„Klatsche“ in Lohbrügge: DSV geht „personell auf dem Knochen“ und fängt sich fünf

Der gastgebende VfL hat letztes leichtes Spiel und sorgt für eine „Super-Serie“ seines Trainerduos

17. November 2018, 17:48 Uhr

Die 0:5-Niederlage in Lohbrügge dürfte Marcel Jeremias und dem DSV Kopfzerbrechen bescheren. Foto: Bode

Die Szene sprach für Bände: Dennis Tornieporth hatte sich die Kapuze seiner Trainingsjacke über den Kopf tief ins Gesicht gezogen. Mit konsterniertem Blick schritt der Trainer des Düneberger SV nach dem Landesliga Hansa-Auswärtsspiel beim VfL Lohbrügge (Hier gibt’s die Partie zum Nachlesen im Live-Ticker) schnurstracks vom Rasen in Richtung Kabine. Kurzum: Die Stimmung bei „Tornie“ war auf dem Nullpunkt, zumindest aber mies oder aber nicht (mehr) die allerbeste. Kein Wunder, erlebten die knapp 50 Zuschauer am Binnenfeldredder zuvor doch so etwas wie eine Düneberger Demontage: Mit 0:5 musste sich der DSV dem VfL geschlagen geben.

Entsprechend gut war die Laune auf der anderen Seite. „Wenn ich komme, dann fallen die Tore“, scherzte Sven Schneppel, gemeinsam mit Elvis Nikolic Coach der Hausherren, als er etwas verspätet an der Spielstätte einlief und sich zur VfL-Bankbesetzung gesellte. Das war nach knapp einer Viertelstunde. Adam Hamdan hatte da gerade nach einem Freistoß von Javad Gurbanian die Führung der Lohbrügger erzielt. Dem 1:0 sollten vier weitere Treffer folgen. Und es hätten noch mehr sein können. „Wenn man es auf die Goldwaage legen will, dann kann man schon sagen, dass wir noch das eine oder andere Tor mehr machen können“, konstatierte Schneppel nach dem Match, „aber bei einem 5:0 kannst du nicht allzu kritisch sein, zumal ja auch die Konkurrenz gepatzt hat (Spitzenreiter Bramfeld unterlag in Buxtehude mit 3:4, Anm. d. Red.).“ Und da war ja noch ein Grund zur Freude.

Schneppel: „Ich fand uns in den letzten Wochen zu schlecht bewertet“

Lohbrügges Jonas Holz krönte seinen starken Auftritt mit einem Torerfolg. Foto: Bode

„Ich habe heute morgen mit meiner C-Jugend gegen den Tabellenletzten gewonnen, Sven hat mit seiner C-Jugend gegen den Tabellenletzten gewonnen. Und jetzt haben wir das mit den Jungs gegen Düneberg auch nochmal wiederholt“, grinste Schneppels Trainer-Mitstreiter Elvis Nikolic und zog sein Fazit: „Das war ein Pflichtsieg. Wenn du als Vierter gegen den Letzten spielst, willst du drei Punkte holen. Das haben wir gemacht. Es war ein schönes und faires Spiel – mehr gibt’s dazu eigentlich gar nicht zu sagen.“ Nicht ganz, denn ein paar Worte hatte Sven Schneppel den Ausführungen seines Coaching-Partners nach den 90 Minute gegen das Schlusslicht, die Referee Johannes Mayer-Lindenberg fehlerfrei leitete, doch noch hinzuzufügen.

„Vergangene Woche haben wir gegen Bramfeld ein entscheidendes Match verloren, heute haben wir uns wieder herangekämpft. Jetzt haben wir vor der Winterpause in der Liga noch Kosova und Elazig Spor als Gegner. Wenn du die beiden Spiele erfolgreich gestaltest, kommst du gut in die Winterpause und kannst auch gut wieder rauskommen, weil wir dann noch alle Möglichkeiten haben“, so Schneppel, der hinzufügte: „Ich fand uns in den letzten Wochen zu schlecht bewertet. Wenn ich gefragt werde: Warum ist Ohe so viel besser als ihr und dann höre, dass das eine richtige Truppe ist, kann ich nur sagen: Wer sagt denn, dass wir kein gutes Team sind? Die Jungs halten gut zusammen.“

Jeremias: „Wille und Leidenschaft müssen stimmen, sonst hast du keine Chance“

Dünebergs Schlussmann Pascal Treichel musste verletzt vorzeitig vom Feld. Foto: Bode

Da des einen Freud' bekanntlich des anderen Leid ist, fiel die Analyse des Spiels aus Düneberger Sicht natürlich nicht so positiv aus. „Wir machen zu viele individuelle Fehler, das ist schon die ganze Saison so. In den ersten 15 Minuten waren wir gut im Spiel, hatten die Chance zur Führung, nutzen sie aber nicht. Dann passiert aus Stellungsfehlern das 0:1 und du läufst wieder hinterher. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison“, bilanzierte Marcel Jeremias. „Dazu spielen wir manche Überzahlsituationen zu schlecht aus. Scheinbar verlassen wir uns auf die Nebenleute und gehen halbherzig hin. Ein paar Jungs in der Truppe sind noch ein bisschen grün hinter den Ohren. Das müssen wir abstellen. Aber mehr als reden und versuchen, die Fehler zu beseitigen, können wir nicht“, fügte der Abwehrspieler der Gäste hinzu. Aufgeben gilt aber noch lange nicht, wie Jeremias verdeutlicht.

„Wenn man auf die Tabelle und die Ergebnisse guckt, sieht man, dass andere Mannschaften unten auch hoch verlieren. Wir haben ein Torverhältnis, das im Vergleich zu anderen noch gut ist. Wir haben halt nur ein paar Punkte Rückstand“, so der Routinier. „Was mich positiv stimmt, ist, dass die Winterpause kommt und wir ein bisschen abschalten, den Fußball mal fünf sechs Wochen aus den Köpfen bekommen können und dann mit guter Laune und neuem Willen in die Rückrunde starten. Es ist alles möglich. Du musst nur mal eine Serie von zwei, drei Spielen starten, wo du Punkte holst und nicht verlierst. Dann kann sich schnell eine Dynamik entwickeln. Der Wille und die Leidenschaft müssen stimmen, sonst hast du keine Chance und gehst unter“, sagte Jeremias und ergänzte: „Personell gegen wir derzeit nicht auf dem allerletzten Zahnfleisch, sondern schon auf dem Knochen. Jetzt kommt noch dazu, dass sich unser Torwart Pascal Treichel heute wohl den Finger gebrochen hat. Irgendwie müssen wir da durch...“

Jan Knötzsch