„Kein reguläres Tor“: Weil der „Linienrichter pennt“ kontert „T05“ den „Schlaftag“ der Vorwoche

Kicker von der „Kreuze“ stehen hinten sicher und feiern 1:0-Erfolg gegen Niendorf

28. Oktober 2018, 20:47 Uhr

Der Torschütze und sein Vorlagengeber: Aytac Erman (vo.) jubelt mit Dino Fazlic. Foto: KBS-Picture.de

Gerrit Pressel wirkte sichtlich mitgenommen, als er – von Physiotherapuetin Lara Clasen-Schulz begleitet – langsam vom Spielfeld trottete. Im Spiel des FC Teutonia 05 gegen den Niendorfer TSV (Hier gibt’s die Partie zum Nachlesen im Live-Ticker) lief fast schon die letzte Minute der regulären Zeit, als es für den Mittelfeldspieler nicht mehr weiterging. Pressel hatte es bei einem Zweikampf böse erwischt, eine Rückkehr aufs Spielfeld war nicht mehr drin. Weil „T05“ zu diesem Zeitpunkt bereits drei Mal gewechselt hatte, mussten die Gastgeber die letzten Augenblicke zu zehnt auskommen und ihren Vorsprung verteidigen. Lange zittern allerdings brauchten sie nicht: Nach nur zwei Minuten Nachspielzeit beendete Referee Christian Okun das Match. 

Während Pressel immer noch arg angeschlagen wirkte, atmete Davidson Eden erst einmal tief durch. „Gerade, nachdem wir in der letzten Woche vier Gegentore kassiert haben, was für uns untypisch ist, wollten wir die Defensive stabilisieren. Der Trainer hat mich dafür eine Position zurück gezogen“, so Teutonias Spieler mit der weißen Nummer 27 auf dem Rücken des schwarzen Trikots. Ein Schachzug, der Wirkung zeigte: Bis zur 63. Minute (!) blieb Widerpart Niendorf ohne einen richtigen, zwingenden Torabschluss. Erst Necati Agdan brach diesen Bann. Allerdings ohne Ertrag. Vorher hatte es gerade einmal einen Freistoß gegeben, der eher als Flanke gedacht war, dann aber als harmloser Schuss endete. Und dann war da noch eine Szene aus dem ersten Durchgang, in der „T05“-Abwehrmann Nikolas Mallwitz Niendorfs Daniel Brückner den Ball ablief, als dieser gen Tor steuerte.

Farhadi: „Wir müssen zusehen, dass wir an der Spitze dran bleiben“

"Schiri, der war so'n Stück im Abseits": NTSV-Trainer Ali Farhadi zweifelte an der Rechtmäßigkeit des entscheidenden Treffers. Foto: KBS-Picture.de

Mehr war da einfach nicht, wie auch Davidson Eden erkannte. „In der ersten Halbzeit hat es bei uns hinten richtig gut geklappt. Niendorf hatte nicht eine Chance“, gab der Ex-St.Pauli-Profi zu Protokoll und konstatierte: „Wir hätten früh mit 1:0 in Führung gehen können, sind es aber leider nicht.“ Allerdings: Nachdem Aytac Erman nach vier Minuten freistehend vergeben hatte, sollte Teutonia in einer chancenarmen ersten Hälfte tatsächlich die zweite Möglichkeit nutzen. Nach 37 Minuten steckte Dino Fazlic in die Spitze auf Erman durch, der diesmal allein vor NTSV-„Goalie“ Marcel Kindler besser zielte und zum 1:0 für seine Farben einschob. Sehr zum Ärgernis von Ali Farhadi – und das gleich im doppelten Sinne. Denn Niendorfs Coach ärgerte nicht nur der Rückstand an sich, sondern insbesondere auch das Zustandekommen.

„Für mich war das eine klare Abseitsposition. Aber der Linienrichter ist jung und lernt wahrscheinlich noch dazu. Ich finde es schade, dass ein Spiel so entschieden wird. Das ist ärgerlich. Christian Okun als Schiri kommt mit seinem Gespann sicher nicht hier her, um Fehler zu machen, aber in der Situation pennt der Linienrichter einfach. Aus meiner Sicht ist das kein reguläres Tor“, fasste der Coach der Gäste die spielentscheidende Szene aus seiner Sicht zusammen und erklärte auf die gesamte Partie bezogen: Hier haben zwei starke Mannschaften gegeneinander gespielt. Es war richtig Zug drin, Klar waren nicht viele Chancen zu erkennen, aus Trainer-Sicht aber haben beide Teams das organisiert gemacht. Wir haben in der zweiten Hälfte die Chance zum Ausgleich durch Mustafa Ercetin (Heber übers Tor in der 69. Minute, Anm. d. Red.), aber unterm Strich fahren wir hier mit null Punkten wieder weg. Das haut uns allerdings nicht um. Wir haben bis zum Winter ein hartes Programm und müssen zusehen, dass wir an der Spitze dran bleiben.“

Titze: „Wir haben als Einheit auf dem Platz defensiv gearbeitet – alle, nicht nur ein Teil“

Teutonias Davidson Eden (hinten re.) war in der Defensive einer der Garanten dafür, dass Niendorf ohne Treffer blieb. Foto: KBS-Picture.de

Die Spitze der Spitzengruppe – das ist weiterhin Teutonia 05. Mit nunmehr 32 Punkten führt die Equipe von Trainer Sören Titze das Klassement an. „Die Saison ist lang, ich hab' im Fußball schon viel erlebt“, konstatiert Davidson Eden nach der Partie, als die Sprache auf eine mögliche neuerliche Qualifikation der Teutonen für die Aufstiegsrunde zur Regionalliga kommt. „Wir müssen versuchen, bis zur Winterpause so gut wie möglich zu punkten. Natürlich: Wenn man oben steht, dann will man auch oben bleiben“, so der 30-Jährige, „vor der Saison habe ich gesagt, dass wir unter die Top Drei wollen. Dassendorf hat eine starke Mannschaft, Altona ist als Absteiger für mich weiter der Top-Favorit. Sasel hat ein Spiel weniger, wenn sie das gewinnen, sind sie vor uns. Wir müssen einfach immer 100 Prozent geben. In dieser Liga kannst du dich nicht ausruhen. Jede Mannschaft ist heiß und physisch fit. Wir müssen geduldig bleiben und vor allem versuchen, die Null zu halten. Dann haben wir jede Woche die Chance auf den Sieg, weil wir offensiv sehr stark sind.“

Das mit der Null klappte beim 3:4 gegen den HEBC vor Wochenfrist eher suboptimal. „Da hatten wir, wie so viele andere Mannschaften von oben auch, einen Schlaftag“, so Eden, „diese Niederlage mussten wir erstmal aus den Köpfen kriegen. Wir haben das gut gemacht und sind froh, dass wir drei Punkte geholt haben und Niendorf auf Abstand halten konnten. Das sind Bigpoints“, erläuterte Eden und sah das Ganze damit exakt so wie sein Coach. „Es ist unerklärlich, dass wir eine Mannschaft von unten stärken und so richtig Tore kassieren“, blickte Sören Titze auf das HEBC-Spiel zurück, um dann zu bilanzieren: „Das heute war sicher nicht das beste Spiel unsererseits, aber das liegt auch daran, was der Gegner zulässt. Wir haben als Einheit auf dem Platz defensiv gut gearbeitet – alle, nicht nur ein Teil. Ein großes Lob dafür an die Mannschaft, nachdem sie in der Woche nicht viel Lob von mir bekommen hat. Wir wussten, dass wir bei den wenigen Chancen, die wir bekommen, fokussiert sein und nach hinten konzentriert sein mussten und wenig zulassen durften.“

Jan Knötzsch