Landesliga Hammonia

Im „brutalen Rennen“ nachgezogen: Zwar zäh, aber Paloma knackt das Bollwerk

Trotz Niederlage: Josipovic-Lob für Lokstedt-Jungs

03. März 2019, 21:00 Uhr

Umkämpftes Duell bei strömendem Regen: Lokstedts Defensiv-Ass Marc Precht (li.) vs. Paloma-Angreifer Torben Lindholm. Foto: Olaf Both

Am Freitagabend hatte der HSV III mit dem 6:1-Sieg über den SV Eidelstedt vorgelegt. Nun war es am USC Paloma, nachzuziehen und die Tabellenführung zurückzuerobern. Dafür von Nöten: Mindestens ein 2:0-Erfolg gegen Eintracht Lokstedt, um bei Punktgleichheit vom Torverhältnis wieder an den „Rothosen“ vorbeizuziehen. Und siehe da: Am Ende war es eine Punktlandung. Allerdings auch eine „zähe Angelegenheit“, wie USC-Trainer Steffen Harms befand. „Das Spiel war sicherlich nicht der große Leckerbissen für die Zuschauer bei fünf Grad und Regen“, brachte er es treffend auf den Punkt. Doch schlussendlich zählte nur der Sieg und der zurückgewonnene Platz an der Sonne. „Die Tabellenführung finde ich immer gut. Wenn man Erster ist, hat man nicht so viel falsch gemacht“, so Harms.

Michel Blunck (2. v. li.) bejubelt seinen Führungstreffer. Foto: Olaf Both

Als Tabellensechster reiste Eintracht Lokstedt an die Brucknerstraße. Der Hammonia-Neuling kann auf ein Bilderbuch-Jahr 2018 zurückblicken – das erfolgreichste der Vereinsgeschichte. Und dennoch fuhr man nicht gerade mit einer großen Portion Selbstvertrauen ausgestattet zum Spitzenteam. Im Gegenteil sogar. Der Grund: Mit den „Auswanderern“ Johann Eisenberg (Costa Rica), Tamino Kunter (Thailand), Hauke Johannsen (Chile), Jan Steinbüchel (Schweiz) und dem schwer verletzten Josip Pajcic (Kreuzbandriss) brachen dem Aufsteiger im Winter „wichtige Säulen und Stützen“ weg. Hinzu kommt: Von sechs Testspielen – ausschließlich gegen klassentiefere Mannschaften – konnte nur eins gewonnen werden. Zuletzt setzte es sogar ein 0:10 (!) gegen den ETV. Dementsprechend vorsichtig, verhalten und tief stehend trat die Josipovic-Elf am Sonntagvormittag auf. Doch der Plan, möglichst lange die Null zu halten, bekam bereits nach sieben Minuten einen Dämpfer, als Michel Blunck eine tolle Stafette über Christian Merkle und Denny Schiemann zur Paloma-Führung abschloss (7.). Wer nun allerdings glaubte, das wäre der Startschuss für ein Schützenfest gewesen, der irrte – und zwar gewaltig.

„Bitter und schade, dass ein Spieler das 2:0 macht, der für eine Beleidigung Gelb bekommt“

Die Vorentscheidung: Der „umstrittene“ Tamino Kröger erzielte das 2:0 für die „Tauben“. Foto: Olaf Both

„Die Jungs sind im Kopf stabil geblieben“, so Josipovic. „Es ist nicht so, dass ich nach Niederlagen feiern kann. Aber dennoch muss ich der Mannschaft heute ein Lob aussprechen. Wir hatten uns einen Matchplan erarbeitet und die Jungs haben sich komplett daran gehalten – obwohl wir früh in Rückstand geraten sind“, führte er aus. Während Harms meinte: „Es ist immer schwierig, wenn sich ein Gegner hinten komplett einigelt. Es fiel uns heute schwer, da richtig Druck zu entwickeln und die wenigen tiefen Räume zu finden. Trotz des frühen Tores, das so ein Spiel eigentlich beleben sollte, haben wir es nicht verstanden, richtig Tempo reinzukriegen und uns dadurch auch wenige Torgelegenheiten erspielt. Das ist dann vielleicht aber auch mal nach einer solch langen Pause so.“ Denn: „Wir hatten auch eine durchwachsene und schwierige Vorbereitung. Da müssen wir dann auch mal damit leben, dass noch nicht jede Schraube sitzt oder wir so frei aufspielen, dass wir den Gegner auseinanderspielen.“ 


Die Eintracht zog ihren Stiefel diszipliniert durch, während Paloma die zündenden Ideen fehlten – bis zur 76. Minute, als ausgerechnet Tamino Kröger – nach feinem Doppelpass mit Youcef Madadi – die Vorentscheidung besorgte. Ausgerechnet deshalb, weil Josipovic hinterher erklärte: „Es ist schon bitter und schade, wenn ein Spieler das 2:0 macht, der kurz zuvor aufgrund einer Beleidigung die Gelbe Karte bekommt. Der Schiri hat mir bestätigt, dass er es gehört hat. Bei den Worten, die gefallen sind, weiß ich nicht, ob das noch Gelb ist“, haderte der Lokstedt-Dompteur, betonte aber zugleich: „Nichtsdestotrotz ist es ein extrem verdienter Sieg für Paloma. Sie haben das stark gemacht, so dass wir einfach nicht zu Torchancen gekommen sind.“

„Eine spannende Herausforderung, immer wieder funktionieren zu müssen“

Denny Schiemann (li.) bereitete den frühen Führungstreffer des USC mustergültig vor. Foto: Olaf Both

Zudem fiel das vorentscheidende 2:0 in die Phase hinein, als Josipovic den Plan B aus der Tasche holen wollte. Dieser sah vor: „Marc Precht wäre aus der Fünferkette auf die Sechs gegangen – und vorne wären Luis Gleich und Mario Beslic zu zweit gewesen. Durch das 0:2 hatte sich das aber erübrigt.“ Auch wenn’s kein Glanzstück der „Tauben“ war, zählten am Ende einzig und allein die drei Punkte – und der Übungsleiter hatte auch noch ein paar lobende Worte parat: „Wir sind – bis auf eine kurze Phase in der zweiten Halbzeit – sehr konzentriert, geduldig und vor allem wach und aufmerksam im Gegenpressing gewesen“, resümierte Harms – und blickte abschließend auf den spannenden Titelkampf: „Wir wissen, dass das ein brutales Rennen ist, wir eine ganz tolle Saison spielen, aber das Pech haben, dass da noch eine Mannschaft ist, die das gleiche Vermögen hat, in diesem Jahr so viel zu punkten. Das ist eine spannende Herausforderung für uns, immer wieder funktionieren zu müssen. Trotzdem freuen wir uns, wenn wir Erster sind. Noch mehr würden wir uns allerdings freuen, wenn wir am Ende Erster sind. Das sind nur Momentaufnahmen. Wir lesen unseren Namen gerne oben, aber mehr ist es auch noch nicht.“ Am Montagabend ist Steffen Harms ab 21:30 Uhr im Amateurtalk „Kalles Halbzeit im VERLIES“ zu Gast und wird dort zu den Zielen und Perspektiven des USC Paloma ebenso Stellung beziehen, wie zu seiner eigenen Laufbahn.

Autor: Dennis Kormanjos