Lotto-Pokal

Das Wunder vom Kiesbarg bleibt aus

Fünf starke Minuten reichen dem AFC

07. August 2019, 11:14 Uhr

Erdogan Pini (li.) erzielte den Siegtreffer für den AFC. Foto: Heiden

Dienstagabend, Flutlicht, bestes Fußballwetter, Oberligist gegen Regionalligist – es war alles angerichtet für einen Pokalfight zwischen dem FC Süderelbe und Altona 93. Der Hamburger Meister kam in der zweiten Pokalrunde ausgerechnet zu der Mannschaft, die in der letzten Saison mit einem 2:0-Auswärtserfolg beim FC Teutonia 05 quasi die Feierlichkeiten an der AJK einläutete. 

Die Rollen waren klar verteilt. Der AFC ging als Regionalligist mit der Favoritenrolle in diese Partie, doch der Pokal schreibt ja bekanntlich seine eigenen Gesetze. Der FCS wollte die anhaltende Dürreperiode des AFC nutzen und diesen gleich in der zweiten Runde aus dem LOTTO-Pokal schicken. Die Rahmenbedingungen hätten auch kaum besser sein können, kam Altona doch gerade aus der englischen Woche mit drei Niederlagen und man selbst konnte die Partie gegen den SV Rugenbergen noch drehen und mit 3:2 für sich entscheiden. Zudem waren die Tribünen und Seitenränder des Kunstrasenplatzes am Kiesbarg gut gefüllt.


Mit einer leichten Verzögerung von fünf Minuten ging es dann auch in die Partie. Altona wollte von Anfang an klar zeigen, wer der Favorit ist und hatte gefühlte 90 Prozent Ballbesitz. Doch Süderelbe hielt super dagegen und schaffte es immer wieder, Nadelstiche nach vorne zusetzen, die dann aber meist im letzten Drittel nicht konsequent ausgespielt wurden. 

Ceylani nur selten geprüft

In den ersten 45 Minuten fand Altona ebenfalls so gut wie keine Möglichkeit, die tiefstehenden Kiesbargler aus der Reserve zu locken. So war es lediglich ein Schuss von Erdogan Pini (18.), der für so etwas wie leichte Torgefahr sorgte. Doch Ceylani stand goldrichtig und pflückte den Ball einfach runter. In der 45. Minute hatte Altona erneut die Chance auf die Führung. Nach einem Ballverlust in der gegnerischen Hälfte ging es auf einmal ganz schnell nach vorne. Der eingewechselte Ercetin knallte das Ding aus knapp 13 Metern drauf, doch wieder bekam Ceylani den Arm hoch und konnte den Ball abwehren. 

Cadilhe Branco bringt AFC ins Wanken

Das Endergebnis am Kiesbarg - der Favorit setzte sich durch. Foto: Ehler

Süderelbe konzentrierte sich in der ersten zehn bis 15 Minuten fast nur auf das Verteidigen, kam dann aber auch immer mal wieder zu guten Szenen vor dem Tor von Altona. Am auffälligsten waren hier vor allem Marcel Rodrigues, Marius Wilms und Christopher Mahrt. Letztgenannter hatte wohl die beste Chance der ersten Halbzeit, als er ein Pfund aus knapp 20 Metern losließ und damit die Stabilität des Querbalkens von Altona teste. 


Mit einem verdienten 0:0 ging es in die Pause. Doch dann nahm die Partie an Fahrt auf. Unmittelbar nach dem Wiederbeginn klingelte es das erste Mal in einem der beiden Gehäuse. Altona wollte direkt wieder Druck entwickeln und vergas dabei die Verteidigung. Ein perfekt gespielter Pass und ein super Laufweg von Marius Wilms brachten den Ball in den Strafraum. Wilms behielt den Überblick und legte quer in den Fünf-Meter-Raum, wo Vitor Cadilhe Branco nur noch einschieben brauchte (46.). Doch der Jubel der Mannen von Trainer Gürsan hielt nicht lange. Nur vier Minuten später glich der Regionalligist wieder aus. Ein langer Ball von Abdullah Yilmaz wurde von Eudel Silva Monteiro verlängert und landete auf dem Fuß des stark aufspielenden Erdogan Pini. Dieser legt quer, am zweiten Pfosten lief der völlig alleingelassene Mustafa Ercetin ein und musste nur noch den Fuß hinhalten (49.). Sechs Minuten später klingelte es erneut im Kasten von Süderelbe. 

Ercetin/Pini sorgen für die Wende

Wieder war es die Kombination Ercetin/Pini, die Altona zum Glück schoss. Dieses Mal allerdings in umgedrehter Reihenfolge. Ercetin knallte aus gut 25 Metern einen Ball aufs Tor, Ceylani lenkte die Kugel gerade noch so an die Latte. Beim Abpraller schaute die Hintermannschaft des FCS nur zu wie Pini, der klugerweise durchgelaufen war, den Ball seelenruhig annehmen konnte und zum 1:2 einschob (55.). 


Nach den schnellen Toren verflachte die Partie wieder etwas. Altona investierte nicht mehr als man musste und Süderelbe rannte die Mannen von Berkan Algan vergebens an. Der AFC hätte den Sack schon viel früher zumachen können, wären zum Beispiel der Kopfball von Marco Schultz (75.) oder der Schlenzer von Wohlers (76.) etwas präziser gewesen.

Boateng vergibt Ausgleich gegen "Gigant" Grubba

Tobias Grubba rettete dem AFC das Weiterkommen. Foto: KBS-Picture.de

Die letzten fünf Minuten der Partie entschädigten dann für die fast trostlosen ersten 45 Minuten. Süderelbe gab sich, ähnlich wie beim 3:2 gegen Rugenbergen, nicht auf und kämpfte sich noch einmal ran. In der 87. Minute hätte der eingewechselte Abraham Yeboah Boateng den Ausgleich erzielen MÜSSEN! Nach einem Sahnepass von Roberto d’Urso war der Neuzugang des FCS frei vor Grubba und zog voll ab. Grubba parierte den Schuss mit seinem Gesicht – der Abpraller landete bei Wilms, doch wieder stand das Bein eines AFC-Spielers im Weg. Beim abermaligen Nachsetzen konnte Boateng das Leder schließlich nicht mehr unter Kontrolle bringen. 


In der 90. Minute hatte dann Marcel Rodrigues mit einem Freistoß aus rund 19 Metern die Chance auf den Ausgleich. Doch Grubba blieb, anders als Christian Mathenia, in seiner Torwartecke und klärte den strammen Schuss zur Ecke. Kurz danach war Schluss am Kiesbarg. Isaak Hoeling und Luis Hacker tauschten noch ein paar Nettigkeiten aus, doch die Gemüter konnten schnell wieder beruhigt werden.

Am Ende war der Sieg von Altona und damit der direkte Einzug in die vierte Runde des Pokals verdient. Die „Hasen“ von Berkan Algan investierten mehr in die Partie, wurden dennoch ihrer Favoritenrolle nur vom Ergebnis her gerecht.


Text: Florian Ehler