Torreicher TuRa-Test: Kaltenkirchen wird kalt gestellt

Schwarzer-Elf mit herrlichen Treffern zum Erfolg

20. Juli 2018, 10:36 Uhr

Leon Schulz sorgte nach seiner Einwechslung für etliche Offensiv-Höhepunkte. Foto: Christian Küch

„Eigentlich“, so TuRa-Trainer Jörg Schwarzer, „wollten wir gar kein Testspiel mehr machen.“ Vielmehr wollte der Hammonia-Landesligist nach den zuletzt „sehr vielen Spielen“ die zwei Wochen vor dem Punktspielstart anderweitig nutzen. Doch der gute Draht von Schwarzer zu Kaltenkirchen-Coach Frank Freitag und der Wechsel von Jonah Petersen von „KT“ nach Harksheide sorgte für ein Aufeinandertreffen beider Teams. Für TuRa war es der letzte Auftritt vor dem Pokalduell am Sonntag bei Benfica – und es war über weite Strecken eine durchaus überzeugende Darbietung.

Die Begegnung war erst wenige Minuten alt, da war sie für TuRa-Mittelfeldakteur Morten Schildt schon wieder beendet. Nachdem er in Folge eines Luftduells auf dem Boden landete, knickte er mit dem Knöchel ganz unglücklich weg. Humpelnd verließ er den Platz und wurde von Leon Schulz ersetzt. Der gerade erst von Oberligist BU an den Exerzierplatz gewechselte Youngster brauchte nicht lange, um sich spektakulär im Spiel anzumelden. Nach einer zu kurz abgewehrten Ecke jagte Schulz die Kugel aus 20 Metern halbrechter Position per Volley an den linken Innenpfosten. Den Abpraller verwertete der spielende Co-Trainer, Elbasan Latifaj, zur TuRa-Führung (12.). „Die ersten 20, 25 Minuten haben wir das gut gemacht und hatten auch eine gute Ballkontrolle. Wobei der Gegner uns auch hat machen lassen“, erkannte Schwarzer, dessen Schützlinge immer wieder sehr ordentliche fußballerische Ansätze zeigten. Und dennoch: „Nach dem guten Beginn haben wir so ein bisschen den Faden verloren, viele unsaubere Pässe gespielt und waren nicht mehr so konzentriert. Das sah ein Stück weit unsicher aus.“

Schulz trifft traumhaft und bereitet vor

Jonah Petersen (mi.) wechselte gerade erst von KT zu Tura. Foto: Christian Küch

Zweimal lud man den Gegner förmlich zum Toreschießen ein. „Das darf uns nicht passieren“, bemängelte Schwarzer. Doch der schleswig-holsteinische Verbandsligist präsentierte sich erschreckend schwach und harmlos. Im Gegensatz zu TuRa. Trotz der Unkonzentriertheiten in der Defensive konnte man sich weitere gute Chancen herausspielen – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Nach einer super Kombination – Jonah Petersen bediente Schulz auf rechts per Hacke – konnte Felix Feuerlein den Ball am zweiten Pfosten aus wenigen Metern nicht am KTS-Keeper vorbeibringen (36.). Besser machte es Kevin Hermeneit kurz nach Wiederanpfiff, als er eine Flanke des nahezu an jeder gefährlichen Aktion beteiligten und sehr auffälligen Schulz zum 2:0 in die Maschen schädelte (49.). Dann durfte sich „Schulle", wie der „Blondschopf" von seinen Teamkollegen gerufen wurde, auch mal selbst in die Liste der Torschützen eintragen – und wie er das tat. Nassim Saleh schickte ihn per Traumpass auf die Reise – und Schulz vollendete lässig per Heber zum 3:0 (66.). Auch der letzte Treffer des Tages wurde vom Landesligisten herrlich herausgespielt: Hermeneit schickte Tim Weber, der seinerseits für den mitgelaufenen Sören Ostermann querlegte – 4:0 (83.).

"In der Liga werden wir nicht so viele Chancen bekommen"

Der Pfosten-Hammer von Schulz (li.), der zum Führungstreffer führte. Foto: Christian Küch

Apropos Tim Weber: So gut es der ehemalige Elmshorner in jener Szene auch machte, so verschwenderisch ging er in der Folge mit allerbesten Möglichkeiten um. Wieder war es Schulz, der den Ball am gegnerischen Sechzehner eroberte und dann seine ganze technische Finesse zeigte. Hermeneit leitete per Hacke auf Weber weiter – doch der verzog gänzlich ungehindert kläglich (61.). In den Schlussminuten tauchte er noch zweimal blank vor dem Kaltenkirchener Gehäuse auf, traf aber beide Male die falsche Entscheidung: Erst wollte er für Hermeneit querliegen, was gründlich misslang (85.). Schließlich probierte er es selbst, anstatt für Ostermann abzulegen, und scheiterte (90.). „Wir haben Riesen-Torchancen, die man einfach machen muss! In der Liga werden wir nicht so viele Gelegenheiten bekommen“, tadelte Schwarzer, dessen Equipe trotz dessen viele spielerische Glanzpunkte setzen konnte. „Ich behaupte, dass man ein Stück weit die Spielphilosophie sehen kann. Wir wollen versuchen, Fußball zu spielen“, erklärte Schwarzer – und meinte abschließend: „Nach fünf Wochen im Trainingsbetrieb geht es beim einen oder anderen an die Substanz. Deshalb bin ich froh, dass wir jetzt das Pokalspiel haben, wo es dann auch darum geht, irgendetwas zu bekommen – und sei es nur, eine Runde weiter zu kommen.“

Autor: Dennis Kormanjos