Farhadi: „Vielleicht sind wir damit überfordert, die letzte Saison zu bestätigen“

Niendorf-Coach findet offene Worte und spricht über Regio-Ambitionen

09. November 2018, 00:48 Uhr

Niendorf-Trainer Ali Farhadi fand nach der 0:1-Pleite deutliche Worte und sprach auch offen über die Regionalliga-Ambitionen. Foto: Klaas Dierks

Vier Spiele ohne Sieg – darunter drei Niederlagen: Nach dem 0:1 gegen „Kellerkind“ HEBC war die angespannte Stimmung in Niendorf unübersehbar. „Unsere Jungs müssen ganz unten anfangen und nicht glauben, durch die letzte Saison etwas darzustellen, was wir aktuell nicht sind: Wir sind einfach keine Top-Mannschaft!“ Ali Farhadi fand nach der enttäuschenden Leistung seiner Jungs am Reinmüller deutliche Worte. Den eigenen Ansprüchen läuft man am Sachsenweg derzeit weit hinterher. „Namen bringen uns auch nicht weiter. Am Ende müssen wir zusehen, wieder ein Team zu werden, das ackert, um jeden Meter kämpft und einfach wieder punktet.“

Kippt die Stimmung in Niendorf? „Das kann ich nicht beantworten“, entgegnete Farhadi auf Nachfrage, ehe er auch in Bezug auf seine Person ausführte: „Es ist ja nicht meine Aufgabe, hier für gute Stimmung zu sorgen. Ich bin dafür da, um Ergebnisse reinzuholen. Die sind gerade nicht gut. Und am Ende kann das passieren, klar. Es ist legitim.“ Aber man müsse „die Kirche im Dorf lassen“, so der Niendorfer Übungsleiter, der in der vergangenen Saison noch der gefeierte Mann am Sachsenweg war. „Wir sind in der Oberliga und haben mit Sicherheit eine Menge liegen gelassen in den letzten Wochen. Aber so ist das in dieser Liga. Du musst Gas geben. Und unsere Jungs sind leider nicht so weit – ob nun 18 oder 37 Jahre alt. Du kannst 300 Profispiele absolviert haben, aber wenn du diese Liga nicht einatmest, dann wird‘s schwer. Was wir an Chancen auslassen, das ist gravierend.“

„Wir reden nicht nur über die Regionalliga, sondern haben auch Bock drauf“

Auch Leon Meyer (re.) agierte beim HEBC überaus glücklos. Foto: Klaas Dierks

Am Freitag werde man sich nach dem Training „mit den Jungs zusammensetzen und ein paar Dinge besprechen“, wie Farhadi ankündigte. Denn: „Es ist ja offensichtlich, dass einige an sich selbst scheitern.“ Und weiter: „Wenn die Liga zu hoch ist, dann glaube ich, dass sich jede Bezirks- oder Kreisliga-Mannschaft über die Spieler, die wir haben, freut“, fand Farhadi, der mit seinem Team nach Jahren der Tristesse in der Vorsaison das Pokalfinale erreichte und auch in der Liga für Furore sorgte, überaus klare Worte. „Die Jungs müssen wieder eingenordet werden.“ Auch, weil man „mit dem Ganzen, was in Niendorf geschieht, gut umgehen können muss. Vielleicht haben wir da den einen oder anderen zu sehr überfordert mit.“ Doch was genau meint Farhadi damit? „Wir hatten letztes Jahr Erfolg und reden nicht wie andere Mannschaften nur über die Regionalliga, sondern wir haben schon Bock darauf und sind dem gegenüber ganz offen. Für uns ist das nicht nur eine 0815-Geschichte, sondern wir wollen es machen“, sprach er ganz offen über die Ambitionen, die derzeit in weite Ferne rücken – und fügte erklärend an: „Wir haben eine A-Bundesliga und eine unglaubliche Jugend. Warum sollst du so etwas auf der Strecke liegen lassen?!“

„Du darfst dich nicht wieder zu dieser grauen Maus entwickeln“

Vielleicht sei man mit der sehr erfolgreichen letzten Saison „einen kleinen Tick zu früh dran gewesen und jetzt damit überfordert, das zu bestätigen“, mutmaßte Farhadi, „aber das ist Fußball. Du wirst an deinen Erfolgen gemessen und nicht an deinen Misserfolgen – das haben wir jahrelang erlebt“, erinnert er sich nur zu gut an die Jahre im Mittelmaß. Eine Zeit, die man längst hinter sich lassen wollte. „Am Ende darfst du dich nicht wieder zu dieser grauen Maus entwickeln. Denn wir sind was. Wir haben im Umfeld unglaublich viel bewegt, auch im Kreis der Geldgeber sehr viel gemacht. Das musst du am Ende auf dem Platz auch sehen – und das ist aktuell nicht der Fall. Zumindest nicht von den Ergebnissen her“, gestand er.

Autor: Dennis Kormanjos