Verletzungspause

„Etwas erzwingen, geht nicht – wenn der Körper was hat, hat er was“

Hamms Moritz Mandel wartet seit dem Oktober 2017 auf sein Comeback

22. Januar 2019, 12:51 Uhr

Seht her, ich bin auch noch da: Moritz Mandel (vo,) hofft auf ein Comeback im Sommer. Foto: timelash.de

Am 17. September 2017 war die Welt noch in Ordnung. Zumindest, wenn man nach den Zahlen und Fakten geht. An jenem Tag, es war ein Sonntag, stand Moritz Mandel im Trikot des Rahlstedter SC auf dem Platz. Im Landesliga Hansa-Spiel gegen den SC Condor II erzielte Mandel damals zwei Tore und bereitete zwei weitere vor. Der RSC feierte am Ende einen souveränen 4:0-Sieg. Danach steht für Moritz Mandel nur ein einziges  weiteres Spiel zu Buche: Am 13. Oktober 2017 lief der heute 28-Jährige letztmals auf – für Rahlstedt. Beim 4:3-Sieg gegen den VfL Lohbrügge. Danach folgten eine Beurlaubung, ein Vereinswechsel und vor allem: eine lange Leidenszeit, die bislang immer noch kein Ende gefunden hat. 

Als die Rede auf eben jenes Thema, wann er zum letzten Mal gespielt habe, kommt selbst Moritz Mandel kurz ins Überlegen. „Im September 2017 gegen Condor II hab' ich doppelt getroffen, das weiß ich noch. Und zwei Tore vorbereitet. Aber danach? Das muss entweder gegen Altengamme oder Lohbrügge gewesen sein“, tappt „Mo“ einen kurzen Moment im Dunklen. Verständlich, schließlich ist seitdem eine lange Zeit vergangen oder: viel Wasser die Elbe heruntergeflossen, wie man so schön sagt. Das Attribut „schön“ – es passt aber irgendwie nicht in die Geschichte des Moritz Mandel. Denn so schön liest sie sich eben einfach nicht: Eine Ausfallzeit von mehr als einem Jahr, Schmerzen, in die Zuschauerrolle gezwungen und immer noch keine hundertprozentige Sicherheit, was denn nun eigentlich genau Sache ist – das sind vielmehr die Stichworte, die den Weg Mandels in der ferneren und näheren Vergangenheit säumen.

Lange Leidenszeit: „Eine exakte Diagnose gibt es bisher nicht“

An kicken ist derzeit nicht zu denken: Moritz Mandel (li.) leidet an Problemen mit Hüfte und Rücken. Archivfoto: noveski.com

„Schlussendlich ist es so, dass ich in ärztlicher Behandlung bin. Das Hauptproblem sind Schmerzen in der Hüfte und im Rücken. Man vermutet, dass es etwas mit der Bandscheibe zu tun hat. Aber: Eine exakte Diagnose gibt es noch nicht“, erzählt Mandel und verrät, dass der Januar 2019 „mein Marathon-Monat ist. Ich habe jetzt noch verschiedene Termine und Untersuchungen vor mir. Unter anderem eine Hüft-Arthographie.“ Diese ist ein, wie es in der Medizin heißt, „röntgenologisches Verfahren zur Darstellung verschiedener Gelenke beziehungsweise ihrer Gelenkinnenräume und ihrer einzelnen Strukturen.“ Soll nichts anderes heißen, als dass Moritz Mandels Hüfte ganz genau durchleuchtet wird. „Es gibt zwei unterschiedliche Varianten. Die Ärzte haben jetzt einen ganz neuen Ansatz. Lange Zeit sind wir alle im Dunklen getappt. Jetzt sind wir guter Dinge“, sagt der Langzeitverletzte, der in seiner Karriere nach Jugendstationen beim Farmseher TV, dem Rahlstedter SC und Eintracht Norderstedt im Herrenbereich dann für Norderstedt, Holstein Kiel II, den SC Condor und Rahlstedt spielte.

„Ich muss die Diagnose abwarten, um dann sagen zu können, in welche Richtung es in Sachen Behandlung weitergeht“, sagt Moritz Mandel und kommt ins Erzählen. „Das alles ist letztlich eine lange Geschichte. Ich hatte schon in der Saison, als wir mit Rahlstedt in die Landesliga Hansa aufgestiegen sind (die Spielzeit 2016/2017, Anm. d. Red.) zeitweise Probleme mit dem Sprunggelenk und wollte mich operieren lassen. Dann ging es von Juli bis September – und auf einmal fingen die Hüftschmerzen an. Ich habe Schmerzmittel genommen, weil ich gedacht hab: Das geht schon irgendwie. Im Nachhinein würde ich sagen, das war falscher Ehrgeiz. Es war nicht klug, mit Schmerzmitteln zu spielen. Wenn der Körper was hat, dann hat er was. Auf lange Sicht etwas zu erzwingen – das geht nicht“, blickt der 28-Jährige zurück und kam damals an den Punkt, an dem er feststellte: Es geht nichts mehr. „Meine Überlegung war: Du machst bis zur Winterpause weiter, dann lässt du dich im Januar oder Februar 2018 am Sprunggelenk operieren. Das hat nicht geklappt – und dann kam die Beurlaubung in Rahlstedt. Danach war klar: Ich pausiere bis zum Sommer.“

„Ich will beweisen, dass es sich auszahlt, dass der Club zu einem steht“

So wie hier im Rahlstedt-Trikot möchte Moritz Mandel auch im Hamm-Dress nochmal jubeln. Foto: noveski,com

Gesagt getan. Nachdem Moritz Mandel beim RSC, wo er während seiner Verletzungspause sogar interimsweise als Trainer gemeinsam mit Bastian Warning an der Seitenlinie stand, gemeinsam mit seinem Bruder Louis beurlaubt wurde, weil es seinerzeit offenbar Differenzen mit dem damaligen Manager Stephan Meyer gab, kehrten beide dem Club den Rücken. Louis ging zum Oberligisten HSV Barmbek-Uhlenhorst, Moritz zog es zu Hamm United, Rahlstedts Ligakonkurrenten in der Landesliga Hansa. Allein: Gespielt hat Moritz für den HUFC bislang nicht. „Ich bin in Hamm die Vorbereitung gestartet, weil dachte, ich könnte es packen und angreifen, da ich im Alltag keine Probleme mehr gehabt habe. Doch dann ging es schlagartig wieder los“, erinnert sich Mandel. „Natürlich ist es nicht einfach. Ich kann immer nur zusehen. Klar kribbelt es und man will wieder spielen. Aber man wird geduldiger. Es geht darum, erst einmal zu wissen, was genau los ist“, stehen für den 28-Jährigen persönlich derzeit andere Dinge auf dem Programm als Training, Tore und Punkte

„Der Drang, wieder aktiv auf dem Platz zu stehen, ist groß“, sagt Mandel, der Gedanken an ein Karriere-Ende wegschiebt: „Ich ziehe das durch. Ich bin dem Verein dankbar, dass er so viel Geduld an den Tag legt und mit mir plant. Ich will beweisen, dass es sich auszahlt, dass der Club zu einem steht. Ich möchte es auf jeden Fall nochmal probieren“, hegt „Mo“ Gedanken an ein Comeback – womöglich ab dem Sommer. Dann vielleicht sogar als Oberliga-Spieler? Schließlich führt der HUFC derzeit die Hansa-Tabelle an und darf von Aufstieg träumen. „Wir haben uns nach dem ersten Spiel gegen Kosova, das wir verloren haben, zurecht nach oben gearbeitet. Wir können uns eigentlich nur selbst im Weg stehen. Wir müssen von Spiel zu Spiel gucken und uns auf uns fokussieren – dann sehe ich keinen Grund, dass wir nicht da oben bleiben. Die Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern stimmt. Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Moritz Mandel. Ganz in de Hoffnung, dass auch sein Weg für die Zukunft besser ist als der in den letzten Wochen und Monaten...

Jan Knötzsch