Seitenlinie aus anherrschte, sie mögen doch jetzt bitte mal wieder den Ball ordentlich laufen lassen. Unrecht hatte er damit nicht: Lohbrügge war zwischenzeitlich zu „Lowbrügge“ geworden...

Nikolic: „Wir müssen uns selbst überprüfen, dass wir die Ansprüche nicht zu hoch setzen“

Nicht vollauf zufrieden: VfL-Trainer Elvis Nikolic (re.). Foto: Knötzsch

„So richtig zufrieden sind wir nicht. Wir haben das Spiel nicht dominiert, sondern hatten Phasen, wo wir den SVNA rankommen lassen, so dass sie kleine Aktionen am Sechzehner hatten. Das war keine überragende Leistung. Allerdings: In der vergangenen Saison hätten wir so ein Spiel noch verloren“, konstatierte Augenblicke später auch Nikolic und stellte fest: „Das war ein komisches Derby. Es gab nicht eine einzige Karte, in der letzten Saison haben wir hier verloren und zwei Mann mussten runter. Insgesamt haben wir uns also gefangen.“ Der 3:0-Erfolg sei am Ende zwar „souverän“, aber: „Das war nicht richtig geil, das war kein Feuerwerk“, befand Nikolic und erklärte: „Es ist niemals nur eine Frage, wie hoch wir gewinnen, Wir unterschätzen keinen Gegner.“

Vielmehr „heißt es jede Woche vor dem Spieltag: 'Mal gucken, wie hoch Lohbrügge gewinnt'. Da müssen die Jungs auch erstmal mit umgehen. Man darf sich davon nicht einlullen lassen“, gab der VfL-Coach zu Protokoll und legte nach, dass dies auch nicht passieren würde: „Wir haben immer um die 22 Mann beim Training, Da knallt es richtig, wenn man mal sieht, wer da zum Beispiel heute alles nicht gespielt hat.“ Dennoch aber „müssen wir noch souveräner und stärker werden. Man kann nicht immer fünf, sechs oder sieben Tore machen. Heute waren das 65 Prozent“, fand Nikolic schließlich die passende Zahl, schob aber eiligst nach: „Ein 3:0 ist okay. Wir müssen uns selbst überprüfen, dass wir die Ansprüche vielleicht nicht selbst zu hoch setzen.“

Andrade-Granados: „Wir sind überhaupt nicht reingekommen und waren sehr zerfahren“

Danijel Suntic (Nummer elf) kam im zweiten Durchgang beim Gast für Jonas Holz ins Spiel. Foto: Knötzsch

Daniel Andrade-Granados flüchtete sich derweil erstmal in Humor. „Wir sind doch als Favorit ins Spiel gegangen“, scherzte der Übungsleiter des SVNA, „Lohbrügge war in den Anfangsminuten sehr nervös und hat sich gefragt: Wie viele bekommen wir hier heute.“ Doch dann stieg „DAG“ gezielt in die Analyse ein: Der VfL habe „zu seinem Rhythmus zurückgefunden. Wir haben vom Spielverlauf her deutlich verloren, von den Toren her ist es überschaubar – aber nicht schön. Wir hatten immer so 80-Prozent-Chancen. So lange es 0:0 oder 0:1 steht und du eine davon mal rein machst, hätten wir es verdient gehabt, es positiv zu gestalten. So kannst du dir dafür nichts kaufen. Lohbrügge hätte schon zur Pause gut und gerne mit zumindest 2:0 führen dürfen.“

Insgesamt, so der SVNA-Trainer weiter, „hat Lohbrügge das absolut souverän gemacht. Sie haben dominiert. Wir sind überhaupt nicht reingekommen, waren sehr zerfahren und haben in den drei Einzelteilen Abwehr, Mittelfeld und Sturm agiert. Da waren viele Abstände und Löcher. Vielleicht hatten die Jungs ein bisschen arg viel Respekt. Es wirkte zumindest so. Man hat ja gesehen, dass wir schon Fußball spielen können. Es lag nicht nur daran, dass Lohbrügge uns gelassen hat. Ab und zu konnten wir uns auch befreien. Aber in der Summe ist das zu wenig, um das Spiel zu gewinnen.“

Jan Knötzsch

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