Zwischen Himmel und Hölle: „Katze“ Brandic „killt“ letzten Schuss der „Hellmänner“
Bezirksligist Falke unterliegt Landesligist Lohbrügge erst im Elfmeterschießen
Dennoch gab es nach dem Match nur einen Grund, der Hellmann, im sprichwörtlichen Sinne gesehen, auf den Magen schlug – und das war nicht die Niederlage. Nein, der Coach der Falken, dessen Mannschaft in den zurückliegenden Tagen und Wochen schon arg genug gebeutelt war, was Verletzungen angeht, musste auch dieses Mal wieder hinnehmen, dass sich vier Spieler aufgrund von Blessuren verabschiedeten. „Wir hatten vor dem Spiel 16 Verletzte. Ich habe mit Tobias Herbert und Malte Winterholt zwei Spieler eingewechselt, die eigentlich schon aufgehört haben“, erklärte Hellmann, „und dann muss ich auch mich selbst noch reinbringen. Dass wir dann so eine Leistung abspulen – dafür muss ich der Mannschaft riesigen Respekt zollen. Das ist vielleicht mehr wert als jeder Sieg, den wir in Top-Besetzung geholt haben. Das ist sensationell. Es ist einfach schade, dass die Belohnung dafür im Elfmeterschießen ausgeblieben ist. Es ist schwer, das in Worte zu fassen. Damit hab' ich mich auch im Team-Kreis gerade schwergetan.“
„Elfmetertöter“ Brandic: „Wir müssen das Spiel eigentlich in 90 Minuten klar machen“
Ein Umstand, den man „Helle“ nicht verübeln konnte. Denn die „Falken“ waren tatsächlich nahe dran, den VfL zum Absturz zu bringen. Zwar kassierte der Bezirksligist schon nach vier Minuten den frühen Lohbrügger Treffer zum 0:1 aus Sicht der Hausherren, doch über die Spielzeit von insgesamt 120 Minuten betrachtet, war der Spitzenreiter der Nord-Staffel dem Hansa-Landesligisten keinesfalls so unterlegen, wie es so mancher vorm Anpfiff gedacht hatte. „Wir sind sehr früh in Führung gegangen, dann haben wir den Gegner unterschätzt und zu locker gespielt. Wir müssen in der ersten Halbzeit schon zwei oder drei Tore mehr machen und das Spiel eigentlich in 90 Minuten klar machen. Falke hat gezeigt, dass die Mannschaft nicht umsonst auf dem ersten Platz in der Tabelle steht. Das ist ein stabiler Verein mit vielen erfahrenen Spielern und richtig guten Fans“, fand VfL-Keeper Brandic lobende Worte für die „Hellmänner“.
Eine nicht ganz so hohe Meinung hatte der Schlussmann der Equipe vom Binnenfeldredder derweil von Referee Matiejar Shelamzar Nejad (SpVgg Billstedt-Horn). „Der Schiedsrichter hat dem Gegner das Tor im Spiel geschenkt. Das war kein Freistoß. Er wollte ihn nicht pfeifen, hat ihn dann aber wegen des Drucks von draußen gepfiffen. Sein Pfiff kommt erst drei Sekunden später. So bekommen wir ein kurioses Gegentor zum 1:1. Diese Entscheidung des Schiedsrichters hat Unruhe in unsere Mannschaft gebracht“, konstatierte Brandic mit Blick auf den Ausgleich, den Henrik Petersen nach 48 Minuten köpfte, nachdem Sven Weißner den besagten Freistoß in den VfL-Strafraum getreten hatte, Apropos Weißner: Er war einer der „Pechvögel“, die verletzt raus mussten. Auch Winterhold, Marcell Voß und Dennis Grienig erwischte es. „Am Ende der zweiten Hälfte hatten wir noch zwei, drei gute Szenen, die wir nicht genutzt haben“, analysierte Brandic derweil und musste sich eingestehen, dass auch seine Motivation aus der Halbzeit der Verlängerung nicht gegriffen hatte. „Wach werden! Schießt endlich dieses scheiß Tor“, hatte er dort seinen Teamkollegen mit auf den Weg gegeben.
Lohhrügges Maskaljevic sieht nach grobem Foulspiel „Rot“
Und tschüss: Schiri Matiejar Shelamzar Nejad (Mitte) zückt die Rote Karte gegen Lohbrügges Duro Maskaljevic (verdeckt). Foto: Dierks
Das aber passierte nicht, die Tore fielen erst im „Shoot-Out“, den Duro Maskaljevic schon nicht mehr als Aktiver auf dem Feld miterlebte. Nach einem groben Foul zeigte ihm Schiri Nejad nach 117 Minuten glatt „Rot“. Gerit Betzin (grobes Foul) und Domagoj Bozic, der Hellmann in den Nacken griff, kamen da schon glimpflicher davon. „Das sind zwei Frustfouls, die meiner Meinung nach die Rote Karte zur Folge haben müssen. Lohbrügge war frustriert, wie das Spiel gelaufen ist, da sind ihnen die Gäule durchgegangen. Das ist ja auch nicht das erste Mal, wie man hört“, beschied Hellmann die Szenen und bezog auch noch zur Aktion von VfL-Coach Nikolic Stellung, in dem Augenblick, als Steven Pagenkopf beim Elfmeterschießen zu seinem Schuss anlief, lautstark zu kritisieren, dass Zuschauer hinterm Tor stünde:. „Er hat gesagt, dass er das machen musste, weil der Assistent nicht reagiert habe. Die standen da schon aber einen Tick länger. Es ist unsportlich, das in dem Moment zu tun, als der Spieler gerade anläuft.“
Pagenkopf war's egal. Er traf. Im Gegensatz zu Thomas Koster, der für den HFC Falke den entscheidenden „Elfer“ vergab. „So ein Elfmeterschießen ist immer Lotterie. Ich war beim dritten Schuss schon dran. Beim letzten habe ich das Glück, dass ich zur richtigen Seite gesprungen bin und und den Ball mit ganz spitzen Fingern berührt habe. Er war gut geschossen“, gab Brandic, Lohbrügges „Katze“, zu Protokoll und atmete durch: „Gott sei Dank sind wir eine Runde weiter. Wir sind glücklich, aber nicht so, wie wir uns das morgens vorm Spiel in Lohbrügge vorgenommen hatten. Ich glaube aber, dass wir im Pokal noch weiter kommen werden. Jetzt müssen wir das Spiel aber vergessen, unsere Fehler, die wir gemacht habe, für die Zukunft ausbessern und uns auf das Liga-Spiel gegen Dersimspor konzentrieren“
Hellmann: „Wir haben uns reingeschmissen, das zeichnet diese Truppe aus“
Not macht erfinderisch: Angesichts der großen Verletzungsmisere musste sich Falke-Coach Dirk Hellmann (li, hier gegen Anto Zivkovic) selbst einwechseln. Foto: Dierks
„Wir haben uns reingeschmissen. Das zeichnet diese Truppe aus“, lobte Hellmann währenddessen nochmal sein Team und bezog auch zur Theorie Stellung, der VfL habe den HFC vielleicht als Widersacher doch etwas zu sehr auf die leichte Schulter genommen (Stammkräfte wie Maskaljevic, Duro Arlovic oder Pascal Bäker saßen zunächst draußen und standen nicht in der Startelf): „Ich kann schwer sagen, was Lohbrügges Idee war. Hier und da hatten sie ein paar gute Ball-Stafetten, aber sie sind dabei selten in den gefährlichen Raum gekommen. Dennoch waren Chancen da, dass es vielleicht 3:1 steht. Dann redet keiner drüber, wie unser Auftritt war. Es kann sein, dass sie personell rotieren wollten. Der Pokal ist eine gute Möglichkeit dazu. Jeder von Lohbrügges Spielern sollte in der Lage sein, sich gegen einen Bezirksligisten durchzusetzen. Die Spieler, die rein gekommen sind, hatten es nicht leicht, von jetzt auf gleich zu funktionieren“, resümierte „Helle“ nach der Begegnung vor rund 200 Zuschauern auf dem Rasenplatz am Steinwiesenweg.