Bezirksliga Nord

Nach Cordes-Schock folgt Bräuer-„Böller“: „Wir haben uns selbst um zwei Punkte gebracht“

BU II gibt 1:0-Führung aus der Hand – HFC-Coach Hellmann lobt: „Hut ab, wie die Truppe dagegengehalten hat“

27. April 2019, 16:37 Uhr

Bittere Pille: BU II musste frühzeitig auf Benjamin Cordes (Mitte) verzichten, der sich schwer am Knie verletzte. Foto: Knötzsch

Der Versuch, noch einmal etwas zu verändern, blieb ohne Erfolg – und das gleich in doppelter Hinsicht: In der 91. Minute des Spiels des HFC Falke gegen den HSV Barmbek-Uhlenhorst II (Hier gibt's den Live-Ticker der Partie zum Nachlesen) brachte Coach Dirk Hellmann auf Seiten der Gastgeber Alexander Ernst ins Spiel – doch nochmal ernst machen konnte der HFC nicht. Anders als sonst bereits in so manchem Match in der Bezirksliga Nord, das der Tabellenzweite in der näheren Vergangenheit in der Schlussphase noch zu seinen Gunsten entscheiden konnte. Daran hatte wohl auch Hellmann gedacht, als er elf Minuten vor dem Ende von draußen seine Spieler nochmal zu neuen Taten ermuntern wollte: „Unsere Zeit bricht jetzt an“, so „Helle“.

Brach sie nicht – und so gingen beide Teams mit einem 1:1-Remis auseinander. Die große Frage danach: War es nun ein gewonnener oder zwei verlorene Punkte für jeden der beiden Kontrahenten, die jeweils noch im Rennen um den Aufstieg aus der Bezirks- in die Landesliga mit von der Partie sind, in dem der Eimsbütteler TV gestern mit einem 4:1-Erfolg im Derby gegen GW Eimsbüttel vorgelegt hatte. „Es sind zwei Punkte zu wenig, aber besser als keiner“, brachte es auf Seiten der Gäste Coach Jan Haimerl auf den Punkt, kam letztlich aber zu dem Schluss: „Wir haben uns selbst um zwei Punkte gebracht – das habe ich den Jungs im Kreis auch gerade gesagt.“ Hellmann hingegen konstatierte: „Wir bleiben weiter Zweiter. Der Koeffizient ist nicht so schlecht, wenn du vier Siege holst. Der ETV muss jetzt eh patzen. Sie müssen verlieren, damit wir Meister werden. Vielleicht stachelt sie das nochmal an. Wir wollen uns jetzt noch zwölf Punkte holen, dann werden wir auf jeden Fall über den Koeffizienten aufsteigen.“

Hellmann: „Wir wollen noch zwölf Punkte holen, dann werden wir über den Koeffizienten aufsteigen“

Falke-Trainer Dirk Hellmann lobte sein Team dafür, dass es in der Stärkeühase von BU II dagegengehalten habe. Foto: Both

Doch zurück zu Haimerls Aussage. Wie der BU II-Coach das mit den selbst vergebenen Zählern meinte? Nun, ein Blick auf den Spielverlauf gibt Aufklärung:  Bis zum „Aus“ von Benjamin Cordes nach 13 Minuten war nicht viel passiert, dann blieb der BU II-Akteur nach eine Zweikampf am Boden liegen, musste schließlich vom Platz und wurde – von zwei Mitspielern gestützt – erstmal zum Ausgang des Stadions gebracht, von wo es in Richtung Krankenhaus gehen sollte. „Er sagt selbst, dass es kein Foul war, sondern er mit dem Fuß hängen geblieben ist. Benny selbst vermutet, so wie ich das mitbekommen hab', das es eine Verletzung am Außenband ist“, gab Haimerl nach dem Match zu Protokoll. „Bis zur Verletzung hatten wir eine super-starke Anfangsphase, danach waren wir drei, vier Minuten geschockt. Anschließend sind wir wieder besser ins Spiel gekommen“, befand der Barmbek-Übungsleiter, dessen Elf nach 16 Minuten in Führung ging: Nach einer Ecke für Falke nutzte Louis Rytina den Ballgewinn zum langen Pass nach vorne, der Jonas Wesemann fand. Dieser wurde bei einem Pressschlag von HFC-„Goalie“ Steven Pagenkop angeschossen, nutzte die Gunst des Moments, enteilte mit der Kugel und traf zum 1:0.

Für Dirk Hellmann war der Gegentreffer ein Stück weit ein Symbol dafür, „wie wir anfangs gespielt haben. Wir sind nicht griffig gewesen, haben vier, fünf Zweikämpfe nicht so geführt, wie wir sie in so einem Spiel hätten führen müssen und wie BU II sie geführt hat. Das beste Beispiel ist das 0:1, wo uns eine eigene Ecke um die Ohren fliegt, weil wir nicht entschlossen genug hingehen. Dann sind wir beim langen Ball zu zögerlich, weil die Frage offen ist, ob es eine Abseits-Situation ist oder nicht. Das musst du besser klären. Es fängt vorne an und zieht sich bis nach hinten durch“, ärgerte sich der Falke-„Dompteur“ über den Rückstand, den seine Schützlinge allerdings noch vor der Pause egalisierten. Und wie: Nach 29 Minuten nahm Yannick Bräuer runde 28 Meter vorm Tor Maß, zog ab – und der Ball schlug tatsächlich hinter BU II-Torwart Pascal Marquardt zum Ausgleichstreffer ein. Ein Sonntagsschuss am Samstagmittag! „Falke hatte in der ersten Hälfte nicht einen richtigen Torschuss. Das war auch keiner, weil er ihn nicht richtig trifft“, konstatierte BU II-Trainer Haimerl, während Hellmann wusste: „Bei Yannick wundert man sich manchmal. Der trifft Bälle – das ist beeindruckend. Er nutzt gern diesen Außenrist-Schuss. Das war ein schönes Tor. Und: Es hat uns ins Spiel zurückgeholt. Da war sofort eine andere Präsenz und Körpersprache.“

Haimerl: „Nach der Pause haben wir es nicht geschafft, den Fußball zu spielen, den wir sonst spielen“

Der Auftritt seines Teams in der zweiten Hälfte zauberte BU II-Coach Jan Haimerl nicht mehr unbedingt ein Lächeln ins Gesicht. Foto: Bode

Genau gegen die mussten die Barmbeker ankämpfen – und das machte es den Gästen schwerer als es noch in der Anfangsphase der Fall gewesen war. Chancen aber hatte BU II dennoch – und zwar richtig gute. Einziger Haken: Sie blieben ungenutzt. Genau das war es, was Haimerl mit der selbstverschuldeten Niederlage meinte. „Es war sicher nicht unser bestes Spiel, aber das 1:0 war nicht unverdient. Dann haben wir die Situation in der 21. Minute (Timo Stark brachte die Kugel aufs Tor, Anm. d. Red.), wo meine Spieler sagen, dass der Ball hinter der Linie war. Es kann sich keiner beschweren, wenn es 2:0 steht“, so der BU II-Trainer. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: „Den Ausgleich legen wir uns selbst rein“, spielte Haimerl darauf an, dass erst ein Fehlpass Bräuers „Böller“ ermöglichte und stellte fest: „Nach der Pause haben wir es nicht geschafft, den Fußball zu spielen, den wir sonst spielen. Auf Rasen wirst du gezwungen, mit langen Bällen zu agieren. Am Ende geht das Unentschieden in Ordnung. Es war nicht so, dass Falke uns in Grund und Boden gespielt hat. Sie hatten zwei Konter, die sie hätten besser ausspielen können.“

Auf der anderen Seite war Dirk Hellmann derweil froh, „dass der Ausgleich in einer Pahse gefallen ist, in der BU II ein brutales Hoch und auch die besseren Chancen hatte. Wenn Sebastian Gonzalez den einen Ball nicht auf der Linie klärt, dann kann das für uns in eine ganz falsche Richtung laufen.“ Er glaube, so „Helle“ weiter, „dass sich beide Mannschaften bewusst waren, dass das ein ganz enges Spiel wird, in dem kleinste Situationen entscheiden können. Man hat ja gesehen: BU II hatte noch die eine oder andere Standardsituation, die blöd fällt, bei denen Steven Pgenkop aber da ist, Wir haben eine Situation beim Konter, wo nur ein Pass fehlt, um 'Danke' zu sagen.“ Er könne, so das abschließende Fazit des Falke-Coaches, am Ende nur feststellen: „Hut ab, wie die Truppe nach dem nicht so gelungenen Beginn dagegengehalten hat. Wir haben das Tor erzwungen, waren anschließend in der Partie drin und dann war es aus meiner Sicht ein sehr gleichwertiges Topspiel.“

Jan Knötzsch