Kolumne
Walek, Wechsel, Wartestand: Wohl und Wehe im Winter
Abpfiff – Die FussiFreunde-Kolumne
Wenn ein Trainer sagt, dass er zum Saisonende geht, birgt das immer Gefahren. Und Spannungen. Davon bleibt der FC Süderelbe jetzt verschont. Zumindest, was die Zeit von nun an bis zum Saisonende angeht. Weil der bisherige Trainer Markus Walek den Verein in der vergangenen Woche darum bat, seinen Vertrag doch jetzt schon aufzulösen (wir berichteten exklusiv). Ein sinnvoller Schritt von Walek. Im nächsten halben Jahr hätte immer wieder der Vorwurf kommen können, der Trainer sei nicht mehr ganz bei der Sache. Das zum einen. Obwohl Walek als „Inventar“ des FCS – immerhin ist er nacheinander als Spieler, Co-Trainer und Trainer dort sieben Jahre lang tätig gewesen – über solche Zweifel erhaben sein dürfte. Noch viel klarer aber förderte der Monat Januar mit der Ankündigung Waleks, im Sommer zu gehen und dem nun feststehenden Aus eines zu Tage: Zwischen Vorstand und Trainer dürfte es am Kiesbarg schon seit geraumer Zeit nicht mehr so gestimmt haben, wie es in besten Zeiten der Fall war.
Platz zehn trotz Umbruch: Die beste Bewerbung für andere Vereine
Markus Waleks Arbeit beim FC Süderelbe muss – und wird durch andere Clubs – gewürdigt werden. Foto: KBS-Picture.de
Beide Seiten zeigten sich zumindest „irritiert“ über die Art und Weise, wie die Personalien von der jeweils anderen Seite öffentlich dargestellt wurden. Glaubt man dem, was in solchen Fällen immer wieder gerne hinter vorgehaltener Hand erzählt wird und möglichst nirgendwo so stehen sollte, dann gab es inzwischen kein Vertrauensverhältnis mehr zwischen Coach und Vorstand. So gesehen hat Walek alles richtig gemacht, indem er – egal wie schwer ihm der Schritt auch gefallen sein mag – nun vorzeitig die Reißleine gezogen hat. Er hat Stress und Unruhe, die sicher aufgekommen wären, von seiner Mannschaft ferngehalten. Vielmehr sogar dafür gesorgt, dass selbige Situation gar nicht entstehen kann. Es war sinnvoll, auseinanderzugehen, bevor es hinter den Kulissen richtig kracht. Und: Walek geht als Zehnter der Tabelle. Angesichts der personellen Fluktuation, die es – so wie in jedem Jahr – im Sommer 2018 beim FCS gegeben hat, ist das eine Platzierung und Entwicklung, die man gar nicht hoch genug bewerten kann. Ein solches Abschneiden nach einem derartigen wiederholten Umbruch ist die beste Bewerbung für andere Vereine. Waleks Arbeit muss – und wird durch andere Clubs – gewürdigt werden.
Eine Arbeit, die Marinus Bester beim TSV Buchholz 08 erst noch vor sich hat. Seit dem vergangenen Freitag ist offiziell klar, dass der Ex- Profi ab dem Sommer Coach beim Club aus der Nordheide wird. Eine große Lösung – immerhin war Bester nicht nur als Aktiver im Oberhaus aktiv, sondern wirkte zuletzt auch als Co-Trainer beim Zweitligisten HSV. Es kommt also jemand, der jede Menge Ahnung mitbringt. Und – da er zuletzt auch als „Talentmanager“ beim HSV war – jemand, der ein Händchen für gute, junge Spieler und deren Weiterentwicklung haben dürfte. Zudem positiv: Bester ist ein Coach, der aus dem Gebiet südlich von Hamburg kommt. Einer, der die Region und das „Modell Buchholz“ kennt und versteht. Auch wenn Bester im FussiFreunde-Interview erklärte, er brauche keine Zeit, um sich in die Oberliga rein zu fuchsen, weil man im HSV-Nachwuchs ja automatisch Infos über die oberste Hamburger Amateur-Liga erhalte, ist dies der einzige kritische Punkt: Oberflächlich mag das Wissen da sein, im Detail muss er es sich vermutlich erst noch erarbeiten. Aber dazu hat Bester ja ein halbes Jahr Zeit, die er sich im Wartestand befindet. Und neue Impulse von jemanden, der als Coach bislang nur in Niedersachsen tätig war, können in Hamburg ja auch nicht schaden...
Kann man schon von der „Zwei-Klassen-Gesellschat Oberliga“ sprechen?
Neu an der Kreuzkirche: Francky Sembolo (re.) – ein Transfer, der für Teutonia Sinn macht, den sich aber nur wenige Clubs leisten können. Foto: KBS-Picture.de
Damit abschließend zu zwei weiteren „dicken Fischen“, die künftig im Hamburger Amateurfußball, wo mehr und mehr Ex-Profis in diversesten Funktionen auftauchen, zuhause sind: Ronny Marcos und Francky Sembolo. Beides Ex-Profis. In der Zweiten, zum Teil sogar in der Ersten Bundesliga aktiv. Zwei, die man als „Kracher“ bezeichnen darf. Transfers, die sportlich für die beiden Clubs, die sie verpflichtet haben, Sinn machen. Wenn jemand wie Sembolo auf dem Markt ist, muss ein Club, der – wie Teutonia 05 – hoch will und die finanziellen Möglichkeiten zu so einem Transfer hat, zugreifen. Auch wenn Sembolo mit 33 Jahren zwar keiner für die lange Sicht ist – aber eben der richtige, um das gesteckte Ziel zu erreichen: Dassendorf und alle anderen Spitzen-Teams unter Druck setzen. Aber: Mit der Mannschaft, die „T05“ inzwischen zusammen hat, setzt sich der Verein auch selbst enorm unter Druck. Mit diesem Kader ist man zum Aufstieg aus der Ober- in die Regionalliga inzwischen nahezu verpflichtet.