5:4-Wahnsinn: Treffen, fliegen, siegen – Gutmann erst Glücksbringer, dann „Gelb-Rot-Opfer“

Teutonia kommt nach 2:4-Rückstand gegen Rugenbergen eindrucksvoll zurück

23. September 2018, 19:17 Uhr

Torschützen unter sich: Nick Gutmann (li.) setzt gegen Rugenbergens Raoul Bouveron zur Grätsche an. Foto: KBS-Picture.de

Eigentlich hätte es des Spiel des Raoul Bouveron werden können. Zwei Mal hatte der Offensivspieler des SV Rugenbergen am Sonntagmorgen im Auswärtsspiel beim FC Teutonia 05 (Hier gibt’s den Live-Ticker zum Nachlesen) selbst eingenetzt, zwei Mal war er an den Toren seiner Mitspieler als Vorlagengeber beteiligt. Dann, beim Stand von 4:2 für Rugenbergen, war für die Nummer 17 der Gäste Feierabend. „Wir mussten ihn runternehmen, weil er am Knie verletzt ist“, sagte SVR-Trainer Thomas Bohlen nach dem Match und gestand: „Dann hatten wir den Druck, den wir aufgebaut hatten, nicht mehr.“ Und das sollte sich rächen: Teutonia holte Tor um Tor auf – und schoss letztlich den Siegtreffer zum 5:4. 

Und der ging auf das Konto von Nick Gutmann. Eine Zeigerumdrehung zuvor hatte dieser im Anschluss an eine Flanke von Davidson Eden noch Pech gehabt und war an Schlussmann Jannis Waldmann gescheitert, der einen unfssbaren Reflex ausgepackt hatte (86.). Nun aber hatte Gutmann in der 87. Minute nach Furkan Aydins Hereingabe von links freie Bahn, zog ab und traf. Entsprechend groß war der Jubel. „Das war echt ein sehr turbulentes Spiel. Es ist schon lange her, dass ich sowas miterlebt hab. Ich bin jetzt einfach nur glücklich, dass wir gewonnen haben. Es ist mir egal wie. Hauptsache, die drei Punkte sind eingetütet“, musste Gutmann nach dem Abpfiff erstmal durchatmen und gab zu: „Ich weiß gar nicht mehr, wie Furkan den Ball rüber spitzelt. Ich sehe einfach nur, dass mein Gegenspieler nicht mitläuft. Der Ball kugelt zu mir und ich mach ihn rein. Das ist einfach nur geil, weil ich vorher eigentlich schon mit dem den Kopfball das Tor machen muss.“

Titze: „Zwei von vier Gegentreffern legen wir uns selbst rein“

Gefahr im Strafraum: Die beiden SVR-Keeper Jannis Waldmann (li.) und Kevin Lohrke gegen Aytac Erman. Foto: KBS-Picture.de

Nicht ganz so geil: In der Nachspielzeit zeigte der bisweilen in seiner Spielleitung unglücklich aussehende Johannes Mayer-Lindenberg (Harburger TB) dem bereits verwarnten Gutmann wegen Zeitspiel „Gelb-Rot“. Sehr zum Unmut von Sören Titze. „Bei Rugenbergens Keeper geht der Schiri drei Mal hin und ermahnt ihn, weil er auf Zeit spielt. Wenn er Nick direkt eine Karte gibt, muss er das auf der anderen Seite auch tun. Ich glaube, er wusste einfach nicht, dass Nick schon die Gelbe Karte gesehen hatte“, sagte der Teutonia-Coach, der sich zurecht auch über eine Szene aus dem ersten Durchgang aufregte, als Aytac Erman bei einer Flanke von rechts in der Mitte umgerissen wurde und so als Anspielstation ausfiel. „Das ist eine Notbremse, Aytac ist sonst allein vorm Tor und wir können den Ball quer auf ihn legen“, so Titze.

Doch nachdem er in der vergangenen Woche „am liebsten den Fußball-Gott verflucht hätte, weil wir in Buchholz in der 95. Minute eine Elfer gegen uns bekommen und die Deppen des Spieltags waren, bin ich jetzt einfach nur happy“, gestand der Teutonen-Trainer ungewohnt euphorisch. „Wir haben nach dem Gegenwind, den wir bekommen haben, hart gearbeitet. Wir haben nach dem heutigen Spiel sicher einiges aufzuarbeiten, was die Defensive angeht. Zwei von vier Gegentreffern legen wir uns selbst rein. Vorne machen wir zunächst in der ersten Halbzeit die einfachen Dinger nicht. Aber die Mannschaft hat gewollt – das hat man gesehen. Wir haben an uns geglaubt, jeder hat gekämpft und Gas gegeben. Das macht mich mächtig stolz“, konstatierte Titze und fügte hinzu: „Dass wir nach den Rückschlägen zurückkommen, macht mir Mut für die gesamte Saison. Das kann ein Befreiungsschlag sein, der uns sagt: Wir können immer an uns glauben und ein Spiel drehen.“

Worthmann: „Wir haben zu chaotisch verteidigt und sind völlig ins Schwimmen geraten“

Gerrit Pressel (vo.) bereitete Teutonias Treffer zum 2:0 durch eine Ecke vor. Foto: KBS-Picture.de

Genau das musste Thomas Bohlen erst einmal verarbeiten. Drei „Kippen“ gönnte sich Rugenbergens Coach im Anschluss an die Partie und bekannte dann: „Da reichen eigentlich aber auch zehn Zigaretten nicht“, ehe er in die Analyse einstieg. „Dass Teutonia vorne genügend Qualität hat, auch ein 2:4 noch aufzuholen, ist klar. Wir hätten uns zur Halbzeit schon nicht beschweren können, wenn wir da zurückgelegen hätten. Teutonia hatte da schon ein Chancenplus“, konstatierte Bohlen mit Blick auf jede Menge Möglichkeiten der Hausherren, die zwei Mal sogar am Aluminium endeten. Nach der 4:2-Führung „hätten wir dann nicht mehr so von hinten raus spielen und die Bälle verlieren müssen. Beim 3:4 ist das eine klare Geschichte: Da muss man nicht mehr versuchen, den Ball noch anzunehmen. Auch beim 4:4 legen wir den Ball im Mittelfeld auf, Jan Düllberg ist in der Situation null unter Druck. Dass Teutonia danach eine breite Brust hat, kann sich jeder denken“, bilanzierte Bohlen. 

„Es ist blöd, dass Teutonia wegen solchen Fehlern nich einmal herankommt und wir am Ende verlieren“, ärgerte sich auch Sven Worthmann, der in der entscheidenden Phase zu denen zählte, die in der Defensive nicht mehr so sicher agierten. „Wir haben einfach zu chaotisch verteidigt und sind völlig ins Schwimmen geraten“, gab der Blondschopf im Rugenbergen-Dress mit der Rückennummer 14 nach dem Schlusspfiff freimütig zu. „Aufgrund der zweiten Halbzeit ist der Sieg für Teutonia verdient. Bis zum 4:2 haben wir es gut gemacht und unsere Chancen immer direkt genutzt. Ohne unsere Fehler wäre die Niederlage nicht passiert“, war sich Worthmann im Anschluss an das Match sicher, während sein Coach einige Minuten später noch einen anderen Erklärungsansatz für den Wahnsinns-Kick aus dem zweiten Durchgang fand.

Bohlen: „Wir haben offensiv zu viel gewollt und das Spiel nicht mehr kontrolliert“

Einen Schritt schneller: Raoul Bouveron (re.) entwischt Davidson Eden (Zweiter v. re.). Foto: KBS-Picture.de

„Wir haben offensiv zu viel gewollt und das Spiel nicht mehr kontrolliert. In den letzten 15 Minuten haben wir viele Situationen zu schnell ausgeführt. Und dann bekommen wir noch das dumme Tor zum 4:5 und du gehst als Verlierer vom Platz, obwohl du hier gewinnen musst“, sagte Thomas Bohlen, ehe er hinzufügte: „Es ist, wie es ist. Wir müssen daraus lernen. Es ist kein Jammer, gegen Teutonia zu verlieren. Wir hätten einen Punkt verdient gehabt, damit wären wir am Ende zufrieden gewesen. So gehst du ohne etwas Zählbares nach Hause und belohnst dich nicht für ein tolles Spiel. Außer der fehlenden Kontrolle und den beiden Fehlern kann ich den Jungs nichts vorwerfen. Dafür, dass uns acht Stammspieler (unter anderem Broder Hansen, Dennis von Bastian, Steven Tegeler und Sergej Schulz, Anm. d. Red.) gefehlt haben, haben die Jungs das gut gemacht. Man muss mal bedenken, dass wir mit Pascal Gerber zum Beispiel einen Spieler auf dem Platz hatten, der gerade aus der A-Jugend hoch gekommen ist...“

Jan Knötzsch