Interview

„Ich war nur einen Tag traurig – jetzt beginnt der Kampf zur Rückkehr“

Lennart Müller spricht über seine schwere Verletzung und die bevorstehende Pause

09. Januar 2019, 16:55 Uhr

„Es ist sehr schwierig zu verstehen, was passiert ist“, sagt Lennart Müller (re.) über seinen Kreuzbandriss. Foto: Genat

Die Nachricht traf sowohl den Spieler als auch seinen Verein wie ein Schock: Lennart Müller hat sich am vergangenen Samstag im ersten Training der Vorbereitung auf die Restsaison der Oberliga das Kreuzband gerissen und wird seinem Verein Altona 93 damit für mindestens ein halbes Jahr nicht zur Verfügung stehen. Für Müller ist es bereits die zweite schwere Knieverletzung seiner noch jungen Karriere. Wir haben mit „Lenny“ über den Moment, in dem es passierte, und die schwere Zeit, die ihm nun bevorsteht, gesprochen. Außerdem erklärt uns der 25-Jährige, wie er etwas Positives aus seinem Ausfall ziehen will und was für den AFC ohne ihn in der Restsaison möglich ist.

Lennart, die wichtigste Frage direkt zuerst: Wie geht’s dir?

Lennart Müller: Es ist sehr schwierig, zu verstehen, was passiert ist. Ich glaube, dass alles, was einem im Leben passiert, einen Sinn hat. Im Moment versuche ich noch, den Sinn dieser Verletzung zu entschlüsseln. Es ist auf jeden Fall ein schwerer Schlag für die Psyche. Ich hatte nach dem ersten Kreuzbandriss, der mir den Traum von der Karriere als Profi genommen hat, weil die Ärzte mir gesagt haben, dass ich keinen Leistungssport mehr betreiben darf, gerade wieder Vertrauen in meinen Körper gefasst und habe in Altona eine tolle Aufgabe angetreten. 

Wie hast du die Szene erlebt, bei der du dir am Samstag im Training die Verletzung zugezogen hast?

Müller: Es war ein Laufduell, bei dem ich einfach falsch aufgekommen bin. Da reicht schon falscher Schritt oder – wie wohl in diesem Fall – eine falsche Schrittlänge. Das hat relativ schnell dazu geführt, dass ich gefühlt habe, dass da was kaputt ist.

War dir direkt klar, dass es eine schlimmere Verletzung sein würde?

Für Lennart Müller (li., hier im Match gegen Teutonia 05) ist es bereits der zweite Kreuzbandriss. Foto: KBS-Picture.de

Müller: Man hofft natürlich, dass es nur eine kleine Verletzung ist, aber ich hatte schon ein anderes Gefühl und wusste früh, dass mir eine längere Auszeit bevorsteht.

Für dich ist es ja nicht das erste Mal, dass du dir das Kreuzband reißt. Schon bei Hannover II hat es dich 2015 erwischt. Hilft es einem, wenn man weiß, was nun auf einen zukommt und dass man die Rückkehr schon mal geschafft hat?

Müller: Der erste Kreuzbandriss hat mich im Kopf sehr viel weiter gebracht. Ich habe in der Zeit, in der ich pausiert habe, meine beiden Trainerscheine gemacht. Ich besitze inzwischen die DFB-Elite-Jugend-Lizenz. Zudem habe ich die Möglichkeit genutzt und bin auch für die Spielerberatungs-Agentur „Intersoccer DU“ tätig. Im Jahr 2020 will ich meine A-Lizenz machen. Natürlich trifft einen so eine Verletzung. Aber: Ich war nur einen Tag lang traurig – am Montag, als ich die Diagnose bekommen habe. Jetzt geht der Kampf zur Rückkehr los. Wie gesagt: Ich denke, dass in allem ein Sinn liegt. Ich werde versuchen, dass auch dieser Kreuzbandriss für irgendwas gut ist.

Bislang lief es für dich selbst und auch für Altona 93 richtig gut. Trifft einen so eine Diagnose da nochmal härter?

Müller: Es tut mir für die Mannschaft leid, dass ich ausfalle. Man kann ja schon sagen, dass ich ein wichtiger Spieler bin. Ich glaube an die Jungs und daran, dass sie den Weg, den sie eingeschlagen haben, fortführen werden. Auch, wenn ich auf dem Platz vorerst nicht mehr dabei sein kann, werde ich außerhalb des Spielfelds helfen und mitarbeiten.

Heißt das, dass du vielleicht auch an der Seite von Berkan Algan ins Trainerteam integriert werden könntest? Die entsprechenden Lizenzen und Fähigkeiten hast du ja...

Müller: Das würde ich im ersten Schritt so nicht sagen, weil ich als Spieler zum AFC gekommen bin und mich auch jetzt, im Moment der Verletzung, noch als Spieler sehe. Wir haben mit Berki einen Trainer, der top-motiviert ist. Er ist der richtige Trainer am richtigen Fleck und ich bin froh, dass ich als Spieler mit ihm zusammenarbeiten darf. Aber für mich ist klar: Ich gehe Berkis Projekt als Spieler mit und sehe mich nicht in einer Trainerrolle.

Ohne dich und Seyhmus Atug, der auch noch ausfällt, fehlen dem AFC zwei wichtige Stützpfeiler in der Defensive. Wie schwer wird sich das im Kampf um den Meistertitel niederschlagen?

„Ich denke, wir sind auf jeden Fall mindestens in der Lage, unsere Hinrunde zu bestätigen“, ist sich Müller sicher, dass der AFC auch ohne ihn gut abschneidet. Foto: KBS-Picture.de

Müller: Klar: Es gibt in einer Mannschaft eine gewisse Hierachie, welche Leute wichtig sind. Es gibt in einer Mannschaft – und das ist auch beim AFC so – aber auch andere, die bereits sind, in diese Rolle reinzuwachsen. Wir haben so viele Jungs, mit denen es in der Kabine und auf dem Platz richtig Spaß macht. Wie schon gesagt: Ich glaube an die Jungs und daran, dass sie den Weg weiter gehen.

Glaubst du auch dran, dass du, wenn du im Sommer wieder fit bist, dann für den AFC in der Regionalliga auf dem Feld stehen wirst?

Müller: Ich glaube immer an den größtmöglichen Erfolg der Mannschaften, bei denen ich spiele. Also gehe ich davon aus, dass auch Altona 93 so erfolgreich wie möglich sein wird. Ob dieser Erfolg dann der Meistertitel sein wird oder ein Platz, der uns als erster Anwärter zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde berechtigt – darüber entscheiden Nuancen. Ich denke, wir sind auf jeden Fall mindestens in der Lage, unsere Hinrunde zu bestätigen.

Interview: Jan Knötzsch