Kolumne

Wie wäre es mit Mit- statt Gegeneinander?

Abpfiff – Die FussiFreunde-Kolumne

04. März 2019, 16:52 Uhr

Foto: KBS-Picture.de

An dieser Stelle greifen wir regelmäßig die Themen des Hamburger Fußballs aus der Woche und vom Wochenende auf und kommentieren diese. Diesmal geht es um den Abbruch des Bezirksliga Süd-Spiels zwischen dem FTSV Altenwerder und Juventude do Minho sowie die Vorfälle beim Spiel des FC Teutonia 05 II gegen den ETV II, die Koray Gümüs – Manager der ETV-Ligamannschaft und Trainer der „Zweiten“ – via „Facebook“ öffentlich machte. 

In einem kurzen Statement (Hier geht’s zum Text) äußerte sich Juventude am heutigen Montag zum Abbruch. Darin ist die Rede davon, dass der Unparteiische eben nicht wirklich unparteiisch gewesen sein soll, sondern – aus Sicht von Juve – gemeinsam mit seinen Assistenten „etliche Fehlentscheidungen“ getroffen habe. Man habe die Entscheidung, den Platz zu verlassen als Team getroffen und lasse sich von sowas nicht unterkriegen: „Ungerechtigkeit hat auf dem Fußballplatz keinen Platz und das lassen wir nicht mit uns machen. Glückwunsch an Altenwerder, die für diese ganzen Sachen nichts können.“ So weit, so gut.

Das Beispiel Meiendorf hat hier einen nicht gerade sinnvollen Nachahmer gefunden

Juventude-Trainer Jens Perez. Foto: Reß

Oder eben nicht gut. Denn: Das Urteil, das das Sportgericht des Hamburger Fußballverbandes nach diesem Abbruch fällen wird, dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wie folgt lauten: Juventude hat durch die Entscheidung, den Platz in der zweiten Halbzeit zur Fortsetzung des Spiels nicht mehr zu betreten, den Abbruch verursacht und wird dafür bestraft werden. Die drei Zähler gehen an Altenwerder. Alles andere wäre schon überraschend. Nun kann man nachvollziehen, dass Spieler und Funktionäre von Juve sich in der Partie benachteiligt fühlten, die Emotionen daraufhin etwas (mehr als nur) durchgingen und man einfach nicht mehr weiterspielen wollte. Im Moment, in dem einem etwas direkt widerfährt, sagt oder tut man schon mal Dinge, die bei genauer Betrachtung im Nachhinein vielleicht etwas überzogen klingen.

Vielleicht mag bei Juventude auch mit etwas Abstand immer noch jeder argumentieren, dass das alles nicht überzogen ist und man sich einfach verpfiffen fühlte und das auch so war. Aber: Wo kommen wir hin, wenn demnächst jede Mannschaft, die sich nicht gerecht oder gerecht genug behandelt fühlt, einfach nicht mehr weiterspielt? Dann sind wir irgendwann, bewusst überspitzt formuliert, bei zehn Abbrüchen pro Wochenende. Die Frage, die „Kult-Schiri“ Ralph „Drago“ Vollmers in Bezug auf dieses Thema bei „Facebook“ aufwarf, ist berechtigt: Was bezweckt man damit? Letztlich sollte jedem klar sein, dass man sich bei einem so vergleichsweise so geringfügigem Grund selbst ins Bein schießt! Die Punkte dürften weg sein. Das Beispiel Meiendorf hat hier einen nicht gerade sinnvollen Nachahmer gefunden. Früher hat man auch auf die Schiris (übrigens: ohne sie geht’s nicht!) geschimpft, aber gleich geschlossen den Platz verlassen oder nicht wiederkommen? Einfach ein bisschen „too much“. Man gibt die Antworten einfach auf dem Platz. Und wenn man am Ende nicht gewinnt, dann ist das eben so. Es ist letztlich nur Fußball – und es gibt wichtigeres.   

Ein Thema, das zwei erwachsene Menschen auch vernünftiger aus der Welt schaffen können

ETV II-Coach Koray Gümüs. Foto: Reß

Bei der Problematik „Juve-Abbruch“ steht genau wie beim zweiten Thema die Frage „Wie wäre es mal mit Mit- statt Gegeneinander?“ über allem. Wieso wird verbal auf den Schiri eingeprügelt? Glaubt wirklich jemand daran, dass ein Referee ein Spiel absichtlich verpfeift? Wie gesagt: Auch bei der Diskussion die sich Koray Gümus vom ETV und Liborio Mazzagatti vom FC Teutonia 05 am Wochenende lieferten, hätten es die beiden Herren mal mit „Miteinander“ und „reden“ versuchen können. Dass Gümüs als Trainer des ETV II ebenso wie Spieler, die auf dem Spielbericht stehen, keinen Eintritt zahlen muss (oder im Idealfall: sollte), sollte auch Mazzagatti klar sein. Schließlich ist es seit Jahr und Tag eine gute Sitte, dass der, der spielt, nicht zahlt. Darüber hinaus: Die Beleidigungen – sollte Mazzagatti denn wirklich das gesagt haben, was Gümüs auf „Facebook“ wiedergab – sind unsinnig und überflüssig. Niemand muss sich als „Wichser“ oder „Spasti“ beleidigen lassen.

Dass Gümüs auf und neben dem Platz nicht auf diese Beleidigungen reagiert hat – gut! Dass er das Thema bei „Facebook“ öffentlich machte – wieder diese Sache mit der Emotion. Kann man machen, muss man aber nicht. Aber man muss in Kauf nehmen, dass Außenstehende das Ganze als Lappalie, so bezeichnet es Mazzagatti, oder als „etwas zu hoch gekocht“ einschätzen. Das Recht auf freie Meinung lässt grüßen. Zwei erwachsene Menschen sollten alt genug sein, so etwas auch in einem vernünftigen Gespräch aus der Welt zu schaffen. Wenn nicht alleine, dann eben mit einem Vermittler. Aber da ist sie eben wieder: die Sache, dass man vielleicht nicht immer gegeneinander handeln, sondern miteinander reden und auskommen könnte. Wenn man denn will. Aber irgendwie wird man (leider) in letzter Zeit das Gefühl nicht los, dass sich die Rücksichtslosigkeit die mehr und mehr die Gesellschaft kennzeichnen, auch (wieder) im Fußball angekommen ist. Schade!  


Jan Knötzsch