Oberliga

„Wer das Spiel gesehen hat, kann sagen, wie das passiert ist: Es fehlte an allem!“

Cordi-Coach Pieper-von Valtier spricht über die „Klatsche“ gegen Niendorf und blickt voraus

26. Februar 2019, 16:07 Uhr

Bei weitem nicht ideal: Cordi-Coach Frank Pieper-von Valtier hatte sich die Saison mit seinem Team anders vorgestellt. Foto: KBS-Picture.de

Wenn am Freitagabend (Anstoß: 19 Uhr, Bekkamp) Concordia und der SC Victoria die Klingen kreuzen, dann klingt das nach „großem Hamburger Amateur-Fußball“. Kein Wunder, sind die Konkurrenten doch schließlich zwei Traditionsvereine. Die Realität aber sieht ganz anders aus. Im Klassement trennen Cordi – mit 27 Punkten auf Platz elf – derzeit stolze 20 Zähler vom Tabellenvierten Vicky. Der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz, den derzeit der SC Condor inne hat, beträgt zwar acht Punkte, doch zuletzt gab's zu allem Übel nach zwei Siegen auch noch eine 0:5-Packung in Niendorf. Das ständige Auf und Ab bei Cordi scheint zurück. Zeit, für eine Analyse. Mit und ohne Trainer Frank Pieper-von Valtier. Von innen und von außen quasi. 

Fünf Gegentreffer in Niendorf – was war da los? „Wer das Spiel gesehen hat, der kann genau sagen, wie das passiert ist“, erklärt Pieper-von Valtier und befindet: „Das ist auch keine böse Frage, sondern eine, die man sich als Außenstehender genauso stellen muss wie als Beteiligter.“ Und die Antwort darauf? „Es fehlte an allem“, sagt der Cordi-Coach unmissverständlich und zählt auf: „An der Körpersprache und -spannung zum Beispiel. Das wirkt sich auf alles aus. Wir hatten keine Laufbereitschaft. Und damit meine ich nicht nur die nach hinten, sondern auch die nach vorne.“ Dennoch, so Pieper-von Valtier, „muss man aufpassen. Es ist nur ein Ergebnis, das nicht stimmt. Nicht, dass man das überbewertet. Andererseits ist es auch eine Frage der Haltung. Man kann verlieren, aber man muss immer alles in die Waagschale werfen. Das haben wir in diesem Spiel nicht gemacht.“ Allerdings: So wie viele andere Trainer nutzt auch Pieper-von Valtier den folgenden Satz: „Ich verliere lieber ein Mal 0:5 als fünf Mal 0:1.“

„Man muss immer alles in die Waagschale werfen – das haben wir nicht gemacht“

Als nächste Gegner warten Vicky und Altona auf Trainer Pieper-von Valtier und seine Schützlinge. Foto: Bode

Macht ja auch Sinn. „Wenn ich einmal 0:5 verliere und das ein gebrauchter Tag ist oder einfach viele einen schlechten Tag hatten, dann gestehe ich das jedem Spieler zu. Sollte das so gewesen sein, kann die Mannschaft das ja am Freitag zeigen“, konstatiert der 46-Jährige vorm Vicky-Spiel und geht in den „Erklärmodus“ über: „Man muss das immer alles im Kontext sehen. Ich kann sagen: Ich nehme die Statistik und betrachte nur das letzte Spiel. Dann lege ich mir die Statistik so, wie ich sie haben will. Ich kann aber auch sagen: Ich nehme die Statistik der Rückserie seit der Winterpause. Dann haben wir zwei Siege und eine Niederlage auf dem Konto. In dem Zusammengang betrachtet ist das dann nicht bedenklich. Trotzdem finde ich es schwierig, ein Spiel 0:5 zu verlieren. Aber ich kann aus meiner Sicht erst nach einem längeren Zeitpunkt sagen: Es ist eine generelle Sache oder es war halt dieser eine gebrauchte Tag“, stellt er fest, betrachtet eben jenen besagten längeren Zeitraum und sieht dabei sogar eine Weiterentwicklung: „Wenn man Meiendorf gegen Curslack vom Samstag nimmt: Meiendorf gewinnt mit Glück – sicher. Aber so ein Glück erarbeitet man sich auch. Wir haben solche Dinger in der Hinrunde liegengelassen. Unser Spiel gegen den HEBC war ein Spiel ähnlich wie gegen BU, wo es hin und her ging. Am Ende haben wir es doch klar für uns entschieden, was auch für unsere Qualität spricht.“

Aus genau diesem Grund, so Pieper-von Valtier weiter, sehe er in den Spielen gegen Meiendorf – hier siegte Cordi mit Glück – und eben den HEBC „einen Aufwärtstrend, den man verzeichnen kann.“ Es folgt das „Aber“ des Coaches: „Den musst du natürlich auch mit Konstanz pflegen. Daran arbeiten wir gerade. In der Hinrunde folgte auf ein gutes Ding öfter mal ein schlechtes.“ Genau das aber ist der Punkt: Warum? Cordi verfügt schließlich über eine Ansammlung an hervorragenden Einzelspielern – allesamt erfahren, mit vielen fußballerischen Wassern gewaschen, unterm Strich eigentlich viel zu gut für eine Platzierung wie die jetzige. Der Verdacht liegt nahe: Einzelspieler, die zu sehr auf sich selbst fixiert sind statt aufs Teamwohl. Einzelkämpfer. Zu viele ähnliche Charaktere dieser Coleur. Unterm Strich ein Kader, der in seiner Zusammenstellung nicht ausgewogen genug ist. Bisweilen mit mangelnder Disziplin. Es fehlt jemand, der sich klar in der Rolle als „Mentalspieler“ positioniert und anerkannt wird – einer der führt, vorweg geht und an dem man sich aufrichtet. Zudem leidet die Mannschaft unter ihren Verletzten: Mohamed Labiadh, Jonas Kastl, Andreas Goldgraebe, Steven Lindener, Cem Cetinkaya – alles Leute aus der Defensive. „Ich habe da kaum mehr Alternativen“, bejaht auch Pieper-von Valtier, „die Mannschaft kompensiert das im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Tom Bober zum Beispiel ist erst seit ein paar Wochen bei der Mannschaft, hat sich überhaupt nicht einspielen können und macht's dafür gut.“

„Wir wollen natürlich gewinnen – so ein Lauf, wie Vicky ihn hat, birgt auch Gefahren“

Glücklich sieht anders aus: Am Cordi-Auftritt in Niendorf hatte Übungsleiter Pieper-von Valtier wenig Spaß. Foto: Bode

Auch, wenn die Truppe es halbwegs kompensiert bekommt: für eine konstante Serie an guten Leistungen reicht(e) es (noch) nicht – und Kaliber wie Vicky und Altona lassen auch nicht unbedingt von vornherein darauf schließen, dass in den nächsten beiden Wochen der Grundstein dafür gelegt wird. Trotz der beiden nächsten Gegner sagt Pieper-von Valtier im Brustton der Überzeugung: „Diese beiden Spiele sind nicht schwer, sondern leicht, weil die Rollenverteilung erstmal eine klare ist. Wir haben es in dieser Saison in der Liga schon öfter gesehen, dass so eine klare Rollenverteilung – wie zum Beispiel bei HEBC gegen BU oder Süderelbe gegen Dassendorf – nicht immer automatisch heißt, dass der Favorit als Sieger vom Platz geht. Das gilt sowohl für unser Spiel gegen Vicky als auch für das gegen Altona.“ Genau darauf, so der Concorden-Coch weiter, hoffe man am Bekkamp derzeit. „Das ist der Punkt, auf den wir setzen: Eine Kombination aus dem Aufwärtstrend, den man in den beiden Spielen gegen Meiendorf und den HEBC auf jeden Fall gesehen hat, und der Tatsache, dass wir befreit in die beiden nächsten Partien gehen können.“

Der Respekt vorm Widersacher am Freitag ist dennoch da – unter anderem, wenn es um Vickys Flügelspiel geht. „Mit Julian Schmid kommen schon ein paar Stundenkilometer auf uns zu. Das wird nicht einfach. Wir werden alles dagegen tun“, weiß Frank Pieper-von Valtier und konstatiert: „Wir wollen natürlich unser Heimspiel gewinnen. So ein Lauf, wie Vicky ihn hat, birgt auch Gefahren.“ Die zum Beispiel, dass der SCV die „Aufgabe Cordi“ auf die etwas zu leichte Schulter nimmt. Das wäre der halbe Teil der Miete. Dann müsste Concordia „nur“ noch einen anderen Auftritt auf den Kunstrasen legen als in Niendorf. „Eigentlich“, beginnt Pieper-von Valtier sein Schlusswort, „dürfen wir mit unten nichts zu tun haben. Wir haben in den Spielen, die wir gewinnen mussten, gewonnen (gemeint sind die Matches gegen Meindorf und den HEBC, Anm. d. Red.). Dort wo wir gehofft haben, dass wir Punkte mitnehmen, haben wir sie nicht mitgenommen. Das ist ärgerlich. Aber Niendorf war in allen Belangen besser. Sie waren griffiger und zweikampfstärker und haben uns nicht ins Spiel kommen lassen. Sie haben das gut gemacht.“

Jan Knötzsch