Oberliga

Frustbewältigung deluxe: „Raubvögel“ beißen zehnfach zu und wittern wieder Morgenluft!

"Wir sind wieder dran!“ - Pinneberg-Coach Krauze: „Viele Jungs wie kleine Kinder“

22. April 2019, 19:03 Uhr

Die Chancen sind wieder da! Nach der Last-Minute-Niederlage des HEBC gegen Vicky (2:3) ist Condor bis auf einen Punkt an die „Veilchen“ rangerückt. Foto: Kormanjos

„Nicht aufhören - weitermachen“, forderte Florian Neumann nach einer fulminanten Anfangsphase und einer blitzschnellen 3:0-Führung nach gerade mal 300 absolvierten Sekunden auch in der Folge dieselbe Zielstrebigkeit und Torgeilheit von seinen Jungs. Und: Seine Wünsche wurden erhört. Denn der SC Condor betrieb gegen den VfL Pinneberg „Frustbewältigung deluxe“, schoss das angeschlagene Oberliga-Schlusslicht mit 10:0 von der Platte (alle Highlights und Einzelheiten im LIVE-Ticker), feierte den zweiten Sieg in Folge und wittert nun wieder die große Chance auf den Klassenerhalt. „Ich habe es letzte Woche schon gesagt: Egal wie, du musst hier drei Punkte mitnehmen. Das haben wir getan - und auch fürs Torverhältnis was gemacht“, zeigte sich Neumann anschließend hochzufrieden.

Özgür Bulut (mi.) ließ sich selbst vom Schiedsrichter nicht ausbremsen. Foto: Kormanjos

Dass beim SC Condor wieder ein Stück weit die Leichtigkeit zurück ist und Dinge klappen, die in den vergangenen Wochen noch ins andere Extreme ausgeschlagen wären, zeigte sich nicht zuletzt in der 67. Spielminute. Dort nämlich zirkelte Incheol Choi einen Eckball von der linken Seite im hohen Bogen in den rechten Giebel - vom Innenpfosten senkte sich das Runde ins Eckige. Da staunte auch Condor-Coach Florian Neumann nicht schlecht. „Wir haben in den letzten Wochen und Monaten so oft auf die Mütze gekriegt, heute haben wir nicht nur was fürs Torverhältnis, sondern auch etwas für den Kopf getan“, freute sich Neumann, dessen Schützlinge - „Abwehr-Hüne“ Max Anders feierte sein Comeback und trug sich sogar um ein Haar in die Torschützenliste ein, wenn nicht die Fahne des Assistenten hochgegangen wäre - wie die Feuerwehr loslegten. Tom Dornick (1.), Dennis Facklam (2.) und Adrian Sousa (5.) demoralisierten den Gegner früh, Özgür Bulut (37.) und Incheol Choi (42., 44.) machten noch vor der Pause das halbe Dutzend voll. Nach Wiederanpfiff trafen abermals Facklam (47.) sowie Damian Ilic (63.) und der starke Choi (67., 89.), der dem langen Warten auf das zweistellige Ergebnis unmittelbar vor Ultimo ein Ende setzte.

Bulut vom Referee „weggeflext“ - Neumann sieht einen „guten Charakter“

Auch Damian Ilic (mi.) durfte sich beim Schützenfest in die Riege der Vollstrecker eintragen. Foto: Kormanjos

„Wir hatten einen sehr guten Start, haben uns dann eine kurze Erholungsphase gegönnt - schlussendlich geht das Ergebnis aber völlig in Ordnung“, bilanzierte Neumann, der nun wieder die Chance wittert: „Stand jetzt, sind wir dran! Nächste Woche kommt Niendorf. Ein ganz schwerer und individuell sehr stark besetzter Gegner. Da geht der ganze Fokus ab morgen drauf“, blickte er bereits voraus, meinte aber auch: „Wie die Jungs das hier in den letzten Wochen machen, ist wirklich richtig, richtig gut. Es spiegelt sich auch in der Trainingsbeteiligung und in der Trainingsqualität wider. Da kann ich wirklich nur sagen: Hut ab. Und ich glaube auch, dass es ein Zeichen für einen guten Charakter ist.“ Auch auf dem Platz ging es äußerst gelöst zu. Beispiel: Als Özgür Bulut im zweiten Durchgang von seinen Gegenspielern ein ums andere Mal hart angegangen wurde, beorderte ihn Neumann vom rechten auf den linken Flügel. Doch auch dort war der „Flügelflitzer“ vor Angriffen nicht gefeit. Von Schiedsrichter Dennis Voß (TuS Dassendorf) bekam er einen (selbstverständlich unbeabsichtigten) Check verpasst und blieb zunächst am Boden liegen. „Da stelle ich ihn schon extra auf die andere Seite und dann flext du ihn weg“, scherzte Neumann in Richtung des Unparteiischen, der prompt mit einem Augenzwinkern konterte: „Tut mir leid - war ein klares Foul!“ Und Bulut? Der konnte zwar weitermachen, hatte nun aber - natürlich mit einem Schmunzeln gemeint - Angst vor weiteren „Attacken“: „Als Nächstes foult mich noch der Assistent“, witzelte er, blieb aber fortan verschont.

„Die Jungs sind im Kopf noch wie Kinder“

Zu solchen Späßen war man beim VfL Pinnenberg nicht aufgelegt. Ganz im Gegenteil sogar. Trainer Wojciech Krauze kritisierte seine Mannen nach der Klatsche scharf: „Wir haben wieder so unglaublich viele Fehler gemacht. Ich bin sehr enttäuscht über unser Verhalten und unsere Einstellung auf dem Platz. Die Jungs sind im Kopf noch wie Kinder. Viele denken, sie haben es schon verdient, Oberliga zu spielen. Aber 50 oder 60 Prozent Leidenschaft reichen nicht“, fand er deutliche Worte - wenngleich er auch betonte: „Condor war stark und hat sehr gut gespielt.“

Autor: Dennis Kormanjos