Drei Mal drei sind neun: Gillich macht die Welt, wie sie „T05“ gefällt

Kicker von der Kreuzkirche nach 3:0 gegen Cordi weiter ungeschlagen

12. August 2018, 20:39 Uhr

Das 1:0 erzielt, das 2:0 aufgelegt und am 3:0 beteiligt: Teutonias Arne Gillich. Foto: KBS-Picture.de

Die Geschichte von Pippi Langstrumpf aus der Feder von Astrid Lindgren kennt so gut wie jeder. Die schwedische Autorin schreibt ihrer Heldin in dieser Serie dabei die Rolle des „stärksten Mädchens der Welt“ zu. Nun, so gesehen ist der FC Teutonia derzeit also so etwas wie die „Pippi Langstrumpf der Oberliga“. Nein, nicht etwa, weil die Teutonen mädchenhaft auftreten. Das Team von Coach Sören Titze stellt nach dem heutigen 3:0 gegen Cordi als Tabellenführer nach dem dritten Spieltag jedoch die stärkste Elf der Oberliga – inklusive (allerdings mathematisch richtiger) Anlehnung an den ebenso allseits bekannten Pippi-Langstrumpf-Song.

Wo es in der skandinavischen Serie heißt, das zwei Mal drei vier und um drei ergänzt dann neun wäre, ist es bei den Kickern von der „Kreuze“ um einiges einfacher: Drei Mal drei sind neun. So viele Zähler nämlich hat das Titze-Team nach 270 absolvierten Oberliga-Minuten und drei Siegen auf dem Konto. Zudem stehen elf geschossene, aber nur ein kassierter Treffer zu Buche. „Das ist auf jeden Fall ein gelungener Saisonstart. Wir stehen in der Tabelle ganz oben und rechnet man den Pokalwettbewerb mit haben wir in sechs Spielen sechs Siege geholt. Das ist richtig gut, besser hätte es nicht laufen können“, erklärte Arne Gillich nach der Begegnung und wagte, auch wenn die Spielzeit noch jung ist, schon mal einen Ausblick: „In der letzten Saison sind wir punktgleich mit dem Zweiten auf Platz drei gelandet und standen im Pokal-Halbfinale. Es ist unsere Vorgabe, mindestens das Gleiche auch in dieser Saison zu erreichen.“

Referee Dr. Ehrenfort verwehrt einem Teutonia-Treffer die Anerkennung

Schiri Dr. Michael Ehrenfort verweigerte einem Freistoß-Treffer der Hausherren die Anerkennung. Foto: KBS-Picture.de

Das Klassement mag zwar noch nicht viel Aussagekraft haben, aber aktuell steuert Teutonia in diese Richtung. Und das allen voran, weil Arne Gillich die Welt von „T05“ so macht, wie sie dem Club aus Ottensen bestens gefällt. Nachdem der 32-Jährige schon zum Auftakt der neuen Serie beim Sieg gegen den VfL Pinneberg drei Mal ins Schwarze traf, konnte Gillich auch im Match gegen Cordi schalten und walten, wie er wollte und machte irgendwie den Unterschied. Als Schiedsrichter Dr. Michael Ehrenfort (TuRA Harksheide) die Partie nach 90 Minuten abpfiff, standen für Gillich ein Treffer, eine direkte Vorlage und eine indirekte Beteiligung am dritten Treffer der Hausherren zu Buche. Und hätte der Unparteiische nicht etwas dagegen gehabt, so hätte bei der Zahl der erzielten Treffer in Gillichs Statistik gut und gerne auch eine Zwei notiert werden können.

Dass dies nicht geschah, lag daran, dass der Spielleiter Gillichs „Tor des Monats“ aus der 29. Minute die Anerkennung verweigerte. Der Teutone hatte sich knapp hinter der Mittellinie in der Hälfte des Gegners den Ball an der Außenlinie zum Freistoß zurechtgelegt und zog ab. Der Ball flog und flog – und dann schlug die Kugel tatsächlich oben im rechten Giebel des Cordi-Gehäuses ein. „Ich wollte den Ball scharf auf den zweiten Pfosten bringen, aber nicht direkt aufs Tor – das auf keinen Fall. Er hat sich dann einfach extrem gesenkt“, so Gillich. Doch Schiri Dr. Ehrenfort sah vorm Einschlag des Balles ein Foul im Strafraum und pfiff. „Da kann man nichts machen. Unser Trainer hat uns gesagt, dass der Schiri in der Pause zugegeben hat, dass das ein Fehler von ihm war. Er hat ein leichtes Halten in einem Zweikampf am Elfmeterpunkt gesehen und viel zu früh gepfiffen, weil er nicht gesehen hat, dass der Ball so lange in der Luft ist und sich rein senkt.“ 

Gillich: „Wir hätten drei, vier Tore mehr machen können, aber das 3:0 ist absolut top“

"Dieses Spiel müssen wir nicht verlieren", konstatierte Cordi-Coach Frank Pieper-von Valtier nach dem Match. Foto: KBS-Picture.de

Die Geschichte der Treffer, die zählten, ist schnell erzählt: Nach 36 Minuten gab es knapp 20 Meter zentral vorm Tor einen Freistoß für Teutonia. Maximilian Fischer täuschte an und lief über den Ball, Gillich schoss und traf ins von ihm aus gesehen linke Eck – 1:0. Nur vier Minuten später eroberte Gillich im Mittelfeld den Ball, passte ihn auf die linke Außenbahn zu Noor Al-Tamemy, der den Turbo einschaltete, leicht nach innen zog und den Ball in den oberen rechten Winkel schoss – 2:0. Ein klassischer Doppelschlag, dem Davidson Eden acht Minuten vor dem Schlusspfiff schließlich Treffer Nummer drei folgen ließ. Vorausgegangen war dem ein Freistoß von Gillich von der rechten Bahn, den Niklas Holz in der Mitte per Kopf auf den Ex- St.Paulianer verlängerte. Damit war die Messe, wie man so schön sagt, gelesen. Aber: Dass es so deutlich ausgehen sollte, hatte sich zunächst nicht abgezeichnet.

Im Gegenteil: Es waren sieben Minuten vergangen, als Pascal El-Nemr noch im ersten Durchgang für Concordia den Pfosten traf. Nach 13 Minuten vergab Maurizio D'Urso per Seitfallzieher für die Gäste, in der 23. Minute brachte Cordi-Stürmer Mohamed Labiadh den Ball in der Box nicht genügend unter Kontrolle. Teutonias erste Chance hatte, wie sollte es anders sein, Arne Gillich, dessen Heber nach 26 Minuten drüber ging. „Irgendwie waren wir 15, 20 Minuten ziemlich ungeordnet, hatten im Mittelfeld keinen Zugriff auf die Leute. Von der ersten Chance an waren wir besser im Spiel, nach dem 1:0 sowieso. Cordi hatte später zwei, drei gute Chancen und wir selbst können nach dem 2:0 in der zweiten Hälfte noch drei oder vier Tore machen. Da hat uns die letzte Konsequenz gefehlt. Aber das 3:0 ist absolut top, wir sind hochzufrieden“, so Gillich.

Pieper-von Valtier: „Das war der falsche Gegner, um zu diesem Zeitpunkt gewinnen zu wollen“

Cordis Keeper Tim Burgemeister machte beim 0:1 keine gute Figur. Foto: Heiden

Der „Man of the match“ lag richtig: Noch vorm 1:0 hätte Aytac Erman für „T05“ treffen können (33.), während für Cordi erneut El-Nemr vergab (34., vorbei). Kurz vor der Pause blockte Cordis Jonas Kastl dann Nick Gutmanns Schuss. Nach dem Seitenwechsel wiederum stand Keeper Burgemeister dann Gutmann im Weg (56.), Al-Tamemy zielte im Nachschuss drüber. Al-Tamemy war es dann auch, der für Teutonia die nächste Einschussmöglichkeit verpasste (63., vorbei). Der eingewechselte Sascha de la Cuesta traf für die Gäste nur die Latte (68.). Danach machte „T05“ dann mit Edens Treffer den berühmten Sack endgültig zu. „Das war der falsche Gegner, um zu diesem Zeitpunkt gewinnen zu wollen“, bilanzierte Cordi-Coach Frank Pieper-von Valtier nach der Partie, „wir haben erst zu spät richtig Biss gezeigt. Dieses Spiel musst du nicht verlieren. Wir haben noch Abstimmungsprobleme, an denen wir arbeiten müssen. Wir brauchen Zeit, das haben wir immer gesagt.“

Erschwerend, so Pieper-von Valtier, komme die personelle Situation hinzu. „De la Cuesta war zuletzt im Urlaub, Serhat Yapici musste beruflich unter der Woche kürzer treten, auch Benjamin Bambur hatte bis Donnerstag Urlaub und Jeremy Baur fehlte ebenso. Das sind schon vier, die wichtig sind“, sagte Übungsleiter der Elf vom Bekkamp und ergänzte: „Vorm zweiten Tor unterbinden wir den Angriff nach dem Ballverlust von Kevin Zschimmer nicht früh genug. Mit dem Treffer kommt dann die individuelle Klasse von Teutonia ins Rollen.“ Beim 0:1, so Pieper- von Valtier, müsse er seinen „Goalie“ Tim Burgemeister in die Verantwortung nehmen: „Der Ball kommt in die Torwartecke. Tim sah bei beiden Standards, also auch Gillichs Freistoß, der nicht zählte, nicht gut aus.“

Jan Knötzsch

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