„Ich wünschte, es wäre erst September - die Winterpause kommt zu einem beschissenen Zeitpunkt“

Bei Heim-Abschied eines „Vereins-Urgesteins“: BU II nimmt erfolgreich Revanche

24. November 2018, 20:36 Uhr

Frust auf der einen, Jubel auf der anderen Seite: Die Spieler des HSV Barmbek-Uhlenhorst II feiern den fünften Zu-Null-Sieg in folge und die geglückte Revanche fürs Hinspiel. Foto: Bode

Es war der 12. August 2018, als der FC Alsterbrüder den HSV Barmbek-Uhlenhorst II in einem turbulenten Spiel mit 3:2 niederrang. Den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich der Alsterbrüder durch Ex-Profi Matthias Schwarz (81.) konterte Timo Wrage prompt (83.). Doch mit einem Doppelschlag in den Schlussminuten sorgten Felix Niebuhr (89.) und Philip Albers (90.) für ekstatischen Jubel bei den Hausherren. „Das war ein sehr emotionsgeladenes Spiel“, erinnerte sich FCA-Coach Marcel Plewka, der den Barmbekern damit die bis dato letzte (!) Niederlage beibrachte. Seither blieb das Haimerl-Ensemble in sage und schreibe 14 aufeinanderfolgenden Begegnungen ungeschlagen.

Geschlagen: FCA-Keeper Moritz Kühn (li.) muss das erste Mal hinter sich greifen. Foto: Bode

Dementsprechend wusste auch BU II-Übungsleiter Jan Haimerl um die Brisanz des Rückspiels (alle Highlights im LIVE-Ticker). „Das hat die Jungs angestachelt – sie wollten es unbedingt wettmachen“, verriet er. Und so merkte man der Stimmung und Atmosphäre zwischen beiden Lagern auf dem Platz durchaus einen gewissen Reiz an. „Wir sind eigentlich ganz gut reingekommen und haben unseren Plan relativ gut umgesetzt“, befand Plewka, der daraufhin präzisierte: „Wir hatten vor, den Spielaufbau des Gegners zu unterbinden. Das hat auch ganz gut funktioniert.“ Doch dann folgte „der erste Rückschlag, der für uns auch gleichzeitig der erste Wirkungstreffer war“, so Plewka, der damit auf das 0:1 aus Gäste-Sicht ansprach, als Louis Rytina, der zunächst noch an der Latte scheiterte, eine Kopfballablage von Moritz Scholz per Seitfallzieher im Kasten unterbrachte (22.). „Irgendwie passt das zur Hinrunde“, urteilte Plewka, „und der Verlauf danach ist mit der Roten Karte und dem Eigentor ein richtiges Brett.“

Alsterbrüder-Coach Marcel Plewka (li.) erkundigt sich in der Halbzeit bei Schiri Ahmadi, welche Worte Felix Niebuhr ihm an den Kopf warf. Foto: Bode

Zunächst flog Felix Niebuhr aufgrund einer vermeintlichen Schiedsrichter-Beleidigung – das Wort „blind“ soll gefallen sein – den roten Karton (26.). Dann bugsierte Torben Kraft eine Scholz-Hereingabe in die eigenen Maschen (31.). „In der Konstellation ist es dann schwer, wieder zurückzukommen“, machte Plewka seinen Mannen in der Halbzeitpause aber dennoch Mut: „Ich habe den Jungs gesagt, dass ich nicht umstelle, weil ich möchte, dass wir uns hier irgendwie gut aus der Affäre ziehen, sondern weil ich noch einen Punkt haben will.“ Aber: „Wenn du dann gleich das Dritte bekommst, kannst du auch von außen nicht mehr pushen.“ Es war das spielerische Highlight an diesem Vormittag, als Felix Soppke eine mustergültige Vorarbeit von Jonas Wesemann per Direktabnahme über den zu weit vor seinem Kasten postierten Moritz Kühn hinweg ins lange Eck manövrierte (48.)! Doch auch in Unterzahl und trotz des 0:3-Rückstandes zerfiel der FCA nicht, sondern wehrte sich weiter – auch wenn die Partie entschieden war. „Ich bin ganz froh, wie wir uns in der zweiten Halbzeit vom Auftreten her aus der Affäre gezogen haben und auch – obwohl du ja eigentlich nur noch hinterher läufst, was moralisch bei einem 0:3 umso schwerer ist –, dass wir es so diszipliniert zu Ende spielen“, analysierte Plewka. Auf das vierte Gegentor hätte er dennoch „gerne verzichtet“.

Tolle Geste von BU II-Akteur Hannes Mittig (li.), der Torben Kraft nach dessen Eigentor Trost spendet. Foto: Bode

Nach einer herrlichen Stafette über Christoph Olbrich, Wesemann, Rytina und Soppke war es schließlich der eingewechselte Timo Wrage, Torschütze aus dem Hinspiel, der mit seinem starken linken Fuß den Schlusspunkt setzte (89.). „Er hat jetzt schon vier Saisontore, so viele hatte er noch nie“, scherzte Haimerl hinterher, ehe er feststellte: „Es war keines unserer besten Spiele. Aber man sieht, dass die Mannschaft inzwischen gereift ist.“ In der ersten Halbzeit habe man sich „nicht so gut bewegt“, nach der Pause „nur noch verwaltet“, konstatierte er. „Aber die Jungs haben gelernt, in solchen Situationen nichts mehr anbrennen zu lassen.“ 


Apropos nichts mehr anbrennen lassen: Die letzten fünf Spiele hat BU II allesamt zu Null gewonnen. Auch ein Verdienst von Marco Hirsch, der seit 2001 (!) im Verein ist – am heutigen Tag aber sein letztes Heimspiel absolvierte, da es den beinharten Verteidiger in der Winterpause berufsbedingt nach Chicago verschlägt. „Der Verlust wiegt nicht nur sportlich, sondern vor allem auch charakterlich enorm schwer. Seitdem er 16 Jahre jung ist, trainiert er bei der Zweiten mit. Mit ihm verlässt uns der nächste Führungsspieler, der BU II über Jahre hinweg geprägt hat. Es wird schwer sein, das zu kompensieren“, so Haimerl, der es aufgrund der sagenhaften Serie seiner Schützlinge abschließend auf den Punkt brachte: „Die Winterpause kommt für uns zu einem beschissenen Zeitpunkt. Ich wünschte, es wäre erst September.“ Dann hätte er auch einen Marco Hirsch zumindest noch für einige Wochen im Team gehabt. Mehr zum Abschied des 31-jährigen Vereins-Urgesteins in der kommenden Woche...

Autor: Dennis Kormanjos

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