BZ West

Wird Lurup zum Stolperstein für Schenefelds Aufstiegsambitionen?

Erster Derbysieg seit März 2012 für die Roten vom Vorhornweg

29. April 2019, 12:25 Uhr

In jener spektakulären Situation fehlte Timm Thau (Mi.) noch das nötige Glück, wenig später erzielte er den Siegtreffer für sein Team. Foto: Klaas Dierks

Am Freitagabend bei Nieselregen und kühlen 11 Grad Celsius empfing der SV Lurup die Blau-Weißen aus Schenefeld zum Derby am Vorhornweg. Lurup hatte in der Vorwoche mit dem Unentschieden gegen den SCS alle Aufstiegshoffnungen begraben müssen. Für die Heimmannschaft ging es also "nur noch" um den Derbysieg. Der letzte gelang den Roten 2012. Der Tabellenzweite Schenefeld hatte das letzte Spiel auswärts gegen Kummerfeld durch eine dramatische Schlussphase noch mit 2:4 verloren. Mit am Freitag noch vier Spielen bis zum Saisonende, einem Spiel mehr als Tabellenführer Hansa zu spielen und fünf Punkte Rückstand auf Platz eins hieß dies: ein Sieg musste her, um die Aufstiegshoffnungen am Leben zu erhalten. 

Dem Strahl von Lasse Grosz (li.) kann BW-Keeper Jonathan Hohenegger nur hinterherschauen - 1:0 Lurup! Foto: Klaas Dierks

Entsprechend engagiert beginnt der Gast. Bereits in der ersten Minute läuft Ole Großmann allein auf Lurups Keeper Joschka Grimme zu, doch seinen Schuss pariert dieser stark zur Ecke. Die bekommt Goalgetter Jannik Asmußen im Fünfmeterraum vor die Füße und spitzelt den Ball vorbei an Grimme ins Tor. Aber: zu früh gefreut. Der Linienrichter zeigt zu Recht Abseits an. Nach weiteren fünf Minuten bremst Hüsnü Turan Asmußen am Sechzehner gerade noch rechtzeitig, sonst wäre der agile Stürmer durch gewesen. Immer wieder sorgen Jannik Asmußen, Ole Großmann und Rene Müller für Gefahr im und um den Luruper Strafraum. Aber mit Glück und Geschick verteidigt Lurup die "Null" und wird nach knapp einer Viertelstunde selbst erstmals gefährlich. Haji Jamal steckt schön auf Chris Bardick durch, der bekommt den Ball zentral an der Strafraumgrenze und zieht ab. Ole Großmann versucht noch in den Ball zu grätschen, verpasst ihn aber. Der Ball streicht flach und knapp am rechten Pfosten vorbei. Das wär´s gewesen!

Chancen hüben wie drüben

Dann ist wieder Schenefeld an der Reihe, mit umgekehrten Vorzeichen. Nun ist es Ole Großmann aus ähnlicher Position, bedrängt von Chris Bardick, der das Luruper Gehäuse knapp verfehlt. Das Spiel geht hin und her. Jetzt ist Timm Thau auf der anderen Seite dran. Sein Fallrückzieherversuch ist allerdings zu ungenau. Als Nächstes wieder Großmann nach schönem Angriff über Schenefelds rechte Angriffsseite. Eine scharfe Flanke auf den langen Pfosten kann der im Vollsprint befindliche Großmann auf halblinks nicht mehr kontrollieren und setzt das Spielgerät links neben das Tor. Kollektives Stöhnen der etwa 150 Zuschauer auf den Rängen ist die Folge, entweder aus Verzweiflung, oder aus Erleichterung.

Pfosten verhindert Hausherren-Führung - bis Grosz kommt

Erbitterter Kampf um den Ball: Lurups Martin Bushaj vs. Schenefelds Ole Großmann (re.). Foto: Klaas Dierks

So geht es weiter. Auf Luruper Seite kommt Cherno Njie einen Schritt zu spät; Keeper Jonathan Hohenegger klärt gegen ihn, wie wenig später gegen den nimmermüden Timm Thau. Bei dessen satten Spannstoß auf halbrechts innerhalb des Strafraums in der 31. Minute ist er allerdings machtlos. Da braucht es den Pfosten, der einer Führung der Hausherren im Wege steht.

Nach Wiederanpfiff vorerst das gleiche Bild. Zu viele Aktionen, um auf jede eingehen zu können. Nach etwa zehn Minuten versucht sich Asmußen auf links in Höhe der Grundlinie gegen den herausgeeilten Grimme, aber Grimme bleibt Sieger. Lurup hat jetzt leicht mehr vom Spiel, kommt zu Ballstafetten mit mehr als drei Stationen. So auch in der 61. Minute. Ein schön vorgetragener Angriff über die gesamte Länge des Spielfeldes. Auf links treibt der eingewechselte Loukianos Kattides den Ball und flankt nach innen in Höhe des Sechzehners. Dort bekommt Lasse Grosz den Ball - nicht richtig, aber kräftig. Vom Knöchel des Spielers, statt vom Spann getroffen, zieht der Ball seine bogenförmige Bahn. Über den überraschten Hohenegger hinweg senkt sich der Ball ins linke Eck. Unhaltbar. 1:0 Lurup.

Thau belohnt sich für starken Auftritt

Sorgenvolle Miene bei BW-Coach Mathias Timm. Foto: Klaas Dierks

In der 63. und 64. Minute hat Roman Doempke für Schenefeld die Chance auf den Ausgleich. Aber Blau-Weiß bleibt sich treu und vergibt. In der 79. Minute Ecke für Lurup. Wie die meisten Luruper Ecken am heutigen Tage kommt die Gefahr mit dem zweiten Ball, zuvor per Kopf abgewehrt, fällt der Ball vor die Füße der Luruper Nummer zehn, Timm Thau, der sich für einen starken Auftritt nun selbst belohnt. Mit einem strammen Schuss aus 15 Metern aus halblinker Position, zischt der Ball wie ein Strahl flach ins untere linke Eck des Schenefelder Kastens. Hohenegger, dem die Sicht zudem verstellt war, chancenlos. 2:0 Lurup. Unbändiger Jubel.

Arth lässt BW wieder hoffen

Die Luruper Torschützen Lasse Grosz (li.) und Timm Thau bejubeln den Sieg. Foto: Klaas Dierks

Lurups Kapitän Martin Bushaj musste zuvor in der 73. Minute verletzungsbedingt gegen den etatmäßig in der Zweiten Luruper Mannschaft kickenden Jonas Kaab ausgewechselt werden, aber das alleine erklärt nicht, warum die Schenefelder nach dem 0:2-Rückstand nun hochkarätige Chancen im Minutentakt erhalten. Zumal Kaab nach einer Eingewöhnungszeit seine Sache ordentlich erledigt. In der 83. Minute nutzte der in der 65. Minute für Ole Großmann gekommene Fabian Arth endlich eine der vielen Schenefelder Chancen zum Anschlusstreffer mit einem platzierten Schuss innerhalb des Strafraums an Grimme vorbei. Das weitere Anrennen der Schleswig-Holsteiner übersteht Lurup mit Glück und Geschick und eben aufgrund der mangelnden Chancenauswertung des Gastes. Als der Schiedsrichter die Partie nach ca. 97 Minuten abpfeift, ist Schenefeld geschlagen, Lurup erstmals seit dem 16.03.2012 gegen BW 96 siegreich.

Herber Dämpfer für Schenefelder Aufstiegs-Ambitionen

Die "gute Seele" der Luruper, Betreuer Fred Bahr, fällt Timm Thau vor Freude in die Arme. Foto: Klaas Dierks

Obwohl die Niederlage die Situation der Schenefelder in Sachen Aufstiegs-Hoffnung erheblich verkompliziert, nehmen sie die Niederlage sportlich und suchen die Schuld für die Niederlage vor allem bei sich. Anders als beim Derby Dortmund gegen Schalke verlief die Partie im Verhältnis zu ihrer Bedeutung trotz der sechs gelben Karten (davon zwei für BW 96) sportlich fair. So kann Trainer Mathias Timm im nächsten Spiel gegen Lieth zu Hause wahrscheinlich auf alle bewährten Kräfte zurückgreifen und mit einem Dreier im Endspurt die Hoffnung auf den Aufstieg am Leben erhalten. Lurup kann nächste Woche gegen den SCP den positiven Trend bestätigen. Vielleicht ein schwierigeres Unterfangen, als gegen den übernächsten Gegner Hansa zu Hause. Da dürfte die Motivation gegen den Tabellenführer von selbst gegeben sein.

Klaas Dierks