Pleiten, Pech und Pannen bei Eintrachts 1:6: „Nach dem dritten Tor lassen wir die Köpfe hängen“
Bis zur 70. Minute sieht Norderstedt nicht schlecht aus, dann zeigt Wolfsburg II seine Qualität
Unter Beobachtung der Mitspieler: Norderstedts Juri Marxen (re.) im Kopfballduell mit dem Wolfsburger Yannik Möker. Foto: Sellhorn
„Das Ergebnis fällt auf jeden Fall zu hoch aus“, stellte Coffie nach dem Schlusspfiff erst einmal fest und erklärte: „Nach dem 1:2 und dem 1:3 war es schwer, alles noch zusammenzuhalten. Wir waren ja auch einer weniger.“ Die Eintracht habe, so der Defensivmann weiter, „die Ordnung verloren und Wolfsburg hat seine Qualitäten dann nochmal gezeigt. Das 6:1 ist auf definitiv viel zu viel.“ Klare Worte fand Coffie auch zur Szene in der 42. Minute – allerdings nur, was seine Gelbe Karte anging. „Die war berechtigt“, so der 23-Jährige, der sich mit VfL II-Keeper Philip Menzel behakt hatte. Danach schubste Mats Facklam, der ebenfalls in der Nähe stand, den Wolfsburger. Keine so gute Idee. Der bereits verwarnte Facklam bekam von Referee Patrick Mewes (Laatzen) die „Ampelkarte“ gezeigt. „Ich hab' die Szene gar nicht gesehen und weiß nicht, wie sie zustande gekommen ist“, konstatierte Coffie den Platzverweis seines Teamkollegen und stellte dann angesichts dessen, dass er beim 1:2 den Ball abfälschte und beim 1:5 sogar ins eigene Netz traf, nüchtern fest: „Das war auf keinen Fall mein Tag.“
Coffie: „Das Ergebnis fällt auf jeden Fall zu hoch aus“
Für Eintrachts Mats Facklam (li.) war das Match nach seiner Gelb-Roten Karte in der 42. Minute beendet. Foto: Sellhorn
Nun, insgesamt konnte man das von der Eintracht so nicht behaupten. Das 1:6 gegen den Bundesliga-Nachwuchs, gegen den die Eintracht bis dato letztlich – an der Statistik gemessen – nie wirklich gut aussah, hörte sich wie ein standesgemäßes Ergebnis an, doch wie Coffie schon analysierte: Es fiel zu deutlich aus. Das sah auch Rüdiger Ziehl so. „Ich bin mit dem Ergebnis hochzufrieden, aber es war am Ende zu hoch“, sagte der Coach der „Jung-Wölfe“ nach dem Match, um dann aber nachvollziehbar zu erklären, warum der Sieg seiner Schützlinge letztlich „verdient“ (O-Ton Ziehl) gewesen war: „Wir hatten von Anfang an schon viel Ballbesitz – auch in Gleichzahl – und haben zielstrebig nach vorne gespielt. Norderstedt hat immer wieder Möglichkeiten gehabt. Es war fast ausgeglichen, mit ein wenig mehr Anteilen für uns“, begann Ziehl sein Statement, „wir gehen in Führung und bekommen postwendend den Ausgleich, weil wir bei einer Standardsituation nicht gut klären.“
Die „Ampelkarte“ für Facklam „hat uns dann gut getan“, bilanzierte Ziehl, „wir hatten noch mehr Platz.“ Allerdings habe seine Elf dann „einen Glücksschuss gebraucht, um mit dem 2:1 Ruhe ins Spiel zu kriegen.“ Nach eben jenem Treffer sei die Eintracht „nochmal gefordert gewesen, etwas zu investieren, um etwas mitzunehmen“, so der Übungsleiter der Wolfsburger Zweitvertretung, die mit den Punkten 51, 52 und 53 ihren Platz an der Sonne vorm VfB Lübeck weiter festigte. „Das hat noch mehr Räume für uns ergeben. Da war dann fast jeder Angriff gefährlich und wir haben entsprechend noch weitere Tore nachgelegt“, erklärte der 41-Jährige, während sein Gegenüber, der vorm Spiel zusätzlich zu Marin Mandic (Grippe) und Felix Drinkuth (Gesäßmuskelzerrung) kurzfristig auch noch Jan Lüneburg (Ziehen in der Kniekehle) ersetzen musste, genau mit dieser Phase des Matches nicht mehr viel anfangen konnte, wie er verriet.
Heyne: „Wir haben nicht mehr so gut verteidigt wie vorher und wie wir es können“
Voller Körpereinsatz: Jordan Brown (li.) im Zweikampf mit dem Wolfsburger Gian-Luca Itter. Foto: Sellhorn
„Ich bin sehr zufrieden mit dem, was wir 70 Minuten abgeliefert haben. Wir haben durch das Ausgleichstor Mut gefasst und auch aus den Aktionen davor schon mehr Selbstvertrauen bekommen. Eigentlich waren wir gut im Spiel...“, resümierte Dirk Heyne. Eigentlich – aber da war ja eben die 42. Minute mit dem verhängnisvollen Platzverweis: „Ich denke, dass man als Spieler auf dem Platz merken muss, wie es läuft und dass die Mannschaft dabei ist, eine gute Leistung gegen eine gute Mannschaft abzuliefern. Da habe ich als Spieler die Verantwortung gegenüber meinen Mitspielern und der Mannschaft nicht so ein Ding zu schießen. Das hat uns aus der Bahn geworfen und dem Gegner einen Vorteil gebracht“, ärgerte sich Heyne über die Entstehung und die Konsequenzen aus der Gelb-Roten Karte.
Dennoch habe sein Team „zu Beginn der zweiten Halbzeit ordentlich gespielt ohne groß etwas zuzulassen“, so Heyne weiter. Zwei Mal sah der Eintracht-Trainer seine Equipe sogar noch richtig am Drücker: „Kurz nach der Pause hat Johann (von Knebel, Anm. d. Red.) eine gute Position, die er nicht nutzt, sondern quer auf Kubilay (Büyükdemir, Anm. d. Red.) legt. Nach dem 1:2 hat Kubilay dann eine sehr gute Chance, als er frei vorm Tor ist, diese aber leider nicht nutzt“, sagte der 61-Jährige, „dann kriegen wir das dritte Gegentor – ein Kopfball aus dem Zentrum. Der vierte Gegentreffer ist auch ein Kopfball aus dem Zentrum. Dann das Eigentor von Coffie und das 1:6 – ein Kopfball aus dem Zentrum. Die Tore ärgern mich. Nach dem dritten Gegentor haben wir die Köpfe hängen lassen und das Ganze nicht mehr so gut verteidigt wie vorher und wie wir es können. Am Ende steht das Ergebnis und nicht die Leistung bis zur 70. Minute. Das 1:6 ist das, was hängenbleibt.“
Jan Knötzsch
Die Pressekonferenz mit beiden Trainern nach dem Spiel im Video