Testspiel

Condor „energisch, konsequent und mutig“: Aus 1:2 wird am Ende ein 3:2

„Raubvögel“ feiern Erfolg gegen Ligakonkurrent Cordi

02. Februar 2019, 17:22 Uhr

Ausgespielt: Cordis Jeremy Baur (Mitte) hat gegen Damian Ilic (li.) und Melvin Bonewald das Nachsehen. Foto: Knötzsch

Für eine kurzen Moment traute er seinen Ohren nicht. Pascal El-Nemr war, so wie alle Spieler die bei Concordia im Testspiel am Berner Heerweg gegen den SC Condor (Hier gibt’s das Spiel zu Nachlesen im Live-Ticker) zunächst auf der Bank Platz nahmen, von Coach Frank Pieper-von Valtier zum Laufen auf die Bahn rund um den Rasenplatz geschickt worden, während sich die beiden Oberliga-Teams direkt daneben auf dem Kunstrasen duellierten. Als El-Nemr irgendwann in der zweiten Hälfte zurückkam, musste er noch einmal nachfragen. „Wir liegen zurück?“, staunte er ungläubig in Richtung von Cordi-Co-Trainer Jens Schadewaldt und fügte ungläubig hinzu: „Aber wir haben doch vorhin noch 2:1 geführt...“

Und so war es in der Tat: Nachdem in der ersten Halbzeit, die nur wenige Torraumszenen und echte Abschlüsse zu bieten hatte, Condor zunächst durch Damian Ilic in Führung gegangen war (2.) und Ray Marstaller nach 18 Minuten für Cordi ausgeglichen hatte, ging die Elf vom Bekkamp zu Beginn der zweiten Hälfte dann selbst in Führung, nachdem Sascha de la Cuesta einen Freistoß zunächst an den linken Pfosten des Condor-Tores gekickt hatte, stand Jeremy Baur goldrichtig und drückte den Abpraller an Keeper Maximilian Richter, den die „Raubvögel“ unter der Woche vom ETSV Hamburg verpflichtet hatten, vorbei ins Netz (48.). Es dauerte bis zur 63. Minute ehe der zur Pause in die Partie gekommene Tarik Dikenli für die Gastgeber wieder egalisieren konnte. Und dann, noch ehe die Laufgruppe um El-Nemr wieder zurück war, setzte sich Sean Paul Vinberg auf dem rechten Flügel gegen Cordi-Neuzugang Tom Bober durch und legte für Adrian Sousa auf, der zum 3:2 für Condor vollendete (74.). Das war auch der Endstand.

Ansaldo: „Wir hatten in der zweiten Halbzeit definitiv einen wesentlich besseren Zugriff aufs Spiel“

Erster Einsatz im Cordi-Trikot: Neuzugang Tom Bober beim Einwurf. Foto: Knötzsch

So ungläubig die Concorden den Zwischenstand aufgenommen hatten, so schnell war der Unmut darüber nach dem Spiel allerdings auch schon wieder verflogen. „Frag ihn mal, wie das so ist, wenn man gegen seinen eigenen ehemaligen Auswahltrainer gewinnt...“, gab Cordi-„Co“ Jens Schadewaldt dem Verfasser dieser Zeilen zum Gespräch mit Condors Assistenztrainer Fabio Ansaldo, der Chefcoach Fabian Neumann (sah sich den SV Curslack-Neuengamme, Condors Gegner zum Punktspiel-Auftakt 2019 am kommenden Wochenende, in dessen Testspiel gegen den Bramfelder SV an) vertrat, mit auf den Weg und grinste. Und Ansaldo? Der freute sich tatsächlich – vor allem über die zweite Hälfte des Spiels. Die ersten 45 Minuten allerdings hatten ihm nicht so ganz gefallen. „Wir haben die Dinge aus der ersten Halbzeit schon in der Pause besprochen, Das sah auf dem Platz schon manchmal zerfahren aus, gerade im mittleren Abschnitt der ersten Hälfte. Da haben Sachen wie die Zuteilung nicht gestimmt. Aber die Mannschaft hat eine gute Reaktion gezeigt. Man hat gesehen, dass Potenzial da ist und die Jungs es können. Sie haben das Ganze bestmöglich umgesetzt“, resümierte Ansaldo.

Korrekt – denn wo es im ersten Durchgang noch den Eindruck machte, als sei Cordi in Sachen Vorbereitung dem SCC mindestens einen Schritt voraus, präsentierten sich die „Raubvögel“ nach dem Pausentee griffiger, sicherer und zielstrebiger. „Wir hatten in der zweiten Halbzeit definitiv einen wesentlich besseren Zugriff aufs Spiel und haben auch nicht mehr so viel zugelassen. Trotzdem gab es aufgrund der Experimente, dass wir Spieler auf für sie ungewohnten Positionen ausprobiert haben, teilweise noch Abstimmungsschwierigkeiten. Aber für solche Tests ist die Vorbereitung ja da. Nichts desto trotz haben die Spieler, die auf neuen Positionen zum Einsatz kamen, diese Aufgaben gut angenommen. Nach zehn Minuten in der zweiten Hälfte sind wir besser ins Spiel gekommen. Die Mannschaft hat dann Situationen energisch, konsequent und mutig durchgespielt und die Räume, die sie sich erlaufen hat, auch genutzt“, so Ansaldo, der neben den Zugängen Richter und Lorenz Lahmann-Lammert (kam von Teutonia 05) mit Sunday Kanu („Er ist schon länger dabei, trainiert als Flüchtling mal in der Ober- und mal in der Bezirksliga-Mannschaft mit. Wir versuchen, ihn zu integrieren und werfen ihn am Schluss immer mal rein“) ein weiteres neues Gesicht aufbot.             

Pieper-von Valtier: „Das Ergebnis interessiert nicht – wichtig ist: was machen wir gut und was nicht“

Co-Trainer Fabio Andaldo vertrat bei Concdor Chefcoach Florian Neumann. Foto: Knötzsch

„Wir führen 2:1 und haben sowohl das Spiel als auch den Gegner komplett im Griff. Dann verlieren wir – aus welchen Grund auch immer – die Ordnung und spielen riskante Bälle im Aufbauspiel. Auf einmal agieren wir mit langen Bällen, die wir davor nicht gespielt haben. Und wir haben die Positionen nicht gehalten. Angesichts dessen ist es logisch, dass es zu solche Situationen kommen musste. Die haben wir selbst eingeleitet. Diese Szenen sind nicht entstanden, weil er Gegner das so gut gemacht hat. In den letzten 20 Minuten standen wir uns selbst ein bisschen im Weg“, ließ Frank Pieper-von Valtier das Spiel Revue passieren. „Aber entscheidend ist, das, was wir in den 70 Minuten zuvor gemacht haben. Das müssen wir auf die Dauer von 90 Minuten hinbekommen. Um zu so einer Erkenntnis zu kommen, sind solche Testspiele da. Davon abgesehen, dass wir kurz in Rückstand gegangen sind, hatten wir das Spiel bis zum 2:2 komplett im Griff. Das ist das, was für uns letztlich entscheidend ist“, fügte der Cordi-Coach hinzu.

Aber Pieper-von Valtier blickte eben auch auf jene Dinge, die bei den Gästen, die nicht wie ein Rädchen ins andere griffen. „Wir haben genau gesehen, was die Fehler sind, die wir gemacht haben. Auch, was das Stellungsspiel angeht, waren da ein paar Sachen, die nicht optimal waren, obwohl wir das Spiel im Griff hatten. Da müssen wir nachsteuern. Zum Glück sind das nur Kleinigkeiten“, konstatierte der Übungsleiter der „Bekkampler“, der auf den erkrankten Theodoros Ganitis verzichten musste, Sami Halavurta als Innenverteidiger auflaufen ließ und Cem Cetinkaya auf die Position des rechten Außenverteidigers beorderte, „weil ich da sonst keine andere Alternative mehr hatte.“ Neben Ganitis fehlten beispielsweise auch Andreas Goldgraebe oder Steven Lindener, die ebenso wie der noch nicht wieder fitte Mohamed Labiadh das Spiel als Zuschauer verfolgten. „Es war klar zu ersehen, woran es liegt. Das Ergebnis interessiert nicht. Wichtig ist: was machen wir gut und was nicht. Und wenn wir unterm Strich mehr gut machen als nicht gut machen, dann manchen wir auf jeden Fall schon mal was richtig“, schloss Pieper-von Valtier seine Spielanalyse.

Jan Knötzsch