Oberliga

SC Condor: Neumann legt Amt nieder, Kainzberger kommt!

„Passt nicht mit meinem Leistungsgedanken überein“

07. Mai 2019, 19:44 Uhr

Florian Neumann hört als Condor-Trainer nach der Saison auf. Foto: KBS-Picture.de

Die Würfel sind gefallen! Nicht nur sportlich scheint der Oberliga-Abstieg des SC Condor nach der 0:7-Klatsche beim SC Victoria – angesichts von vier Punkten Rückstand aufs rettende Ufer bei noch zwei ausstehenden Spielen – besiegelt zu sein, auch in punkto Trainerteam für die kommende Saison wurden nun Entscheidungen getroffen: Florian Neumann wird sein Amt nach dieser Saison wieder zu Verfügung stellen und von Ralph Kainzberger beerbt werden! Auch Co-Trainer Fabio Ansaldo kehrt dem SCC den Rücken. 

„Als wir uns im Winter mit Florian Neumann auf eine Zusammenarbeit verständigen konnten, haben wir ihm klar gesagt, dass wir mit ihm auch in die Landesliga gehen. Denn die Tabellenplatzierung war so, dass es noch mit dem Klassenerhalt hätte klappen können und es war auch das erklärte Ziel des Vereins, aber uns war absolut klar, dass die Chance ebenso groß ist, dass es am Ende nicht langt“, lässt uns Heiko Gevert, neuer Erster Vorsitzender des SC Condor, auf Nachfrage wissen. Der Verein hätte den eingeschlagenen Weg also fortgesetzt und Neumann „die Entscheidung überlassen“, verrät Gevert – und bestätigt, dass vom derzeitigen Chefcoach und dessen Co-Trainer schlussendlich ein „Nein“ kam. „Es war für beide Seiten sehr emotional. Wir hätten sehr gerne mit Flo weitergemacht – denn ich halte ihn für einen extrem guten Trainer! Aber ich kann seine Entscheidung auch verstehen und respektiere sie.“

Geringerer Etat als Knackpunkt? „Ihm hat die Perspektive gefehlt“

Auch Neumanns Assistent Fabio Ansaldo (re.) legt sein Amt nieder. Foto: Heiden

Neumann selbst begründet seinen Entschluss uns gegenüber wie folgt: „Der Verein hat ein anderes Konzept. Das passte nicht mit meinem Ehrgeiz und mit meinem Leistungsgedanken überein.“ Dennoch gehe man im Guten auseinander. Nachgefragt bei Gevert, ob der zurückgefahrene Etat einer der Hauptgründe wäre, erklärt dieser: „Es stimmt, dass das Budget für die kommende Saison geringer sein wird, aber nicht so, dass man damit keine Mannschaft auf die Beine stellen kann.“ Weiter führt er aus: „Wir können das Budget nicht noch weiter aufstocken, um mit aller Macht einen sofortigen Wiederaufstieg zu realisieren. Im Winter war der Etat bereits ausgeschöpft, aber wir haben unseren Anspruch, weiter Oberliga spielen zu wollen, trotz dessen mit vier Neuzugängen untermauert und nochmal nachgelegt.“ Neumann hätte ihm mitgeteilt, dass „er den Verein liebt und dass es auch sein Club ist, aber auch, dass er das klare Ziel hat, wenn man absteigen sollte, den sofortigen Wiederaufstieg zu schaffen. Ihm hat aber die Perspektive gefehlt“, ehe Gevert ausführt: „Wir sind nicht Dassendorf, Teutonia oder Altona, sondern ein Mehrsparten-Verein. Wir können nicht sagen, dass wir mit aller Macht wieder hochwollen. Das wäre auch ein finanzieller Kraftakt, der so nicht realistisch ist.“ Man habe Neumann dann mitgeteilt: „Wenn du es nur dem SC Condor zu Liebe machen würdest, können wir dir nicht die Oberliga garantieren, da wir keine Hauruck-Aktion machen können.“

Auch Rath hört am Saisonende auf

Dies soll aber nicht heißen, betont Gevert, dass man künftig keinen Oberliga-Fußball mehr am Berner Heerweg sehen will: „Wir werden eine schlagkräftige Mannschaft haben und wollen schon auch eine gute Rolle spielen. Aber es gibt einen Unterschied zwischen ‚Wir planen den Aufstieg ein‘ und ‚Wir wollen attraktiven Fußball spielen‘.“ Neben Neumann wird auch Ralf Rath sein Amt als Liga-Manager zum 30.6. zur Verfügung stellen. „Er hat den Wunsch geäußert, es zur neuen Saison nicht mehr zu machen. Aber er wird uns in der Vorbereitung noch unterstützen.“ Auch hier gehe man keinesfalls im Groll auseinander. Im Gegenteil. „Er hört zwar als Liga-Manager auf, aber es gibt noch Gespräche, ob er uns eventuell in anderer Funktion erhalten bleibt.“

Kainzberger kommt – „Wollen langfristige Zusammenarbeit“

Ralph Kainzberger tritt die Nachfolge von Neumann am Berner Heerweg an. Archivfoto: noveski.com

Wer die Nachfolge von Neumann antreten wird, ist derweil auch schon beschlossene Sache: Ralph Kainzberger, der zuletzt die U23 von Altona 93 in die Bezirksliga geführt und davor jahrelang im Nachwuchs des Niendorfer TSV erfolgreiche Arbeit geleistet hat, nimmt auf dem Trainerstuhl der Farmsener platz. „Was uns an Ralph in den Gesprächen so sehr überzeugt hat, ist die Tatsache, dass er das gesamtheitlich sieht und den Fußball weiterentwickeln möchte. Er ist auch ein Trainer, der nicht um die goldene Ananas spielen, sondern erfolgreich sein will.“ Kainzbeger, so Gevert, habe „dieselben finanziellen Voraussetzungen“ wie Neumann und einen „unbefristeten Vertrag“. Grund: „Wir wollen langfristig mit ihm zusammenarbeiten. Er kommt aus dem Jugendleistungsbereich, hatte in der U17 und U19 einige namhafte Jungs und ist unglaublich gut vernetzt.“ Jene Kontakte führen auch dazu, dass man „in Sachen Kaderplanung schon sehr weit“ sei, so Gevert, der verspricht: „Wir werden eine schlagkräftige Truppe zusammen haben.“ Auch, weil der SC Condor – trotz der sportlichen Negativ-Schlagzeilen in der jüngeren Vergangenheit (Gevert: „Es ist höchstwahrscheinlich, dass wir nächste Saison in der Landesliga spielen“) – durchaus „noch immer eine Marke ist und nicht alle gleich schreiend auf die Bäume springen“.

„Man hätte zumindest die Grundtugenden erwarten können“

Der Kader werde ein „guter Mix“ aus aktuellen Liga-Spielern, die „den Karren mit aus dem Dreck ziehen wollen und sich ihrer Verantwortung stellen“, sowie einigen Neuzugängen sein, verkündet Gevert, ehe er abschließend aus seiner Enttäuschung über die Vorstellung am vergangenen Freitag bei der 0:7-Packung beim SC Victoria keinen Hehl macht: „Man hätte sich anders verkaufen und zumindest die Grundtugenden erwarten können. Das hat so nicht geklappt und man hat sich weit unter Wert verkauft. Es ist schade, dass die Mannschaft nicht an sich selbst geglaubt hat.“

Autor: Dennis Kormanjos