Regionalliga Nord

Ecke, Elfer, „Dreier“: Bei „Berki“ kribbelt's lange und Asani findet's einfach nur „sensationell und geil“

Altona 93 feiert vor 2044 Zuschauern im Derby gegen den FC St. Pauli II einen 2:1-Erfolg

08. September 2019, 17:30 Uhr

Rot-weiß-schwarze Jubeltraube: Die AFC-Spieler feiern ihren zweiten Saisonsieg. Foto: Heiden

So richtig hatte keiner mit dem gerechnet, was da kam: Ersen Asani legte sich nach 26 Minuten im Spiel zwischen Altona 93 und dem FC St. Pauli II (Hier gibt’s die Highlights im Live-Ticker) den Ball zur Ecke zurecht. Altonas Nummer 13 lief an, trat das Leder mit seinem linken Fuß und die Kugel flog und flog. Durch den Strafraum, über Keeper Leon Schmidt hinweg und schließlich oben ins Netz. Asani drehte zum Jubeln ab und wurde von seinen Teamkollegen erreicht, die ihm um den Hals fielen. In diesem Moment war es „nur“ der Führungstreffer, etwas mehr als eine Stunde später aber wussten die Kicker von der Griegstraße: diese direkt verwandelte Ecke war der Türöffner zum zweiten Saisonsieg der Equipe von Trainer Berkan Algan.

Und Ersen Asani strahlte nach dem Abpfiff über das ganze Gesicht. Der Abwehrmann, der seit Januar 2019 im Kader des AFC steht, war nach nach dem Match ein gefragter Mann – nicht nur bei der Presse, sondern auch beim jugendlichen Altonaer Anhang, der sich gleich mal schnell Trikots und Bälle signieren ließ. „Nein, so ein Tor wie dieses habe ich noch nicht geschossen“, erklärte der 26-Jährige, den Coach Berkan Algan eigentlich schon früher verpflichten wollte, dann aber davon Abstand nehmen musste, weil sich Asani wegen eines Tumors erst einmal einer Chemotherapie unterziehen musste. Nun ist Asani längst wieder fit und spielfähig – der Treffer gegen St. Pauli II aber war für ihn dennoch etwas besonderes. Nicht nur aufgrund dessen, dass er so ein Tor eben nicht alle Tage erzielt. „Ich habe den Raum gesehen, geschossen, hatte Glück und dann lag der Ball im Tor“, brachte es Asani nüchtern betrachtet auf den Punkt, verriet aber: „Das war ein sehr gutes Gefühl. Es war ein emotionales Derby. Wir waren gut vorbereitet, mussten das Spiel gewinnen und sind froh und glücklich, dass wir es jetzt auch gewonnen haben.“

Algan: „Wir haben verdient gewonnen, weil wir präsent waren“

Vergeblich geflogen: St. Pauli II-Keeper Leon Schmidt (hi.) ist gegen Ersen Asanis direkt verwandelte Ecke machtlos. Foto: Heiden

Oder um es anders zu sagen: „Es war wirklich sehr gut für mich: Derby, Tor, alles in Ordnung. Das ist geil. Sensationell. Normalerweise bin ich bei Ecken im Raum am Sechzehner. Aber der Trainer hat mir gesagt: Du musst die Ecke mit deinem linken Fuß machen“, grinste Asani – und auch bei dessen Coach war die Stimmung nach dem Abpfiff gelöst: „Wir sind unglücklich in Rückstand gegangen, als Max mit der Fußspitze den Ball perfekt in die Schnittstelle und den Laufrhythmus des Stürmers abfälscht, der das hervorragend zu Ende bringt“, blickte Algan zunächst auf das 0:1, das Cemal Sezer nach einem Missgeschick von Maximilian Dagott erzielte (16.), zurück, um dann festzustellen: „Es war danach ein intensives Spiel. Wir hatten uns vorgenommen, bissig zu spielen. Die Mannschaft hat die Spielidee sehr lange umgesetzt. Wir wollten den Gegner zu Räumen und Bällen zwingen, die er nicht gern hat. Das ist laufintensiv und war mit viel Risiko verbunden. Wenn du tief stehst, dann opferst du den Ball, wenn du hoch presst und anläufst, opferst du den Raum und Schnittstellen. Aber wir hatten den Gegner gut im Griff, In der zweiten Halbzeit hat mir das sehr gut gefallen.“ 

Philipkowski: „Nach dem 0:1 ist irgendwas in der Mannschaft passiert – ich weiß nicht, was“

Hiergeblieben: St. Paulis Niklas Golke (re.) versucht mit einem Griff an den Arm Altonas Furkan Aydin zu stoppen. Foto: Heiden

Aber da war auch noch etwas, was „Berki“ missfiel: „Nicht so gut gefallen hat mir das Ausspielen unser Ballgewinne, die zu noch deutlicheren Torchancen oder Toren führen müssen. Dann hätten wir ein ruhigeres Spiel gehabt. So haben wir lange auch wieder ein Kribbeln im Bauch gehabt“, bekannte Algan, dass er und sein Team bis zum Ende zittern mussten. Und das, obwohl Joachim Philipkowski nach dem Match davon sprach, dass „das heute im achten Spiel insgesamt unser schlechtestes war.“ Zwar habe sein Team „gut angefangen“ und auch die Führung erzielt, so der Übungsleiter der Kiezkicker-Reserve, doch „danach ist irgendwas in der Mannschaft passiert. Ich weiß nicht, was, aber wir hatten wir nicht mehr so viel Dynamik und zu wenig Offensivaktionen. Da war die junge Mannschaft nicht mehr stabil genug. Wir hatten über 90 Minuten Probleme mit den langen Bällen von Altona.“ Bei den durchaus vorhanden Gelegenheiten, „das 2:1 zu machen, hat uns ein Stück weit die Überzeugung gefehlt“, bilanzierte „Piepel“. Und so durfte Berkan Algan, dessen Elf nach einem Handspiel von Marvin Senger durch Marco Schultz' verwandelten Elfmeter zum Siegtreffer kam (86.), konstatieren: „Wir haben verdient gewonnen, weil wir präsent waren und die entscheidenden Momente entschärfen konnten.“

Jan Knötzsch   

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