Oberliga

Dylan mit Willen, Paloma ohne PS: „Absolut nicht verdient, mit dem Invest etwas zu bekommen“

Meiendorf feiert gegen den USC vor heimischem Publikum ersten Saisonsieg

07. September 2019, 17:57 Uhr

Meiendorfs Matchwinner: Der Ball liegt im Tor, Palomas Kevin Lorhke kann's nicht fassen – und Dylan Williams (vo.) jubelt. Foto: Heiden

Jannis Waldmann lieferte das Bild, dass an diesem Nachmittag irgendwie zur Stimmung beim USC Paloma nach dem Auswärtsspiel beim Meiendorfer SV (Hier gibt’s die Highlights im Live-Ticker) passte: Der Keeper der „Tauben“ saß nach dem Match auf dem Rasen der Flens-Arena. All seine Teamkollegen hatten das Fed bereits verlassen. Nur Waldmann eben nicht. Die roten Fußballschuhe standen vor ihm, seine Handschuhe hatte der „Goalie“ abgestreift und blickte konsterniert zu Boden. Die 1:2-Niederlage des USC hatte Spuren hinterlassen, wie auch Steffen Harms anschließend bekannte. „Wir sind angefressen“, sagte der Coach der Gäste nach dem Schlusspfiff.

„Es ist total blödsinnig, jetzt nach dem siebten Spieltag über die Tabellensituation zu sprechen. Aber: Das war ein Duell gegen einen direkten Konkurrenten. Gegen Mannschaften von oben haben wir verloren, dann gegen zwei direkte Konkurrenten (gemeint sind Rugenbergen und Buchholz, Anm. d. Red.) gewonnen. Das sind die Spiele, wo wir uns was ausrechnen und holen wollen. Mit einer normalen Leistung wäre heute mehr drin gewesen. Umso ärgerlicher ist es, dass wir die PS nicht aus Feld bekommen haben“, bilanzierte der USC-Übungsleiter und gab ein Beispiel: „Die Situation von Youcef Madadi beschreibt es ganz gut: Er hat im Training gezeigt, dass er einer unserer besten Fußballer ist. Wir haben uns gefreut, ihn bringen zu können. Er war einer, der das Spiel für uns definitiv verändern sollte. Seine ersten drei Kontakte sind schlecht, er lässt sich dann von der Situation verunsichern und fällt mit dem ganzen Part zusammen. Der Wechsel ist verpufft.“

Harms: „Wir waren in einem Spiel auf schwachem Niveau die etwas schwächere Mannschaft“

Kamps ums Leder: Der bärenstarke Meiendorfer Max Rosseburg (li.) und Palomas Torschütze Wolfgang Pesch. Foto: Heiden

Nun muss man Palomas Nummer 24 – Madadi kam zur zweiten Hälfte ins Spiel – zugute halten, dass ihn seine Teamkollegen auch kaum ins Spiel einbanden. Allein Schuld also war er an der Niederlage nicht. Paloma mühte sich redlich, abgesehen aber von Dominic Ulagas Lattentreffer war in der zweiten Hälfte herzlich wenig drin – stattdessen klaffte vor allem im Mittelfeld immer wieder ein großes Loch im Spiel der Palomaten. „Es ist echt schade, weil wir zuletzt einen guten Weg genommen hatten und eine mörderisch gute Trainingswoche hinter uns hatten. Wir hatten einen Schritt in die richtige Richtung gemacht und waren gespannt, was wir auf die Platte bringen“, so Harms. Meiendorf lief den USC nicht aktiv an – und „das hat uns eingeschläfert“, befand Harms: „Wir waren in einem Spiel auf schwachem Niveau die etwas schwächere Mannschaft. Fußballerisch sind wir nicht annähernd in die Richtung gekommen, wie wir wollten. Es ist und bleibt für uns alternativlos, alles aufs Feld zu werden. Wenn wir das nicht hinbekommen, fehlt uns ein ganz großes Stück, dann sieht es fußballerisch noch schlechter aus. So lange uns das nicht gelingt, werden wir keine Punkte holen. Wir haben es heute absolut nicht verdient, mit dem Invest etwas zu bekommen.“

Paloma liegt Saglam – wie schon am 10. Oktober 2015

Konzentration auf die Kugel: MSV-Stürmer Tolga Tüter (vo.) im Duell mit Max Krause, hinten beobachtet USC-Keeper Jannis Waldmann die Szene. Foto: Heiden

Und so gingen die drei Zähler folgerichtig aufs MSV-Konto – wie schon am 10. Oktober 2015. Vor vier Jahren feierte Baris Saglam sein Meiendorf-Trainer-Debüt gegen die „Tauben“. Das Resultat damals: 3:0 für den MSV. „Es freut mich, dass wir diese Statistik beibehalten konnten“, lachte Saglam, gab aber zu: „Es war ein schweres Spiel für uns. Wir haben wegen Urlaub und Verletzungen in den ganzen Wochen bisher nie zur richtigen Starformation gefunden. Wir müssen zielorientiert daran arbeiten, das Wir-Gefühl zu stärken und hervorzuheben und uns für den Aufwand zu belohnen. Gegen Sasel, Dassendorf, Hamm und Süderelbe haben wir uns jedes Mal Chance erarbeitet, machen die Dinger aber nicht rein und fallen in ein Loch, aus dem wir nicht aktiv zurück kommen, weil die Bank offensiv nicht gut besetzt war.“ Diesmal war's anders: Nach Martin Fedais 1:0 (Saglam: „Das war bilderbuchmäßig herausgespielt“), erhöhte zeigte Dylan Williams (Saglam: „Er kommt aus der Verletzung, feiert sein Debüt und trifft – besser geht’s nicht“) Willen und traf zum 2:0. „Dylan und Sean Vinberg, der sein WG-Partner ist, bringen bei uns den amerikanischen Stil mit rein: Das ist Leidenschaft pur“, jubilierte Saglam. 

Saglam: „Die Jungs haben es nicht verdient, mit der Qualität unten drin zu stehen“

Es mache „Spaß, den Jungs zuzugucken, wenn sie die Vorgaben umsetzen. Wir haben viele alte Spieler, die die Automatismen unseres Spiels bereits seit drei Jahren kennen. Die neuen Spieler müssen erst in neue Rollen hereinwachsen und diese praktizieren. Wenn wir das noch erhöhen können, dann sind wir auf einem guten Weg“, bilanzierte der MSV-Coach im Anschluss an die Begegnung und stellte mit Blick auf das bisherige Abschneiden und den nun eingefahrenen ersten Saisonsieg fest: „Die Jungs haben es nicht verdient, mit der Qualität unten drin zu stehen.“ Dass der MSV noch nicht so richtig aus dem Keller kam, sei, so Saglam, „dem geschuldet, dass wir nicht aus dem Vollen schöpfen können. Wenn fitte Jungs nachkommen, dann bin ich definitiv davon überzeugt, dass wir uns besser platzieren können.“

Jan Knötzsch