Oberliga

Brutales BU, trostlose Teutonen: „Die dürfen sich nicht beschweren, wenn das 6:1 ausgeht!“

Gebrauchter Teutonia-Tag: Von BU besiegt, von AFC-Fans verhöhnt

10. Februar 2019, 18:45 Uhr

Unbändiger Jubel bei Führungs-Torschütze Nico Schluchtmann (li.) und Fatih Umurhan. Foto: Dimitri Ismer

Als BU-Coach Marco Stier den anwesenden Pressevertretern zum Auswärtscoup seiner Mannschaft Rede und Antwort stand, hallte es aus dem Hintergrund plötzlich lautstark: „91, 92, 93 – Altona, Altona!“ An der Kreuzkirche waren einige Anhänger des AFC nach dem Triumph ihrer Schützlinge bei der TuS Dassendorf noch immer so freudig gestimmt, dass sie die Niederlage des Lokal-Konkurrenten Teutonia 05 gegen BU (alle Highlights im LIVE-Ticker) mit einer Portion Sarkasmus zur Kenntnis nahmen. Der Fanbus der 93er – auf dem Rückweg aus Dassendorf – fuhr unmittelbar nach der Teutonen-Schlappe am Platz des großen „Rivalen“ vorbei und hielt kurz an, ehe einige Fensterscheiben nach unten gingen und es zu kleinen verbalen Frotzeleien des Altonaer Anhangs kam.

BU-Neuzugang Narek Abrahamyan (Mi.) zeigte ein starkes Debüt und war nur schwer zu stoppen. Foto: Dimitri Ismer

Die Fans von Altona 93 hatten gut lachen – während die Stimmung beim FC Teutonia 05 im Keller war. „Ich müsste jetzt viel sagen, weil zu viele Sachen nicht gut waren“, wirkte FCT-Trainer Sören Titze mächtig bedient. „In den Testspielen ist alles schön und gut, aber das zählt nicht. Heute müssen wir uns alle hinterfragen, ob wir alles dafür getan haben, 90 Minuten am Limit Fußball zu spielen.“ Eine Frage, die der Übungsleiter der „Kreuzkirchler“ mehr oder minder gleich selbst beantwortete: „Unter der Woche war der Wettkampf um die Stammplätze härter, als das, was wir gerade in der ersten Halbzeit an den Tag gelegt haben.“ Und weiter: „Zu wenig Leidenschaft, zu wenig Selbstvertrauen.“ Und: Keine Torchancen. Stattdessen agierte BU rotzfrech, agierte als Einheit und funktionierte als Team von Eins bis Elf. „Wir haben das Spiel von Anfang an dominiert und taktisch brutalst diszipliniert gespielt. Wir hatten einen klaren Plan, der ist zu 100 Prozent aufgegangen“, urteilte Stier, der „brutal stolz“ auf seine Mannschaft war. „Ich ziehe wirklich den Hut davor. Denn ich hätte nicht gedacht, dass wir schon so gefestigt sind.“

Stier: „Es muss zur Halbzeit 3:0 stehen“

Die Barmbeker ließen den Regionalliga-Anwärter überhaupt nicht ins Spiel kommen, stellten den Gegner früh zu und liefen ihn ebenso früh an. Die Ottensener fanden keinerlei Mittel dagegen und kassierten „folgerichtig“, wie selbst Titze konstatierte, das 0:1, als Nico Schluchtmann einen traumhaften Spielzug über Ronny Buchholz und Janis Korczanowski eiskalt abschloss (33.). „Es muss zur Halbzeit eigentlich 3:0 stehen“, so Stier, dessen Schützlinge einmal mehr das alt-bekannte Problem mit der mangelnden Chancenverwertung an den Tag legten. Insbesondere Abdel Hathat, der während der 90 Minuten gleich vier (!) absolute Hochkaräter ungenutzt ließ. Als Teutonias Angreifer Aytac Erman wegen wiederholten Foulspiels die Ampelkarte sah und sein Team fortan in Unterzahl agieren musste (68.), schien es so, als würden den Hausherren die Felle endgültig davonschwimmen. Doch: „Das tut uns irgendwie nicht gut“, war die numerische Überzahl für Stier kein Vorteil. „Das hatten wir jetzt schon einige Male“, fügte er an – und erkannte: „Gegen zehn Mann sind wir nicht mehr so gut wie vorher gegen elf.“

Eden gleicht aus, Jeske gibt passende Antwort - „Der Sieg ist haushoch verdient“

Barmbeks Siegtorschütze Tim Jeske (Mi.) im Duell mit Nick Gutmann (re.). Foto: Dimitri Ismer

Was man sich ebenfalls „ankreiden lassen“ müsse, so Stier, sei die Tatsache, dass man sich dann „auf einen offenen Schlagabtausch eingelassen“ habe. „Das müssen wir ruhiger und konzentrierter spielen.“ Und so fiel der zu diesem Zeitpunkt dennoch überraschende Ausgleich, als der kurz zuvor eingewechselte Tolga Odabas im Zentrum den Ball verlor – und der inzwischen mit aufgerückte Davidson Eden die Kugel irgendwie über die Linie wurschtelte (84.). Aber mitten in die Teutonen-Jubelarie hinein schlug BU eindrucksvoll zurück. Korczanowski bediente Tim Jeske, der noch einen Haken nach innen machte und die Führung wieder herstellte – keine 60 Sekunden später (85.)! „Man muss unserer Offensive ein großes Lob aussprechen. Die haben die ja schwindelig gespielt da hinten“, befand Abwehr-Chef Buchholz. „Wir haben ja bis zur 70., 75. Minute nicht einen Schuss aufs Tor zugelassen und hatten selbst etliche Chancen“, womit Stier auch auf die zum Teil überaus fahrlässig zu Ende gespielten Konter in den Schlussminuten ansprach. „Von daher ist der Sieg haushoch verdient“, ehe er anfügte: „Wenn das Ding hier heute 6:1 ausgeht, dann darf sich Teutonia nicht beschweren!“

Buchholz: „Sie hatten keine wirkliche Spielidee“

Die Freude über den Sieg an der Kreuzkirche war beim HSV Barmbek-Uhlenhorst riesengroß. Foto: Dimitri Ismer

Sein Gegenüber stellte ernüchtert fest: „In der zweiten Halbzeit war es besser, ohne dass es gut war. Wir haben heute von Eins bis Elf zu wenig auf jeder Position gebracht und ganz, ganz viel nicht gut gemacht – dann reicht das eben nicht. Das war zu wenig“, analysierte Titze, der gar keinen Blick auf die Tabelle verschwenden wollte und auf die Frage, was die Niederlage für Auswirkungen habe, entgegnete: „Ganz einfach: Vier Punkte Rückstand. Aber wir sollten uns erstmal auf unsere Hausaufgaben konzentrieren.“ Am heutigen Tag hat BU diese besser gelöst und eine taktische Meisterleistung aufs Parkett gebracht. Stier: „Teutonia hat viel Geld investiert, wir in Leidenschaft und Arbeit. Das zeichnet sich am Ende dann doch aus.“ Während Ronny Buchholz, der in der Abwehr-Zentrale alles aus dem Weg räumte und sich kurz vor Schluss ein verbales Scharmützel mit Ex-Profi Sembolo lieferte, meinte: „Sie hatten keine wirkliche Spielidee – zumindest habe ich keine gesehen. Der Trainer hat uns im Vorfeld auch gesagt, dass die sich auf ihre individuelle Klasse verlassen. Auch wenn sie vielleicht die besseren Einzelspieler haben, wissen wir, dass wir eine eingeschworene Truppe sind. Das war auch der ausschlaggebende Grund. Ich hätte Teutonia tatsächlich stärker eingeschätzt.“

Autor: Dennis Kormanjos