BUs böses Erwachen namens Beese
Rugenbergen knüpft Barmbekern daheim einen Punkt ab
Es war der Treffer zum 1:1 nach etwas mehr als einer Stunde (61.) – und genau das sollte auch der Endstand sein, mit dem beide Kontrahenten am Freitagabend vor den 308 zahlenden Zuschauern letztlich auseinander gingen. „Das Tor fällt us einem total blöden Konter. Wir pressen vorne nicht gescheit, dann kommt der Ball einmal quer, einmal diagonal – und Rugenbergen ist durch. Wir sind in der Rückwärtsbewegung nicht schnell genug hinterher gekommen“, ließ Marco Stier den bitteren Moment Revue passieren, der seiner Mannschaft den „Dreier“ kostete. „Der eine Punkt, den wir geholt haben, ist okay – mit einem Augenzwinkern würde ich sogar sagen, gerecht. Das war aber sicher nicht unser bestes Spiel. Ich bin mir sicher, dass wir kommende Woche gegen Condor wieder ein anderes Gesicht zeigen werden. Es haben ja auch einige gefehlt“, so Stier weiter.
Stier: „In der ersten halben Stunde waren wir wie gelähmt – ich weiß nicht warum“
Da war die Welt noch in Ordnung: Die BU-Spieler bejubeln den Treffer von Abdel Hathat. Foto: Knötzsch
Das Gesicht, dass seine Truppe in der ersten halben Stunde zeigte, dürfte dem neuen BU-Übungsleiter allerdings gar nicht gefallen haben. Wann immer Gefahr entstand, dann war dies bis zur 30. Minute im Sechzehner der Barmbeker der Fall und der SVR der Auslöser dessen. So wie direkt zu Beginn, als Haase BU-Schlussmann Oliver Gaedtke prüfte und per Kopf nach der anschließenden Ecke übers Tor zielte (2.). Oder aber, als Gaedtke bei Sergej Schulz' Schuss aus der achten Minute abtauchen und zur Ecke klären musste. Nach zwölf Minuten ging dann ein Versuch von Dennis von Bastian vorbei. Und BU?
Nun, die Hausherren tauchten zwar ein, zwei Mal in der gegnerischen Box auf, ohne allerdings dabei ernsthaft für Gefahr zur Sorgen. Bis zur 32. Minute. Dann strich Janis Korcznowskis Schuss von links am langen Eck vorbei. Eine Szene, die die Stier-Schützlinge offenbar wachgerüttelt hatte, denn der nächste Angriff saß – und wie: Rugenbergen schaffte es nach einem ruhenden Ball nicht, das Spielgerät zu klären, stattdessen kam Abdel Hathat an die Kugel und schoss das Leder artistisch aus der Drehung an Keeper Jannis Waldmann vorbei zur Pausenführung ins lange Eck (41.). Fußball paradox!
Korczanowski: „Ein geiler Ball von Tolga, am Ende hat mir vielleicht die Kraft gefehlt“
Neuer Impuls in der Schlussphase: Bei BU kam Chris Heuermann (re.) für Jan Eggers ins Spiel. Foto: Knötzsch
Im zweiten Durchgang passierte dann bis zu Beeses Gegentreffer, der für BU zum bösen Erwachen werden sollte, erst einmal nichts großartig Nennenswertes. Danach aber hatten beide Seiten ihre Möglichkeiten: Haase zielte nach Schluz' Querpass in der 66. Minute für Rugenbergen zunächst aus drei Metern drüber, dann zwang er Gaedtke mit einem Schuss aus 20 Metern zur Abwehr und schließlich war der BU-Schlussmann auch bei Schulz' 25-Meter-Schuss zur Stelle (70.). Nur drei Minuten später hätten die Hausherren dann in Führung gehen können – oder gar müssen: Der eingewechselte Tolga Odabas bediente Korczanowski mustergültig, doch der kam mit seinem Schuss nicht an Waldmann vorbei. Da Hathat in der Schlussminute zu wenig Druck hinter seinen Versuch bekam, blieb es bei der Punkteteilung.
„Das war so ein geiler Ball von Tolga, vielleicht hat mir in der Szene am Ende einfach die Kraft gefehlt“, ärgerte sich Korzanowski, während sich Marco Stier an die Analyse des Matches begab. „In der ersten halben Stunde waren wir wie gelähmt – ich weiß nicht warum. Vielleicht waren die Jungs nervös oder wollten es besonders gut machen. Aber wir haben alles vermissen lassen“, bilanzierte der BU-Trainer die ersten 30 Minuten, „vorm 1:0 hatten wir zwei, drei kleine Ball-Staffetten und haben dadurch und durch den Treffer Selbstvertrauen bekommen und dann ordentlich gespielt. Auch aus der Halbzeit sind wir als bessere Mannschaft gekommen. Nach dem 1:1 waren wir kurz zehn Minuten wild, dann aber nochmal zehn, 15 Minuten am Drücker. Das ging hin und her.“
Bohlen: „Wir waren besser und hatten die bessere Spielidee“
Die Sache mit dem besseren Team sah Stiers Widerpart anders. „Nach den ersten 30 Minuten hätten wir 3:0 führen müssen“, gab Thomas Bohlen zu Protokoll. „Wir waren die eindeutig bessere Mannschaft – in der Phase sowieso. Wir hatten in der ersten Halbzeit zwei hundertprozentige Chancen“, konstatierte der neue SVR-Trainer und ergänzte: „Wenn man sich anschaut, dass bei uns sechs Spieler gefehlt haben, ein A-Jugendlicher von Anfang an gespielt hat und einer früh reinkam, dann haben wir diese Aufgabe gut gelöst. Am Ende sind wir in einer Phase, in der sich Pokal und Meisterschaft abwechseln und wir immer mit der gleichen Mannschaft spielen mussten und keinen schonen konnten, mit dem Punkt zufrieden.“ Dennoch, so Bohlen abschließend, sei es „ärgerlich, weil wir klar und deutlich besser waren. BU hat im ganzen Spiel zwei Gelegenheiten – das war's. Wir waren meiner Meinung nach gegen eine Mannschaft, von der man denkt, dass sie uns spielerisch überlegen sein sollte, besser und hatten auch die bessere Spielidee“
Jan Knötzsch