„Wenn man in der Regionalliga richtig, richtig schlecht verteidigt, ist das die Konsequenz!“

HSV-U21 kassiert nach Peinlich-Auftritt den Last-Minute-Ausgleich

20. Oktober 2018, 16:53 Uhr

Profi-Leihgabe Josha Vagnoman (re.) konnte ebenso wenig überzeugen wie seine Teamkollegen. Foto: KBS-Picture.de

Immer und immer wieder schüttelte Steffen Weiß beim Verlassen des Platzes vehement mit dem Kopf, während in der Kabine lautstark „die Fetzen flogen“. Die Unzufriedenheit war bei der U21 des HSV nach dem phasenweise peinlichen Auftritt gegen Schlusslicht Lupo Martini Wolfsburg riesengroß. Bis zur Schlussminute sah alles nach einem trostlosen 1:0-Sieg aus – doch dann: „Es ist nun mal ?ne schöne Fußballer-Weisheit: Wenn du das 2:0 nicht machst, dann wirst du bestraft. Vor allem, wenn wir das dann auch noch so schlecht verteidigen, wie wir in der 90. Minute! Und wenn man in der Regionalliga richtig, richtig schlecht verteidigt, ist das die Konsequenz“, brachte es Weiß auf den Punkt.

Dominic Cyriacks (li.) sorgte mit diesem Schuss für die Führung. Foto: KBS-Picture.de

Genauer gesagt: Leon Mundhenk, der die „Rothöschen“ als Kapitän aufs Feld führte, leistete sich einen haarsträubenden Aussetzer (alle Highlights im LIVE-Ticker zum Nachlesen). Die defensive Grundordnung war ebenfalls nicht vorhanden, und so steckte mit Rocco Tuccio ein Joker auf den anderen durch. Andrea Rizzo ließ Jakob Golz keine Abwehrchance und sorgte für kollektiven Jubel beim Schlusslicht und blankes Entsetzen bei den Hausherren (90.). „Den muss ich natürlich weiter weg klären, dann kriegen wir das Ding nicht. Das ist mein Fehler. Aber so etwas passiert im Fußball“, nahm Mundhenk den Last-Minute-Gegentreffer auf seine Kappe, befand aber auch: „Das ist natürlich bitter, wenn man in der 90. Minute den Ausgleich bekommt. Aber es hat sich auch so ein bisschen abgezeichnet...“

„Hätten aus den letzten drei Spielen sechs oder sieben Punkte holen müssen“

Christian Stark (li.) vergab im Eins-gegen-Eins das mögliche 2:0. Foto: KBS-Picture.de

Zu schwach war das Auftreten der Hausherren, die zwar zu Chancen – vor allem in der Schlussphase, als die Gäste immer mehr aufmachten – kamen, damit aber eklatant umgingen. Insbesondere Manuel Wintzheimer, der einen rabenschwarzen Tag erwischte und ein ums andere Male beste Gelegenheiten kläglich vergab. „Es ist dieselbe Situation wie bei Fiete (Arp; Anm. d. Red.) oben. ‚Manu‘ braucht einfach mal dieses eine Tor. Dann sind die Probleme gelöst“, glaubt Weiß, den auch der Führungstreffer durch Dominic Cyriacks, dessen 17-Meter-Schuss flach im Eck einschlug, nicht besänftigen konnte. Vielmehr sorgte der späte Ausgleich dafür, dass „ich einen richtigen Hals“ habe“, so der „Rothöschen“-Coach. „Wir haben aus den letzten drei Spielen drei Punkte geholt, obwohl es auch gut und gerne sechs, sieben oder sogar neun Punkte hätten sein können – und zumindest sechs oder sieben hätten sein müssen“, meinte Weiß, der trotz der zuletzt mehr als nur dürftigen Auftritte der Meinung ist: „Die Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist, dass wir die Bälle vorne nicht reinmachen und das zweite Tor nicht nachlegen. Nicht mehr und nicht weniger.“

„Wenn es mucksmäuschenstill wäre, hieße es, wir haben eine leblose Mannschaft“

Der Last-Minute-Ausgleich durch Rizzo (li.) lässt geschockte „Rothöschen“ zurück. Foto: KBS-Picture.de

Derweil bemängelte Mundhenk die Gesamt-Performance in der zweiten Halbzeit: „Wir haben nicht mehr das gemacht, was wir uns vorgenommen haben – und komplett den Faden verloren. Das war kein gutes Spiel mehr von uns.“ Hat man den Gegner vielleicht auf die leichte Schulter genommen? „Das Gefühl, dass man sich zu sicher ist, hatte definitiv keiner! Es ist einfach der Wurm drin. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Jeder will, aber wir halten unsere Positionen nicht – und spielen zu sehr mit Scheuklappen, Kopf nach unten und sehen den besser postierten Nebenmann nicht. Das zieht sich die letzten Spiele so ein bisschen durch.“ Kein Wunder, dass nach drei Spielen, in denen man jeweils eine 1:0-Führung herschenkte, die Stimmung angespannt ist. Und so wurde es nach Abpfiff in der Kabine auch laut. „Es wäre schlimm, wenn dem nicht so wäre“, entgegnete Weiß – und fügte abschließend an: „Wenn es mucksmäuschenstill wäre und keiner etwas sagen würde, dann hieße das, dass wir eine leblose Mannschaft hätten. Und ich glaube, wir haben genau das Gegenteil.“ Auch wenn es auf dem Platz phasenweise so wirkte – trotz der Profi-Unterstützung. Doch auch in dem Punkt konnte am heutigen Tag nicht wirklich von „Unterstützung“ die Rede sein…

Die Pressekonferenz mit beiden Trainern im Video

Autor: Dennis Kormanjos

Fotogalerie