Oberliga

HEBC fängt sich sieben Teutonen-Treffer, „aber wir stehen wieder auf“

Allen voran Deran Toksöz trifft beim 7:0-Erfolg von „T05“ gegen Abstiegskandidat nach Belieben

28. April 2019, 18:13 Uhr

Freudensprünge: Mirco Bergmann (hi.) feiert mit Noor Al-Tamemy (li.) und Georgios Cholevas einen der sieben Teutonen-Treffer. Foto: Genat

Fünf Minuten vor Schluss gab Jörn Großkopf auf. „Das macht keinen Sinn mehr, kommt zurück“, rief der Trainer des HEBC im Auswärtsmatch seiner Equipe beim FC Teutonia 05 (Hier gibt’s den Live-Ticker der Partie zum Nachlesen) seinen beiden Offensivkräften Janek Bundt und Janosch Rinckens zu und hakte damit ab, dass die Gäste die Hausherren beim Spielaufbau anlaufen und stören sollten. Zu diesem Zeitpunkt war das halbe Dutzend an Gegentreffern für die abstiegsbedrohten Eimsbütteler bereits voll. Ein Mal legte Teutonia dann noch nach Die sieben Streiche des Tabellenzweiten waren damit perfekt – und der Nachmittag des HEBC endgültig verhagelt.

Man hätte sich also auf laute Worte von Großkopf in der Kabine einstellen können, doch das kickende Personal der Gäste kam ohne eine deftige Ansprache seines Coaches davon. „Ich habe ganz normal mit der Mannschaft gesprochen, es ist nicht laut geworden. Man muss das einfach nur richitg einordnen: Das war eine sehr gute Qualität, die da beim Gegner vorherrscht. Das muss man anerkennen. Teutonia hat richtig guten Fußball gespielt und wir hatten Probleme, in die Zweikämpfe zu kommen. Ich habe den Jungs gesagt, dass sie jetzt enttäuscht sein dürfen, aber wir stehen wieder auf“, erklärte der Übungsleiter des HEBC, der nach dem Sieg des Wedeler TSV am Vormittag gegen den VfL Pinneberg (Hier gibt`s den Spielbericht) und der eigenen Niederlage auf einen Abstiegsrang abgerutscht ist, warum er nicht zum „Verbal-Vulkan“ wurde. „Was soll es, jetzt auf die Mannschaft draufzuhauen?“, sinnierte Großkopf im Anschluss an die Begegnung vor den rund 100 Zuschauern an der „Kreuze“.

Großkopf: „In der Hinrunde haben wir in Dassendorf acht bekommen und dann Teutonia geschlagen“

Teutonias Felix Dieterich (li.) holte einen Elfmeter heraus und setzte den Schlusspunkt zum 7:0-Endstand. Foto: Genat

Und auch dafür hatte der HEBC-Coach eine Erklärung parat. „Bei drei von den sieben Toren sagen selbst die Fans von Teutonia, die auf der Höhe standen, dass die eigenen Spieler da nicht nur einen oder zwei Meter im Abseits waren. Das ist dann schon bitter, Ob wir nun sieben kriegen oder drei Gegentreffer weniger bekommen – das sieht dann ja auch schon wieder anders aus. Es darf allerdings keine Entschuldigung für die Tore sein, die wir uns eingefangen haben. Wir müssen es allerdings akzeptieren, wenn der Gegner eine solche Qualität hat“, konstatierte Großkopf nach dem Spiel, in dem Deran Toksöz bei den Teutonen herausragte und gleich drei Mal ins Schwarze traf – ein Mal davon mit einem herrlichen Schuss (53.), gegen den HEBC-Schlussmann Tino Nennhaus absolut machtlos war. Auch bei Noor Al-Tamemys sehenswertem Freistoß zum Zwischenstand von 2:0 (22.) flog Nennhaus vergebens durch die Lüfte – doch letztlich war es dem „Goalie“ zu verdanken, dass das Resultat am Ende nicht noch eine Spur deutlicher ausfiel.

Das dürfte auch Sören Titze so gesehen haben, der von einem „auch in dieser Höhe völlig verdienten Sieg“ seiner Mannschaft sprach. „Wir haben viel Spielfreude, Mut und Spielwitz gezeigt. Ich habe schon unter der Woche gesagt, dass die Jungs den Charakter zeigen sollen, den sie haben. Wir haben vergangene Woche bei unserer Niederlage gegen Süderelbe 60 Minuten vernünftig gespielt, aber die Chancen nicht genutzt. Da fragt aber keiner mehr nach, weil Fußball ein Ergebnissport ist. Also müssen wir uns das so gefallen lassen. Heute hatte ich anfangs den Eindruck, dass es wieder so losgeht. Wir hatten die Chancen, nutzen sie aber nicht. Aber dieses Mal haben wir bis zum Ende die Positionen gehalten und 90 Minuten lang durchgezogen. Das war eine tolle, geschlossene Mannschaftsleistung. Ich glaube, jeder Fan und auch die neutralen Zuschauer sind auf ihre Kosten gekommen“, bilanzierte der Teutonia-Trainer, der zugab, dass der eine oder andere Treffer weniger gegen den HEBC und dafür mehr davon im Süderelbe-Spiel in der Vorwoche „rein punkte-technisch schön gewesen wäre.“ 

Titze: „Ob es ein Endspiel gegen Altona gibt, entscheidet der AFC in den nächsten beiden Spielen“

Unruheherd: Deran Toksöz (li., hier gegen HEBC-Akteur Kevin Höricke) traf gleich drei Mal für die Teutonen. Foto: Genat

Doch Wunschdenken hin oder her: „Wir haben Chancen kreiert und dran geglaubt, dass wir sie besser nutzen“, so Titze, dessen Elf gegen den Abstiegsaspiranten im ungewohnten 3-5-2-System auflief. „Wir hatten nicht nur gegen Süderelbe oder Meiendorf die zweiten Bälle nicht gut verwertet. Viele Mannschaften ziehen sich gegen uns so massiv zurück, dass sie bis zur Mittellinie überhaupt nicht angreifen. Daraufhin haben wir gesagt: Wenn der HEBC sowieso nur mit einem Stürmer spielt, warum sollen wir dann hinten vier Mann in die Kette stellen? Also haben wir einen mehr vorne reingepackt. Das war der Matchplan für heute, der ist gelungen“, erklärte Titze nach dem „Dreier“, der „T05“ weiter auf Tuchfühlung zum an diesem Wochenende ebenfalls erfolgreichen „Leader“ Altona 93 hält. „Ich möchte, dass meine Mannschaft bis zum Ende dran glaubt und da ist, wenn Altona patzt. Wir wollen uns nicht vorwerfen lassen müssen, dass wir aufgegeben haben. Das heute war eine gute Antwort auf die Niederlage gegen Süderelbe. Ob es ein Endspiel gegen Altona gibt, entscheidet der AFC damit, wie er in den nächsten beiden Spielen abschneidet“, so Titze. 

Wohin der Blick beim HEBC geht, ist derweil klar: auf den Klassenerhalt und – vor allem – aufs nächste Spiel gegen den Meiendorfer SV am kommenden Sonntag (Anstoß: 10.45 Uhr). „Das ist für uns wichtig, das müssen und wollen wir gewinnen. Es gilt, die ganze Kraft da rein zu legen. Wir werden in dieser Woche – sowohl in Gesprächen als auch im Training – alles dafür geben und dann schauen, was dabei rauskommt“, gab Jörn Großkopf zu Protokoll. Aber eben mit der Last eines 0:7 auf den Schultern. Drückt ein solches Resultat nicht enorm auf die Psyche? „Man steckt nichts einfach so weg, jede Niederlage ist ein Rückschlag – egal ob mit einem, vier oder sieben Gegentoren. In der Hinrunde haben wir gegen Dassendorf acht Treffer gefangen, in der Woche danach haben wir Teutonia geschlagen. Wir werden das schon hinbekommen. Es wird eine schwierige Angelegenheit, aber die Mannschaft hat eine gute Einstellung“, so der HEBC-Coach, für den klar ist: „Wir sind jetzt punktgleich mit Wedel, stehen aber unterm Strich. Das heißt: Wir müssen gewinnen und gucken, was der Gegner macht. Aber wir geben jetzt bestimmt nicht auf und sagen: Wir sind abgestiegen. Das wird auf keinen Fall passieren!“

Jan Knötzsch