BU

„Wir haben definitiv zehn bis zwölf Punkte zu wenig auf dem Konto!“

BU-Coach Stier und „Abwehrchef“ Buchholz über die Saison

31. Dezember 2018, 10:00 Uhr

Obwohl Ronny Buchholz (li.) in allen 20 Saisonspielen zum Einsatz kam, verlief die bisherige Saison für ihn aufgrund der Punkteausbeute „nicht ganz zufriedenstellend“. Foto: Genat

„Wir sind im Verein mit dem ersten halben Jahr sehr zufrieden“, zieht Marco Stier ein positives Stimmungsbild – wenngleich der Ehrgeiz in ihm mit dem sportlichen Abschneiden ein Stück weit hadert: „Ich denke, dass es kein einziges Spiel gab, wo wir die schlechtere Mannschaft waren. Unsere Philosophie, das Spiel selbst entscheiden zu wollen, ist eigentlich regelmäßig aufgegangen. Aber wir haben uns immer wieder selbst bestraft und leider nicht in Form von Toren belohnt“, so der Übungsleiter des HSV Barmbek-Uhlenhorst, der der Meinung ist: „Wir haben definitiv zehn bis zwölf Punkte zu wenig auf dem Konto! Das ärgert einen natürlich und frustriert auch ein bisschen, aber ich darf die Jungs, die immer noch in der Entwicklung sind, auch nicht zu sehr überfordern.“

Ein großes Manko in der ersten Saisonhälfte bei BU: Die mangelnde Chancenverwertung. „Wenn wir nur die Hälfte unserer klaren Torchancen reingemacht hätten, wären die zehn Punkte mehr jetzt auf dem Konto gewesen. Dann kann sich jeder ausmalen, wo wir hätten stehen können“, philosophiert Stier, dessen „Abwehrchef“ Ronny Buchholz, im Oberhaus in den letzten Jahren unter anderem bei Dassendorf, Altona 93 und Concordia aktiv, in eine ähnliche Kerbe springt und auch das Auslassen diverser Großchancen als Grund für die angesichts jener Tatsache „magere“ Punkteausbeute anführt: „Auf jeden Fall ist das ein Problem gewesen. Da haben wir uns alle nichts genommen – auch ich als Innenverteidiger habe die eine oder andere Chance liegen gelassen.“ Ein weiterer Kritikpunkt: „Wir waren nicht konstant genug über 90 Minuten“, sagt Buchholz, der in allen 20 Partien für BU auf dem Platz stand, und auch Beispiele für seine These nennt: „Sasel haben wir in der ersten Halbzeit an die Wand gespielt. Da muss es zur Pause mindestens 3:0 stehen, stattdessen kriegen wir so ein krummes Ding fast von der Mittellinie und es steht nur 2:1. Das müssen wir gewinnen. Und davon gab es noch einige weitere Spiele wie gegen Niendorf – die wissen selbst nicht, wie sie den Punkt (1:1; Anm. d. Red.) geholt haben – oder selbst gegen Buchholz, wo wir am Ende zwar 2:5 verlieren, aber nach der frühen Führung drei oder vier Hundertprozentige vergeben.“

„Für mich persönlich ist das bisherige Abschneiden nicht ganz zufriedenstellend“

Marco Stier (li.) und dessen Co-Trainer Yusuf Akbel bekommen von Ronny Buchholz ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt. Foto: Bode

Hinzu kamen mit Kaspars Plendiskis und Oliver Gaedtke zwei nicht immer sichere Torleute. Ein Umstand, den auch Stier während der Hinrunde öffentlich kritisierte – und der ihn schließlich auch dazu veranlasste, „Oldie“ Stephan Hölscher zu reaktivieren. Doch Buchholz springt für das Duo in die Bresche und sagt: „Fehler sind menschlich. Wenn wir alle fehlerfrei wären, würden wir in der Ersten oder Zweiten Liga spielen und nicht in der Oberliga.“ All jene Punkte führten aber schlussendlich dazu, dass der 28-jährige Defensivakteur „nicht ganz zufrieden“ ist, wie er gesteht. „Es hätten definitiv fünf, sechs oder sieben Punkte mehr sein müssen. Deshalb sage ich für mich persönlich, dass das bisherige Abschneiden nicht ganz zufriedenstellend ist. Aber man darf auch nicht vergessen, dass wir eine komplett neue Mannschaft haben. Dafür ist es okay.“ Dem Trainer reicht das jedoch nicht. „Er ärgert sich sehr über Niederlagen, weil er extrem ehrgeizig ist. Zurecht. Ich will auch jedes Spiel gewinnen. Aber man merkt, dass er am liebsten selbst noch spielen würde“, mutmaßt Buchholz – und merkt mit einem Augenzwinkern an: „Er lässt Niederlagen sehr nah an sich heran. Manchmal tut mir da auch seine Frau ein bisschen leid.“

„Das Trainerteam hat echt Ahnung“

Aber auch die Mannschaft bekommt den Ehrgeiz ihres Trainers ab. „Vor dem Rugenbergen-Spiel haben wir in der Woche richtig gekotzt, da hat er es uns die Buchholz-Niederlage spüren lassen.“ Heißt: Den Ball bekamen die Spieler nicht zu Gesicht, stattdessen wurde vor allem an der Athletik gearbeitet. Offenbar mit Erfolg. Denn die Bönningstedter wurden daraufhin mit 4:2 besiegt. Trotz der durchaus harten Methoden hat Buchholz ausschließlich positive Worte für seinen Chefcoach übrig: „Das Trainerteam hat echt Ahnung. Das Training und die Trainingssteuerung sind sehr gut und extrem genau auf uns angepasst“, schwärmt er – und gesteht sogar: „Mich persönlich haben sie wieder richtig fit bekommen.“ Neben dem „Konzept, dass der Trainer attraktiven Fußball spielen lassen will, was wir, denke ich, auch tun“, so der Abwehrhüne, habe ihn vor allem das Wiedersehen „mit vielen alten Bekannten“ wie Chris Pfeifer, Andre Ladendorf, Jan Eggers oder auch Tobias Benner von einem Wechsel zu BU überzeugt. Ein weiterer Aspekt sei „das Stadion“, das jedoch einen kleinen Makel hat: „Schade, dass wir auf Kunstrasen spielen. Den würde ich am liebsten wegreißen und auf Naturrasen spielen“, witzelt er in gewohnt süffisanter Manier.

„Wir sind Siebter, da braucht man sich nicht über die Regionalliga zu unterhalten“

Buchholz (Mi., Nr. 4) bejubelt den Barmbeker Führungstreffer gegen Sasel durch Louis Mandel. Foto: Bode

Am 10. Februar starten die Stier-Schützlinge bei Teutonia 05 in die verbleibende Rest-Runde. „Natürlich wollen wir das gewinnen – wie jedes Spiel!“, gibt der „Blondschopf“ gleich mal die Richtung vor. Denn der gebürtige Warener (Müritz) weiß auch: „Nach der Winterpause trennt sich das obere vom unteren Drittel. Wir wollen auf jeden Fall unter die Top fünf!“ Und dann wäre da ja ich noch der Pokal, wo BU bereits den Sprung unter die letzten Acht geschafft hat. „Wenn du den Pokal holen willst, musst du eh alle schlagen.“ Nur einem Los würde er gerne aus dem Weg gehen: Eintracht Norderstedt. „Gegen die habe ich zweimal nicht ganz so gute Erfahrungen gemacht“, erinnert sich Buchholz – und spricht damit auf das verloren gegangene Finale mit Altona 93 (1:4 n. V.) im Jahr 2016 und die Pleite im Jahr darauf im Halbfinale mit Concordia gegen den Regionalligisten (0:3) an. Apropos Regionalliga: Ein denkbares und realistisches Ziel in absehbarer Zeit mit BU? „Wir sind derzeit Siebter, da braucht man sich nicht über die Regionalliga unterhalten“, entgegnet Buchholz – und führt sogar aus: „In meinen Augen ist die Regionalliga Nord nicht attraktiv genug.“ Dennoch betont er: „Wenn ich mir den Trainer angucke, würde der gerne schon in der Rückrunde Regionalliga spielen (lacht). Aber wie das im Verein aussieht, kann ich nicht sagen. Darüber haben wir uns aber auch noch zu keinem einzigen Zeitpunkt unterhalten. Was ich sagen kann: BU wird in der neuen Saison auf keinen Fall eine schlechtere Truppe haben.“ Klingt nach einer kleinen Kampfansage…

Autor: Dennis Kormanjos