„Land unter“ für Curslack dank Landau: HUFC sorgt für Pokal-Coup!

Hansa-Landesligist wirft Oberligist mit 2:0 aus dem Wettbewerb

01. August 2018, 23:28 Uhr

HUFC-Coach Sidnei Marschall gratuliert seinen Mannen im Kreis zum Weiterkommen. Foto: Knötzsch

Jörn Heinemann wusste erst einmal nicht so richtig, wo er hinsteuern sollte. Dann erspähte Hamm Uniteds Präsident nach dem Schlusspfiff Trainer Aidnei Marschall und fiel zunächst diesem um den Hals. Ein paar Meter weiter Griff sich der „Boss“ dann Dimtri Patrin, einen der beiden Torschützen beim 2:1-Sieg des Landesligisten gegen den Oberligisten SV Curslack-Neuengamme. Und irgendwann fand Heinemann auch Jan Landau und herzte diesen. Der Ex-Curslacker hatte vor den rund 280 Zuschauern im Stadion „Hammer Park“ zwar dem Spiel keinen Stempel in Form eines Tores aufgedrückt , doch trotzdem: Irgendwie war er der „Mann des Abends“. 

Angesichts der Vorgeschichte – der Mittelfeldmann war erst in diesem Sommer vom SVCN zu United gewechselt – fast schon logisch, dass der Fußball wieder eine dieser Storys schreiben würde: Landau hatte ganz offenkundig richtig „Bock“ auf das Match mit seinem Ex-Club – und das bewies er auf dem grünen Rasen nachhaltig. „Auch wenn er schon in der ersten Halbzeit einen Treffer hätte machen können: Er hat ein sehr, sehr gutes Spiel absolviert. Das freut mich für ihn“, schrieb HUFC-Coach Marschall seinem Neuzugang ins Stammbuch, während des Curslacks Übungsleiter Matthias Wulff wie folgt auf den Punkt brachte „Jan hat nichts Überraschendes gemacht: Er hatte leichtfertige Ballverluste und er hatte überragende Situationen in der Offensive. Eine bunte Mischung. Man kann ihm gratulieren, dass er eine Runde weiter gekommen ist – das wird ihn sicher freuen.“

United-Torwart Graudenz mit Wahnsinns-Paraden in der Schlussphase

Shake-Hands vor dem Anpfiff: Die beiden Kapitäne Patrik Papke (li.) und Florian Simon. Foto: Knötzsch

Und damit rein ins Geschehen: Die Szene, die Marschall meinte, als er über Landau sprach, ereignete sich in der 41. Minute: Langer Pass von Marcel Schwarck aus der eigenen Hälfte genau in die Tiefe auf Landau, der auf SVCN-Keeper Babuschkin zusteuerte und den Abschluss suchte. Doch der Neu-Hammer hatte die Rechnung ohne „Babu“ gemacht, der den Ball abwehrte (41.). Schon zuvor waren die „Geächteten“ zwei Mal gefährlich im Strafrum der Gäste aufgefallen: Zunächst hatte sich Landau nach vier Minuten gegen Sebastian Spiewak durchgesetzt und dann zu Alessandro Schirosi gepasst, der bei seinem Abschluss aber das Spielgerät nicht richtig traf. Dann wurde Schirosis Schuss nach einer Patrin-Flanke geblockt (11.).

Sieben Minuten später meldete sich auch der Oberligist endlich einmal zu Wort: Timo Lenz zog aus der Drehung ab, HUFC-Schlussmann Samuel Graudenz stand aber im Weg. Das gleiche Schauspiel in der 24. Minute: Wieder blieb Graudenz gegen Lenz, der es diesmal per Direktabnahme probierte, der Sieger. Kurz vorm Seitenwechsel zischte Florian Rogges abgefälschter Schuss aufs United-Tor knapp am linken Pfosten vorbei (46.), in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs wurde dann ein weiterer Versuch der Elf vom Gramkowweg kurz vor der Linie noch abgeblockt.

Marschall: „Ich glaube, verdienter kann man nicht gewinnen“

Auch die Einwechselung von Arnold Lechler (Nummer sieben) brachte dem SCVN nichts. Foto: Knötzsch

Nach Wiederbeginn dauerte es bis zur 55. Minute, ehe etwas passierte. Aber das hatte es dann auch in sich: Landau spielte aus dem Zentrum einen genialen Pass auf den linken Flügel, wo Patrin durchstartete und gesehen hatte, dass Babuschkin relativ weit vor seinem Kasten stand. Also schlenzte der Zugang des HUFC den Ball überlegt über den „Goalie“ hinweg ins Netz – 1:0 für Hamm. „Wenn der so gewollt war – Weltklasse“, lobte HUFC-Übungsleiter Marschall an der Seitenlinie den Torschützen. Curslack reagierte mit einem Doppelwechsel auf den Rückstand – und der Zweifach-Tausch hätte sich beinahe bezahlt gemacht. Aber eben nur beinahe: Jonas Buck scheiterte nach 62 Minuten an Graudenz, während die Hausherren auf der anderen Seite die Chance zum 2:0 hatten. Doch Schirosi zielte nach Vorarbeit von Landau zu ungenau (65.).

Erst jetzt schien der SVCN langsam ins Rollen zu kommen, doch auch Hamm blieb in der Folgezeit nicht ohne Chancen: Erst vergab Landau (73.), dann bediente er wieder einmal Schirosi, doch der ließ sich im Duell mit Babuschkin zu weit abdrängen, so dass der eingewechselte Marvin Schalitz dazwischen funken konnte. Curslack fand derweil kein Mittel, um an Samuel Graudenz vorbeizukommen: Erst blieb Hamms Torwart mit einem Mega-Refelx gegen Schalitz der Sieger (88.), dann packte er bei Mark Brudlers Schuss (90.) die nächste Weltkasse-Parade aus. Und so kam es aus SVCN-Sicht, wie es kommen musste: Schirosi spielte am Ende eines Konters in der Box auf Christian Ayim ab und der versenkte das Leder in der Nachspielzeit zum 2:0-Endstand in den Maschen.

Wulff: „Ohne die Leistung von United schmälern zu wollen: Das Ausscheiden lag an uns“

Auf dem Boden der Realität: Für die Gäste ist in der Zweiten Runde Schluss. Foto: Knötzsch

„Ich glaube, verdienter kann man nicht gewinnen“, jubilierte Sidnei Marschall nach dem Abpfiff. „Das A und O war unsere Laufbereitschaft. Am Freitag im Ligaspiel gegen den Klub Kosova lag die bei 70 oder 80 Prozent, heute haben wir 100 Prozent erreicht“, so der HUFC-Trainer, der anschließend erklärte: „Wir haben am Montag im Training nochmal was einstudiert. So sind wir heute auch vom System her aufgelaufen. Das ging auf.“ Was er meinte, verriet der Trainer des Hansa-Landesligisten direkt im Anschluss: „Unser Ziel war es, hinten Stabilität zu haben, Mittelfeld-Pressing zu spielen und schnell nach vorne zu agieren. Wir haben ohne einen Stürmer gespielt, dafür mit vier Zehnern, weil Curslack im 3-5-2 spielt. Wir waren im Zentrum kompakt und hatten eine Überzahl, auch wenn der Gegner dort fünf Mann hatte. Das war das Geheimnis. Dadurch haben wir gewonnen.“

„Über 90 Minuten betrachtet, ist das eine verdiente und ganz ganz bittere Niederlage. Der erste Tiefpunkt der Saison. Der Pokal ist immer eine sehr geile Geschichte, es ist sehr bitter, wenn man ausscheidet“, ließ derweil Matthias Wulff die Begegnung Revue passieren. „Wir wussten, zu was Hamm an solchen Tagen mit den mega-erfahrenen Leuten im Kader in so einem Highlight-Spiel fähig ist. Aber ohne die Leistung von United schmälern zu wollen: Das Ausscheiden lag an uns“, konstatierte der Curslack-Coach und ergänzte: „Wir waren nicht bereit, die volle Laufstärke, Leidenschaft und die nötige Aggressivität im ersten Kontakt an den Mann zu bringen. Das war 70 Minuten lang ein ganz großer Knackpunkt. Unsere Truppe hat eigentlich klare Vorteile im konditionellen Bereich. Deswegen wollten wir geduldig bleiben und zum Ende hin unsere Stärken ausspielen. Aber so wie wir in der ersten Halbzeit gespielt haben, haben wir den Gegner keinen Meter müde gespielt. Da haben die drüber gelacht...“

Jan Knötzsch 

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