Landesliga Hansa

„Berne kann nichts dafür, was bei uns ablief – Rahlstedt ebenso wenig“

Ahmed Mhamdi (Buxtehuder SV) im Interview

29. Mai 2019, 12:11 Uhr

Ahmed Mhamdi äußert sich im Interview zum Geschehen beim Buxtehuder SV in den letzten Monaten. Archivfoto: noveski.com

Das Ende kam vorm vergangenen Wochenende – noch vor dem Spiel gegen den Rahlstedter SC, zu dem die Landesliga-Fußballer des Buxtehuder SV, wie schon am Wochenende zuvor gegen den SV Nettelnburg-Allermöhe, nicht angetreten wären. Der Hauptverein entschied sich nach den internen, über Monate andauernden Streitigkeiten und Querelen mit der Fußball-Abteilung, das Landesliga-Team mit sofortiger Wirkung zurückzuziehen. Wir haben mit Ahmed Mhamdi, der – die Zeit in der Jugend mitgerechnet – seit 20 Jahren das BSV-Trikot trug, über die jetzige Situation, die Probleme und die Entwicklungen der vergangenen Wochen und Monate gesprochen.

Ahmed, nach dem ganzen Hin und Her beim Buxtehuder SV in den zurückliegenden Monaten: Wie fühlst du dich jetzt gerade?

Ahmed Mhamdi: Jetzt gerade fühle ich mich persönlich immer noch sehr enttäuscht, weil der Buxtehuder SV so etwas wie mein Baby war. Ich habe 20 Jahre in dem Verein gespielt und jetzt ist alles kaputt. Ich bin demotiviert und habe zur Zeit keine Lust mehr auf Fußball. Aber wer mich kennt, der weiß auch, dass ich nicht ohne Fußball kann. Es ist eine Frage der Zeit – und dann werde ich auch wieder irgendwo spielen. Auf jeden Fall bin ich derzeit sehr traurig.

Wie hast du selbst zusammen mit der Mannschaft dieses ewige Theater insgesamt wahrgenommen?

Mhamdi: Das war echt schon sehr lächerlich, um ehrlich zu sein. Man kommt zum Training, will trainieren – da heißt es dann, es geht weiter. Beim nächsten Mal kommt man wieder zum Training und es heißt, es geht nicht weiter. Das war ein komplettes Hin und Her. Wir hatten über Monate nichts anderes im Kopf als dieses Thema. Das hat man auch bei den einzelnen Trainingseinheiten gemerkt. Die Leistung war einfach nicht mehr da, da jeder Gespräche mit anderen Vereinen hatte, weil es ja irgendwann hieß: es geht nicht mehr weiter. Dann war die Aussage plötzlich doch wieder anders. Dieses ganze Hin und Her war ein Chaos. Dass das nicht spurlos an uns vorbeigegangen ist, hat man auch in den letzten Spielen gesehen. Die Mannschaft war im Kopf einfach schon nicht mehr da. Das Hin und Her war einfach zu viel.

Warum gab es für euch keine andere Möglichkeit, erst eure Verträge zu kündigen und dann – als weiteres Zeichen – zunächst gegen den SV Nettelnburg-Allermöhe nicht anzutreten?

Die Kritik der Außenstehenden kann der Abwehrspieler nachvollziehen, wie er sagt. Foto: BSV

Mhamdi: Wir wurden seit Februar hingehalten. Es gab immer wieder einen neuen Termin mit dem Gesamtverein, der wurde aber jedes Mal wieder verschoben. Irgendwann blieb uns keine andere Wahl mehr, als so zu reagieren, weil der Termin sich immer weiter hinausgezögert hat und es irgendwann einfach zu spät war. Welcher Verein kann als Landesligist nach dem 27. Mai (an diesem Tag wollte der Hauptverein über die Zukunft der Fußball-Abteilung entscheiden, Anm. d. Red.) noch vernünftig einen Kader planen? Das geht einfach nicht. Wir sind eine Landesliga-Truppe gewesen, man muss Leute ansprechen, neuen Spielern Verträge anbieten. Wenn man keine Gewissheit hat, dann kann René Klawon als Manager auch mit keinem Spieler aus dem Kader verlängern. Deswegen war irgendwann der Punkt erreicht, an dem wir gesagt haben: Nein, wir können nicht mehr warten und müssen langsam mal reagieren, um ein bisschen Druck aufzubauen, damit die Herren das endlich mal auf die Reihe kriegen. Aber das hat ja anscheinend alles nichts gebracht...

Mannschaft und Verein gerieten in der letzten Woche in die Kritik, weil relativ früh feststand, dass der BSV auch gegen Rahlstedt nicht antritt und ihr damit aktiv zu Ungunsten des TuS Berne in den Abstiegskampf eingegriffen hättet. In wie weit kannst du die Kritik von außen verstehen?

Mhamdi: Aus Sicht der Außenstehenden, die nicht wissen, was bei uns intern abgelaufen ist, kann ich nachvollziehen, dass sie so – sagen wir mal – durchdrehen. Nicht anzutreten gehört sich eigentlich nicht. Berne kann nichts dafür, was bei uns ablief. Rahlstedt ebenso wenig. Von daher kann ich die Kritik verstehen. Aber: Wenn diese Leute sich ein bisschen intensiver mit diesem Thema beschäftigt hätten, dann hätten sie uns verstanden und wir würden nicht so in die Kritik geraten, wie es jetzt der Fall ist. Es war einfach die letzte Möglichkeit für uns. Wir hätten selbst gerne die Saison zu Ende gespielt, aber wir hatten aus unserer Sicht keine andere Möglichkeit, als so zu reagieren.

Inwiefern hätte der Verein diese Eskalation – also den zweiten drohenden Nichtantritt – verhindern können? Gab es da eine Chance?

Mhamdi: Es ist nie jemand vom Hauptverein richtig auf uns zugekommen – außer in der letzten Woche vorm Spiel gegen Rahlstedt. Da haben sie versucht, ein bisschen was zu machen. Vorher kam nie etwas. Die Frage ist schwer zu beantworten. Wir intern als Mannschaft waren auch hin und her gerissen: Wir müssen und wollten spielen, weil sich ein Nichtantritt nicht gehört. Es war schwer, die Leute nach dem ganzen Scheiß, der bei uns abgelaufen ist, zu motivieren.

Ist es aus deiner Sicht nachvollziehbar und verständlich, dass der BSV jetzt die Erste Mannschaft vom Spielbetrieb zurückgezogen hat?

Dauerbrenner: Die Zeit in der JUgend mitgerechnet, trit Ahmed Mhamdi (hi.) 20 Jahre lang das BSV-Trikot. Foto: KBS-Picture.de

Mhamdi: Auf jeden Fall. Das ist das Einzige, was der Verein machen konnte. Eine Landesliga-fähige Truppe würden sie nicht zusammenkriegen. Es ist im Normalfall schon schwer, Spieler nach Buxtehude zu locken. Jeder, der zu uns fährt, der weiß, wie weit der Weg von Hamburg aus ist. Kein Spieler aus Hamburg kommt zu uns. Der Rückzug ist das Beste, was der Verein in dieser Situation noch machen konnte.

Du bist aus dem bisherigen Kader derjenige mit der längsten BSV-Vergangenheit. Macht dich der jetzige Zustand traurig? Oder ist es aus deiner Sicht die richtige Quittung, die der Hauptverein damit bekommen hat?

Mhamdi: Mich macht das traurig. Buxtehude ist meine Stadt, ich hab dort Fußballspielen gelernt, ich lebe mein Leben lang in Buxtehude. Es ist sehr schade, dass Buxtehude in Hamburg fußballmäßig nicht mehr in Hamburg vertreten ist. Viele sind wegen der langen Fahrten sicher froh, dass Buxtehude weg aus der Liga ist. Aber ich garantiere: Der BSV wird in Hamburg fehlen. Es waren immer Highlights bei uns, es gab Top-Spiele und geile Erlebnisse.

Abschließende Frage: Wie geht es bei dir weiter?

Mhamdi: Ich werde auf jeden Fall weitermachen. Ich weiß nicht, wann. Vielleicht konzentriere ich mich jetzt erstmal auf Futsal. Vielleicht versuche ich es nochmal in der Oberliga, vielleicht in der Landesliga. Bei mir ist derzeit alles noch offen, ich kann es noch nicht ganz abschließend sagen.

Interview: Jan Knötzsch