Oberliga

Führung vergeigt: Erst wenn das „Cello-Solo“ kommt, ist's vorbei...

Süderelbe gleicht nach spätem 0:1 beim SVCN noch später aus

06. September 2019, 23:28 Uhr

Der später vom Platz geflogene Jan-Hendrik Bannasch (li.) führt gegen den späteren FCS-Torschützen Marius Wilms (re.) und dessen Vorlagengeber Marcel Rodrigues (Mitte) die Kugel am Fuß. Foto: Knötzsch

Marius Wilms wollte noch einmal an diesem Abend den Spielverderber geben. Nach der Auswärtspartie des FC Süderelbe beim SV Curslack-Neuengamme (Hier gibt’s die Highlights im Live-Ticker) stand Gästeakteur Marcel Rodrigues gerade im FussiFreunde-Video-Interview (siehe Text) Rede und Antwort, als Süderelbes Nummer 17 sich links an der Szenerie vorbei bewegte. Nicht, ohne im Überschwang der Freude kurz zu versuchen, mit einem kleinen Winker seines Armes das Gespräch quasi zu „crashen“. Es blieb beim Versuch. Rodrigues, in den 90 Minuten aufgrund diverser Bodenkontakte nach Fouls zu so etwas wie der Reizfigur des Heimpublikums geworden, hatte bereits all das, was er zu sagen hatte, gesagt.

Und Minuten zuvor auf dem grünen Kunstrasen am Gramkowweg vor den 144 Zuschauern das gezeigt, was er kann: Curslack verlor in der Bewegung nach vorne unglücklich den Ball, „Cello“ avancierte zum Nutznießer und startete rechts auf dem Flügel einen langen Lauf, bei dem kein Widersacher ihn aufhalten konnte. Schließlich flankte er nach seinem Solo nach innen, die Kugel rauschte zunächst an Freund und feind vorbei, um dann am zweiten Pfosten bei Wilms zu landen. Der machte das, was ein guter Offensiver in so einem Fall eben macht: Schritt zu Ball, Fuß raus, das Leder über die Linie drücken, abdrehen und jubeln (90.). Mit dem letzten richtigen Angriff der Begegnung hatte der FCS soeben die durch Marco Schubring auch schon spät erzielte Führung der Hausherren (83.) egalisiert 

Gürsan: „Wir wollen wieder die eklige Mannschaft sein, gegen die keiner Bock hat, zu spielen“

Duell an der Mittellinie: Süderelbes Ljubica Panic (re.) gegen Moritz Kühn. Foto: Knötzsch

„Ich hab' nicht mehr richtig dran geglaubt. Ich war mir sicher: Wenn Curslack im eigenen Wohnzimmer führt, dann lassen sie sich das nicht mehr nehmen. Wir haben alle zusammen diese tolle Einzelleistung von 'Cello', nach der er quer legt, erzwungen“, konstatierte Timucin Gürsan nach dem Abpfiff und musste mit Blick auf das Plus an Chancen, das die Hausherren auf ihrer Seite hatten, feststellen: „Curslack hätte den Sack zumachen können – das haben sie aber nicht. Wir hätten – durch den Lattentreffer von Vitor Cadilhe Branco – in Führung gehen können, haben es aber auch nicht geschafft.“

„Wir haben aber den Kampf von Anfang an angenommen, standen hinten sehr gut und hatten viele gute Umschaltsituationen. Meine Mannschaft hat erbittert verteidigt, aber plötzlich kriegen wir doch das Gegentor und stehen nach 83 Minuten trotz eines leidenschaftlichen Auftritts wieder ohne etwas da. Genau diese Situation haben wir vorher in der Kabine besprochen: Wenn wir in Rückstand geraten, dann wollen wir uns da rausziehen. Wir wollen wieder die eklige Mannschaft sein, gegen die keiner Bock hat, zu spielen“, sagte Süderelbes Coach, der zudem noch auf ein Foul an Marcel Rodrigues in der Box in der Anfangsphase (23.) blickte: „Da haben wir einen Elfer, der vielleicht einer war, nicht bekommen. Wir haben zuletzt einen gegen uns bekommen, der auch keiner war. Schade, dass wir nicht auch mal das Glück haben. Ein frühes Tor hätte uns mehr Sicherheit gegeben“, so Gürsan.    

Wulff: „Wieder haben wir geführt, wieder bringen wir es nicht ins Ziel“

Bei seiner Auswechselung schritt Marco Schubring (li.) noch mit dem Gefühl, der Siegtorschütze zu sein, vom Feld – doch dann glich Süderelbe aus. Foto: Knötzsch

Die von Gürsan angesprochene (Nicht-)Lust war Matthias Wulff nach dem Match auch vergangen. „Wieder haben wir geführt, wieder bringen wir es nicht ins Ziel. Das ist wirklich bitter“, stellte der Coach des SVCN nach dem Abpfif fest. „Die erste Halbzeit war von beiden Seiten nicht gut: Es gab viele Fehlpässe – das war dünn. In der zweiten Halbzeit haben wir komplett die Spielkontrolle gehabt. Süderelbe stand immer tiefer hinten drin. Dann machen wir endlich das Tor, der Bann ist gebrochen und Süderelbe war mausetot. Anschließend kommt der Ballverlust an der Mittellinie, drei Mann haben die Chance, ein Foul zu ziehen – das machen wir nicht und die jagen uns das 1:1 rein. Das ist sicherlich ein bisschen unverdient“, analysierte Wulff, während drinnen im Vereinsheim Süderelbes Manager Matthias Nehls frohlockte: „Endlich! Nach sechs Jahren nehmen wir mal was mit. Zuletzt haben wir hier immer verloren.“ Die SVCN-Verantwortlichen hatten derweil nach Spielschluss ganz andere Sorgen: Nach der Endphase, in der Curslacks Jan-Hendrik Bannasch noch die „Ampelkarte“ sah, wurde Schiedsrichter Daniel Gawron (TuS Osdorf) offenbar von einem SVCN-Anhänger angegangen und nicht von Ordnern geschützt , so dass der Unparteiische nun einen Sonderbericht verfassen wird...

Jan Knötzsch