Bramfeld bitter bestraft: „Wir machen das verdammte zweite Tor nicht“

SVNA gleicht gegen den Spitzenreiter in der letzten Minute zum 1:1 aus

24. August 2018, 23:10 Uhr

Nicht immer konnte sich der SVNA in der ersten Hälfte den Bramfeldern erfolgreich in den Weg stellen. Foto: Zerbian

Als Marcel Perz nach 85 Minuten den Platz verließ, war die Welt noch in Ordnung. Der Mann mit der Nummer zehn auf dem Trikot des Bramfelder SV klatschte nach seiner Auswechselung zunächst Mirko Schulz, einen der beiden Coaches beim BSV, ab und umarmte ihn. Dann herzte Perz Ligamanager Matthias Albrecht, der unweit der Ersatzbank stand. Etwas mehr als fünf Minuten später war es mit der positiven Stimmung auf Seiten des Landesliga Hansa-Spitzenreiters vorbei: Der BSV hatte im Auswärtsspiel beim SV Nettelnburg-Allermöhe zwar den Nimbus, ungeschlagen zu sein, verteidigt – aber dabei nur einen Punkt geholt.

„Wir sind einfach zu bescheuert“, entfuhr es Schulz in der ersten Erregung. Ob er damit die Tatsache meinte, dass es die Gäste nicht wie in den 89 Minuten zuvor schafften, ihr Tor erfolgreich zu verteidigen, oder aber die mangelnde Chancenauswertung – das verriet der BSV-Coach nicht. Es war aber auch egal. Das Ergebnis war dasselbe: Als Schiedsrichter André Rosin (FC Elmshorn) die Partie nach den 90 regulären sowie weiteren drei Nachspiel-Minuten (Hier das Spiel zum Nachlesen im Live-Ticker) abpfiff, lautete das Ergebnis 1:1. Und das, obwohl der Spitzenreiter auf fremdem Platz 64 Minuten lang in Führung gelegen hatte und der „Dreier“ mehr als nur zum Greifen nah war.

Henning: „Im Endeffekt stehen wir als Verlierer da, weil wir in der letzten Minute das Tor kriegen“

Da war die Welt noch in Ordnung. Christian Westphal trifft zum 1:0 für den BSV. Foto: Zerbian

Doch dann kam diese ominöse 90. Minute – und mit ihr der Schuss von Edon Durguti. Die Nummer 21 des SVNA traf den Ball nichtmal richtig und vermutlich hätte der Versuch auch nichts eingebracht, wenn die Kugel nicht noch abgefälscht worden wäre. So machte sich BSV-Keeper Sascha Kleinschmidt, der bis dahin fast beschäftigungslos geblieben war, lang und länger – und am Ende doch nicht lang genug. Der Ball landete im linken unteren Eck des Bramfelder Gehäuses. Durguti drehte jubelnd ab, in seinem Schlepptau folgten etliche Teamkollegen und auch auf der Bank entlud sich die Freude. Kein Wunder nach einer Partie, in der es „außer einem Torschuss fünf Minuten vor dem Ende und der halben Möglichkeit, die zum Ausgleich führt, keine hundertprozentigen Möglichkeiten für den Gegner gab“, wie Carsten Henning, zusammen mit Schulz als Coach für den BSV verantwortlich, feststellte.

Die Chancen besaß in der Tat eigentlich nur Bramfeld: Am klarsten waren die drei Gelegenheiten von Milos Ljubisavljevic, der erst seinen Meister in SVNA-Keeper Kai Erschens fand (4.), später dann den Pfosten traf (40.) und nach einer gut getimten Flanke von Robin Polzin knapp am Tor vorbei zielte (42.). Am einzigen Treffer des ersten Durchgangs war Ljubisavljevic jedoch nicht beteiligt. Dafür aber Marcel Perz, der in der Box am ersten Pfosten freistand und quer zu Christian Westphal passte, der nur noch einschieben musste (26.). Dafür hätte Ljubisavljevic im zweiten Durchgang gleich doppelt (70., 77.) den berühmten Sack frühzeitig zumachen können. „In der ersten Hälfte waren wir drei Mal allein vorm Kasten, in der zweiten haben wir zwei Mal die Chance, aber wir machen das verdammte zweite Tor nicht“, ärgerte sich Carsten Henning. 

Andrade: „Da stand eine Einheit, die gemerkt hat, dass was geht, wenn man alles reinhaut“

Am Ende bejubelte der SVNA den Ausgleichstreffer in der 90. Minute. Foto: Zerbian

„Wir belohnen belohnen uns nicht für den Aufwand, den wir betreiben. Spielerisch haben wir das sehr gut gemacht: Wir hatten viel Tempo im Spiel. Wir haben viele Zweikämpfe und zweite Bälle gewonnen, aber es fehlte eben die zweite Bude, die mehr Ruhe ins Spiel gebracht hätte. Dass so ein Spiel in den letzten zehn Minuten dann von beiden Seiten nervös ist, ist klar. Leider stehen wir im Endeffekt jetzt als Verlierer da, weil wir in der letzten Minute noch den Gegentreffer bekommen haben“, fasste der BSV-Trainer das Geschehen auf dem Kunstrasen am Henriette-Herz-Ring zusammen. „Bramfeld hat bis zur 70. Minute verdient geführt, danach kamen unsere 20 Minuten, die den Punktgewinn zwar glücklich, aber nicht unverdient machen“, bilanzierte derweil Daniel Andrade-Granados, „bei uns hat lange Zeit der letzte Pass nicht funktioniert. Man hat schon gesehen, dass wir einen Plan hatten und dass wir Bramfelds Viererkette öfter ausgehebelt haben, aber wir standen dann öfter unerklärlich im Abseits.“

Insgesamt, so der SVNA-Übungsleiter weiter, „hatten wir in der ersten Halbzeit überhaupt kein gutes Timing: Wenn wir schießen mussten, haben wir gedribbelt. Wenn wir dribbeln mussten, haben wir geschossen. Und wenn wir mal Tempo brauchten, haben wir gestoppt.“ In der zweiten Hälfte hätte sein Team dann „auch nochmal etwas Zeit gebraucht und der BSV hatte sicher mehr Chancen, die Führung auszubauen als wir hatten, um auszugleichen. Ich mag diese Unentschieden-Nummer eigentlich gar nicht, aber heute bin ich mal zufrieden. Es ist zwar ein glückliches Remis, aber aufgrund der letzten 20 Minuten ein nicht unverdienter Punktgewinn“, gab Andrade-Granados zu Protokoll und ergänzte: „An der Art und Weise, wie das Team zusammen gejubelt hat, hat man gesehen: Da stand eine Einheit auf dem Feld, die gemerkt hat, dass noch was geht, wenn man alles reinhaut.“

Jan Knötzsch 

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