Großkopf findet's „geil“: Rinckens und Co „rocken“ im Reinmüller-Regen

HEBC verspielt 2:0-Führung und siegt nach Süderelbes 2:2 doch noch mit 5:2

02. Dezember 2018, 19:40 Uhr

Janosch Rinckens traf für den HEBC gegen Süderelbe doppelt. Archivfoto: noveski.com

Es lief bereits die zweite Halbzeit, als Ole Natusch sich zum Warmmachen begab. Allerdings nicht, ohne eine kurze Reaktion auf den Zuruf eines Zuschauers zu zeigen: „Es ist ja diesmal ja ganz entspannt“, rief der Routinier des HEBC zurück, als er langsam los lief. Kurzum: Natusch war sich sicher, dass die Gastgeber am Reinmüller im Match gegen den FC Süderelbe (Hier gibt’s den Live-Ticker des Spiels zum Nachlesen) nicht so viel zittern würden müssen, wie noch unter der Woche beim knappen 1:0-Erfolg im Nachholspiel gegen den TSV Sasel. Doch selbst ein so erfahrener Kicker wie Natusch kann sich täuschen...

Doch der Reihe nach: Als Natusch sich aufmachte, seinen Körper für eine mögliche Einwechselung in Schuss zu bringen, da lag sein Team mit 2:0 in Führung. Zunächst hatte wieder einmal Stürmer Janosch Rinckens zugeschlagen und nach einer Flanke von Tjorven Köhler zum 1:0 eingenetzt (26.), dann erhöhte Maximilian Schulz, der – von Isaak Hoeling bedrängt – in einen Schuss von Janek Bundt reinrutschte, auf 2:0. Weil der Gast aus Süderlebe bis dato und auch danach bis zur Pause nicht einen einzigen wirklich gefährlichen Torschuss abgegeben hatte, hätte man Natuschs Ansicht mit der entspannten Begegnung getrost unterschreiben können. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Und drittens gibt’s eben bei Fußballspielen eben noch eine zweite Hälfte.

Großkopf: „Wie die Mannschaft zurückgekommen ist, ist schon sehr beeindruckend“

Tjorven Köhler (vo., hier im Spiel gegen Teutonia 05) machte im rechten Mittelfeld des HEBC ein starkes Spiel. Foto: KBS-Picture.de

Und die sollte es in sich haben: Fünf weitere Treffer sollten die rund 110 Zuschauer im strömenden Regen in Eimsbüttel noch zu sehen bekommen. Die nächsten beiden davon zunächst auf Seiten des FCS. Erst zirkelte Marcel Rodrigues einen Freistoß zum Anschlusstreffer in die Maschen, dann überwand Prince Dzigbede HEBC-Keeper Tino Nennhaus mit einem Schuss ins kurze Eck. Urplötzlich stand es 2:2. Die HEBC-Führung war weg, die Entspannung dahin und stattdessen Spannung garantiert. Aber nur bis zur 75. Minute. Denn: Mit ihrem Doppelschlag erhöhten Ilias Ide (73., Elfmeter) und Felix Hackstein, der eine Viertelstunde vor Schluss von links sehenswert traf, auf 4:2. Die berühmte Messe war gelesen – und Rinckens machte mit seinem zweiten Treffer endgültig den Deckel drauf (83.). „Wie die Mannschaft zurückgekommen ist – und damit meine ich nicht nur die, die vorne die Tore machen, sondern alle als Kollektiv –, das ist schon sehr beeindruckend“, freute sich Jörn Großkopf.

„Klar, wenn du zur Halbzeit sehr souverän führst, sehr überzeugend spielst und in der zweiten Hälfte bis dahin nichts los ist, dann machst du dir natürlich Gedanken, ob der Schuss nach hinten losgeht, wenn du dir zwei solche Tore einfängst“, konstatierte der HEBC-Coach, dass er nach dem Ausgleich der Gäste in der 64. Minute schon für einen kurzen Zeitpunkt ein mulmiges Gefühl gehabt habe. „Hut ab, dass die Mannschaft nach dem dritten Match in sieben Tagen und vor allem nach dem anstrengenden Spiel gegen Sasel vom vergangenen Mittwoch nochmal so nachgelegt hat“, konstatierte Großkopf und ergänzte: „Jeder, egal ob er von Anfang an gespielt hat oder reingekommen ist, hat viel geackert. Ich denke, wir haben dieses Spiel zu 100 Prozent verdient gewonnen, weil wir richtig viel dafür investiert haben. Wir haben uns an den Plan gehalten.“

Walek: „Dieses Spiel ist das einzige, wo wir mega schlecht waren und so verdient verloren haben“

Der eine durfte sich freuen, der andere war nicht zufrieden: HEBC-Coach Jörn Großkopf (li.) und Süderelbes Trainer Markus Walek. Foto: KBS-Picture.de

Hervorheben wollte der HEBC-Übungsleiter dabei zwei Akteure: „Aus einer richtig guten Mannschaft möchte ich Tjorven Köhler und Janosch Rinckens ein Sonderlob aussprechen. Tjorven hat auf der rechten Seite unglaublich gut gespielt. Und Rinckens – da muss man eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Die Abschlussquote und seine Qualität im Sechzehner – das ist geil! So einer wie er hat uns gefehlt. Jetzt ist er wieder da und fit“, frohlockte Großkopf, der hinzufügte: Wir wollten aus den Spielen gegen Altona, Sasel und Süderelbe vier Punkte holen. Jetzt sind es sechs Punkte – das ist überragend. Wir freuen uns aufs nächste Jahr. Aber jetzt genießen wir erst einmal diesen Sieg.“ Sprach's und entschwand aus dem Regen über dem Reinmüller-Sportplatz in die trockene Kabine, während es auf der anderen Seite bei seinem Gegenüber um dessen Laune bei weitem nicht so gut bestellt war.

„Die erste Halbzeit haben wir komplett verpennt. Da muss man völlig anerkennen, dass der HEBC das bessere Team war. Wir kamen dann viel besser aus der Pause, haben es sehr gut gemacht und die beiden Tore erzielt“, bilanzierte Markus Walek. „Aber, wenn man ehrlich ist, dann waren das keine gut herausgespielten Tore. Beim Treffer von Dzigbede kann er gar nichts anderes machen, als aufs kurze Eck zu schießen, weil keiner im Zentrum ist“, analysierte der Süderlebe-Coach und befand „Wir waren anfangs in allen Belangen nicht griffig und nicht da, der Sieg für den HEBC geht völlig in Ordnung. Am Ende fällt er vielleicht um ein Tor zu hoch aus, aber wir haben auch keine große Gegenwehr mehr geliefert. Wenn du dir hier dieses 2:2 schon ergaunerst, dann musst du es mit unserer Qualität auch nach Hause schaukeln. Ich glaube, dieses Spiel ist das einzige, in dieser Saison, wo wir mega schlecht waren und so verdient verloren haben. Jetzt beenden wir 2018 eben so, stehen trotzdem positiv da und versuchen, 2019 besser rauszukommen.“

Jan Knötzsch