Schümann macht den Unterschied – Lurup unterliegt dem kleinen HSV

„Vorhornwegler“ verlieren den Anschluss

14. November 2018, 10:15 Uhr

Lurups Emre Yayla (li.) im Kampf um den Ball mit Heidgrabens Timo Badermann. Foto: Klaas Dierks

Sicher. Auch andere Mannschaften haben im Saisonverlauf mit personellen Engpässen zu tun, aber der SV Lurup hat durch die teilweise monatelangen Ausfälle wichtiger Stammkräfte in besonderem Maße damit zu kämpfen. So begibt sich Lurup zur Start der Rückrunde „ohne Sieben“ zum Aufsteiger Heidgraben auf die längste Auswärtsfahrt der Saison. Mit Cherno Njie, Weys Karimi und Sulayman Bojang sitzen zudem drei Spieler auf der Bank, die teilweise noch nicht völlig auskuriert sind oder deutlichen Trainingsrückstand aufweisen. Diese Umstände wollten die Luruper Verantwortlichen aber am Ende nicht als entscheidend für den Spielverlauf gewertet wissen.

SVL-Keeper Benjamin Ernst (re.) fliegt vergeblich - HSV-Knipser Philippe Schümann (2. v. li.) trifft trocken zum 1:0! Foto: Klaas Dierks

Auf tiefem Boden, auf dem unmittelbar zuvor die Dritte Herren von Germania Schnelsen der Drittvertretung von Heidgraben mit 1:2 unterlag, bringt Lurup das Gehäuse der Gastgeber vor allem durch die guten Ecken von Harris Junuzovic in Gefahr. Nach vier Minuten kann ein HSV Abwehrspieler am langen Pfosten den Kopfball von Fatih Bayraktar gerade noch auf der Linie klären. Zehn Minuten später der erste gefährliche Angriff der Gäste aus dem Spiel heraus, über Emre Yayla und Hendrik Ramcke kommt der Ball zu Haji Jamal, der den Ball jedoch am langen Pfosten vorbei setzt. Wieder nur fünf Minuten später ist es erneut eine Ecke, mit der diesmal Konstantin Ockasov das Tor von Keeper Leon Sorgenfrei in Gefahr bringt. Lurup bis dahin mit spielerischen Vorteilen, ohne dass sich Heidgraben versteckt oder hinten reinstellt. Chris Bardick startet auf dem rechten Flügel kraftvolle Flankenläufe, bei denen er sich gegen die Heidgrabener Verteidiger gut durchsetzt, ohne allerdings zählbare Ergebnisse daraus zu ziehen. In der 22. und 24. Minute dann der Heidgrabener Doppelschlag, der das Spiel entscheidet. Oder besser gesagt der Schümann‘sche Doppelschlag. Denn der Ausnahme-Knipser mit Torriecher steht zu seinem ersten Streich in der 22. Minute goldrichtig und sträflich ungedeckt an der Grenze zum Luruper Sechzehner, als er einen in die Mitte abgewehrten Ball eines Luruper Verteidigers aus der Luft pflückt und satt und unhaltbar für Benjamin Ernst ins Netz befördert.

Volles Risiko: Marvin Kirch (re.) versucht per Grätsche, Konstantin Ockasov vom Ball zu trennen. Foto: Klaas Dierks

Zwei Minuten später wird Schümann erneut in Szene gesetzt, diesmal durch einen langen Ball auf links aus den eigenen Reihen. Beim 1:0 noch ungedeckt, behindern sich nun zwei Luruper gegenseitig, so dass sich Schümann mit einer schönen Bewegung den nötigen Raum verschaffen kann, mit dem Ball in den Strafraum eindringt und aus 13 Metern flach ins linke untere Eck verwandelt. 2:0!

Lurup ist sichtlich angeknockt, Heidgraben übernimmt die Initiative. Nach 30 Minuten ist es wieder Heidgrabens Lebensversicherung Schümann, der auf dem linken Flügel für Wirbel sorgt und vom Strafraumeck abzieht. Diesmal aber kann Ernst den Ball zur Ecke abwehren. Wieder sieben Minuten später braucht Ernst dann nicht einzugreifen, als die Nummer 10 erneut blank vor Lurups Schlussmann auftaucht und den Ball aus zentraler Position 14 Meter vor dem Tor an demselben links vorbei schießt. Da hatte der Instinktfußballer wohl zu viel Zeit, um sich die Ecke auszusuchen. Zwei Minuten vor dem Halbzeitpfiff nochmal Ecke von rechts für den HSV. Der Ball erreicht Tobias Burk am linken Eck des Fünfmeterraumes. Er setzt zum Schuss an. In letzter Sekunde grätscht Konstantin Ockasov fair dazwischen und nimmt dem Ball so die Schärfe. Die letzte Möglichkeit der ersten Hälfte hat Lurup. Erneut ist es eine Ecke, die die Verteidigung der Hausherren vor Probleme stellt. Haji Jamal setzt zu einem seiner kraftvollen Kopfbälle an; die Kugel springt als Aufsetzer an die Latte.

Der Anschluss: Fatih Bayraktar (li.) lässt seine Luruper mit dem 1:2 noch einmal hoffen. Foto: Klaas Dierks

So geht Heidgraben mit zwei Toren Vorsprung in die Pause, aus der Lurup wild entschlossen herauskommt. Vielleicht waren einige Luruper auf der Herrentoilette des Sportlerheims. Dort steht in einem der Toilettendeckel die Aufforderung: „Mach‘ das Beste daraus!“ Und das versuchen die Hamburger nun. Drei frische Spieler bringt Lurups Trainer. Weys Karimi, noch immer leicht gehandicaped, kommt ebenso ins Spiel, wie der zweikampfstarke Cherno Njie und Sulayman Bojang. Sie bringen neuen Schwung in die Luruper Angriffsbemühungen. Drei Minuten nach Wiederanpfiff setzt das Luruper Mittelfeld entschlossen nach, Cherno Njie behauptet den Ball und bedient Fatih Bayraktar, der davon profitiert, dass ein Heidgrabener Verteidiger knapp am Ball vorbeigrätscht. Aus sieben Metern lässt der Luruper Torwart Sorgenfrei keine Chance und zimmert den Ball in die Maschen. Der Anschluss ist geschafft. Geht da noch was?

Weys Karimi (li.) per Kopf mit der Chance auf das 2:2 - vergeben. Foto: Klaas Dierks

Immer wieder bringen Freistöße Gefahr für Heidgraben, aber entweder spielt Lurup in letzter Konsequenz zu ungenau, oder Sorgenfrei macht seinem Namen alle Ehre in dem er richtig steht und so auch Schüsse aus der Nahdistanz, wie den von Weys Karimi in der 62. Minute nach einem Freistoß aus dem Gewühl heraus abblockt. Lurup steht sehr hoch und ist dadurch anfällig für Konter. Mehrfach wird Schümann auf die Reise geschickt, doch in der zweiten Halbzeit sind Schemmerling, Ockasov und Bardick besser auf die Tormaschine eingestellt und verhindern im eins gegen eins oder im Verbund den Dreierpack. Trotz einer deutlichen Intensitätssteigerung und einer geschlosseneren Mannschaftsleistung bleibt Lurup der Ausgleichstreffer versagt. Karimi per Kopf und Schemmerling mit einem 28 Meter Hammer zielen nicht genau genug.

Erleichterung bei den Heidgrabenern nach dem Schlusspfiff und dem hart erkämpften Sieg. Foto: Klaas Dierks

In der Schlussphase schickt der wohltuend ruhig leitende Michel Saber Ben Nouri Ghazouani noch je einen Spieler wegen wiederholten Foulspiels vorzeitig zum Duschen, dann ist Schluss. In der Luruper Mannschaft ist der Frust über das Ergebnis trotz starker zweiter Halbzeit spürbar, Heidgraben setzt seinen Aufwärtstrend derweil weiter fort und klettert auf den siebten Platz. Lurup hat Glück, dass das Verfolgerduell zwischen Sternschanze und Wedel zugunsten der „Rolandstädter“ ausging. So bleiben die Vorhornwegler vorerst Dritter. Ob sie am Freitag gegen Schnelsen spielen werden, wird sich im Verlauf der Woche zeigen. Die Zeichen deuten auf einen möglichen Ausstieg der Ersten Mannschaft von Germania aus dem Spielbetrieb, nachdem die Truppe zuvor bereits zweimal nicht angetreten ist.

Klaas Dierks

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