Gebissa mit Biss, Schultz mit Köpfchen: AFC behält die Punkte

Zwei Treffer im zweiten Durchgang sorgen für Altonas „Dreier“ gegen Osdorf

09. September 2018, 17:52 Uhr

Hürde übersprungen: Altonas Lennart Müller (hi.) gewinnt das Kopfballduell gegen Felix Schlumbohm. Foto: Genat

Die Halbzeitpause war noch nicht beendet, da standen Joshua Gebissa und Berkan Algan bereits wieder auf dem Rasen der Adolf-Jäger-Kampfbahn. Gebissa, seit Saisonbeginn im Kader von Altona 93, hatte die Hände in die Hüften gestemmt und lauschte den Worten seines Trainers, der gestenreich erklärte. Ob Algan Gebissa in diesem Moment mit auf den Weg gegeben hatte, wie er zu treffen habe? Nein, das nicht. „Ich hatte noch eine Frage, weil ich die Position, dass ich auf der ganzen rechten Bahn Verteidiger und Flügelspieler zugleich sein sollte, noch nie gespielt hab“, klärte der 23-Jährige auf und lächelte. Dennoch aber war Gebissa der Mann, der für den AFC quasi als „Dosenöffner“ zum „Dreier“ gegen den TuS Osdorf (Hier gibt’s den Live-Ticker zum Spiel zum Nachlesen) wurde. 

Denn nachdem es 71 Minuten lang 0:0 gestanden hatte, brachte der Ex-Lübecker die Hausherren in Führung: Einen Einwurf verlängerte Seyhmus Atug per Kopf Richtung zweiter Pfosten, wo Gebissa stand, der die Kugel auch bekam und sie dann aus einem absolut spitzen Winkel tatsächlich im Tor unterbringen konnte – allerdings unter freundlicher Mithilfe von Osdorfs Schlussmann Claus Hencke, der bis dahin der beste Akteur der Gäste gewesen war. „Ich wollte nur, dass der Ball im Feld bleibt. Dann hab' ich ein bisschen Glück gehabt, dass der Torwart spekuliert und sich die Kugel dann selbst reingelegt hat“, erklärte Gebissa nach dem Schlusspfiff, wie er im entscheidenden Moment genug Biss bewiesen hatte, und gab zu: „Es war nicht geplant, dass ich den Ball aus dem Winkel so reinmache.“

Algan: „Die Willenskraft und die Kampfbereitschaft waren ausschlaggebend“

Der Altonaer Pablo Kunter (li,) hat gegen David Vetterlein das Nachsehen im Luftduell. Foto: Genat

Osdorf sei, so Gebissa weiter, „ein unangenehmer Gegner für jede Mannschaft in dieser Liga. Die sind immer agil und zudem eklig in den Zweikämpfen. Am Ende des Tages ist nur wichtig, dass wir die drei Punkte geholt haben. Es war auf dem Untergrund sicher nicht leicht für uns als dominierende Mannschaft aufzutreten und einen schnellen Ball zu spielen. Hier und da verspringt immer mal einer. Aber bei einem 2:0 kann man nicht meckern“, konstatierte der 23-Jährige, und bezog noch einmal Stellung zum „Halbzeit-Plausch“ mit seinem Coach: „Ich bin eher der Mann für die Offensive. Die Leute waren unzufrieden, wie ich in der ersten Halbzeit stand. Ich wusste aber nicht, wo ich hin sollte, weil ich diese Rolle nicht kannte. Berkan har mir dann gezeigt, wie ich es machen soll.“

Apropos Berkan: Auch AFC-Coach Algan sprach nach dem intensiven Spiel auf der Pressekonferenz über die Platzverhältnisse an der „AJK“: „Wir wussten, dass es ein sehr schwieriges Spiel wird, weil der Rasen sehr trocken war. Wenn eine fußballerisch starke auf eine kämpferisch kompakt arbeitende Mannschaft trifft, muss man die Überlegenheit mit Passgenauigkeit und -schärfe in Spielkontrolle ummünzen. Das war nicht einfach. Wir hatten durch den Boden Passungenauigkeiten und haben Situationen zum Teil nicht so lösen können, wie wir wollten“, gab der Übungsleiter der Hausherren im Anschluss an die Begegnung, die 979 Zuschauer sahen, zu Protokoll und ergänzte: „Wir wollten aber unbedingt gewinnen.“

Burmester: „Wir spielen nicht um den Aufstieg oder wollen im obersten Drittel landen“

Augen zu und durch: Osdorfs Bennet Krause (hi.) gegen den Altonaer Luis Hacker. Foto: Genat

Genau da, so Algan weiter, habe aus seiner Sicht auch der Schlüssel zum Erfolg gelegen. „Die Willenskraft und die Kampfbereitschaft waren ausschlaggebend gegen eine robuste Mannschaft, die nicht umsonst da oben in der Tabelle steht. Wir freuen uns über den Sieg, konzentrieren uns jetzt auf die kurze Woche und das Auswärtsspiel am Freitagabend bei Concordia und hoffen, dass keiner eine so schlimme Verletzungen davongetragen hat, wie es aussah“, erklärte der AFC-Coach, der nach 77 Minuten den durch ein Foulspiel angeschlagenen Eudel Monteiro vom Feld nehmen musste. Auch ohne den klappte die Sache mit dem Toreschießen noch ein zweites Mal, als Kapitän Marco Schultz in der zweiten Minute der Nachspielzeit zum 2:0-Endstand einköpfte.

„Man hat in den letzten Wochen verfolgen können, dass unsere Truppe alles aus sich rausholt. Wir haben sehr gute Ergebnisse erzielt und standen bis zu diesem Spiel nicht umsonst auf Platz drei. Auch heute muss ich der Mannschaft wieder ein Kompliment machen, wie sie ackern und marschieren. Sie kämpfen und werfen alles rein – das verdient allergrößten Respekt“, stellte Osdorfs „Co“ Dirk Burmester, der auf der Pressekonferenz Coach Piet Wiehle vertrat, fest und analysierte: Wir sind auf eine Mannschaft getroffen, die spielerisch hohes Niveau hat. Ich will gar nicht mit wenn und aber anfangen: Wir haben eine erste Hälfte gesehen, die ausgeglichen war. In der zweiten wurde der Druck größer und es gab mehr Chancen für Altona.“

Aufgrund „der Vielzahl an Gelegenheiten und dem Glück, dass der Ball beim 2:0 an den Innenpfosten und dann rein geht, ist der Sieg für Altona in Ordnung. Man darf nicht vergessen: Wir spielen nicht um den Aufstieg oder wollen im obersten Drittel landen. Für uns wäre ein einstelliger Tabellenplatz wie Rang acht oder neun definitiv ein gutes Ereignis. Wen ich an die letzten drei Siege denken, dann waren das tolle Momente. Ich hoffe, dass wir von denen in dieser Saison noch einige haben, dann können wir diesen einstelligen Platz in der Tabelle auch erreichen“, sagte Burmester abschließend.

Jan Knötzsch