Von „grottenschlecht“ bis „vogelwild“ – Unzufriedenheit hüben wie drüben

Letztes SCALA-Aufgebot ärgert BU - bis zur 87. Minute

13. Juli 2018, 22:40 Uhr

Tolga Odabas (li.) vergab mit einem schwach geschossenen Elfmeter die Chance zur Führung - am Ende behielt sein Team dennoch die Oberhand.

Sowohl BU-Neucoach Marco Stier als auch SCALA-Trainer Holger Hanssen verloren nach dem direkten Aufeinandertreffen beider Teams deutliche Worte. „Eine grottenschlechte Leistung! Auch wenn die nur zweimal aufs Tor geschossen haben, konnten wir überhaupt nicht das Spiel zeigen, was wir können“, monierte Stier. Während sein Gegenüber mit dem Auftreten zwar „zufrieden“ war und dies auch sein konnte – aber: „Mit dem aktuellen Stand, der Teilnahme der Spieler und den ganzen anderen Problemen bin ich höchst unzufrieden! So etwas habe ich in dieser Masse noch nie gehabt. Ich muss ja dankbar sein über jeden, der kommt“, echauffierte sich Hanssen über die unzähligen Ausfälle – und führte aus: „Da erwartet man vor so einem Spiel ja eigentlich ein 0:7 oder 0:8.“

SCALA-Coach Holger Hanssen gibt taktische Anweisungen.

Stattdessen kam es bis zur 87. Spielminute ganz anders. Nachdem Barmbeks Tolga Odabas nach einem völlig unnötigen Foul von Ahmed Sabah gegen Louis Mandel vom Elfmeterpunkt nur eine bessere Rückgabe produzierte (10.), die Christian Hillmer nahezu mühelos entschärfte, bog der Hammonia-Landesligist mit der ersten Offensivaktion auf die Siegerstraße ab. Ata Yamrali luchste Ronny Buchholz an der rechten Seitenauslinie den Ball ab. Während der BU-Verteidiger ein Foulspiel reklamierte, zog Yamrali nach innen und aus spitzem Winkel gen langes Toreck ab. Sein Linksschuss fand den Weg ins Ziel – 1:0 SCALA (27.)! „Die ersten zehn Minuten haben wir Glück gehabt, da brannte es lichterloh. Aber danach hatten sie eigentlich keine 100-prozentige Torchance mehr. Es kann natürlich ganz anders laufen, wenn sie den Elfmeter, den wir selbst verschulden, reinmachen. Dann ist die Moral angeschlagen. Aber so machst du glücklich das 1:0 – wenn auch gekonnt“, so Hanssen, der in jener Szene die Qualitäten von Yamrali hervorhob, ehe er befand: „In der Folge hätte aber mehr kommen müssen.“ Kam aber nicht, weil den Gästen schlicht und einfach das Personal dazu fehlte. „Wir haben heute keinen einzigen schnellen Spieler dabei gehabt. Das war eigentlich nur für den Gegner eine Übung, wie man eine Mannschaft auseinandernimmt, die hinten drin steht.“

„Präsentester“ Barmbeker mit der richtigen Einstellung sorgt für Wende

Hinterließ den besten Eindruck und erzielte auch den Ausgleich: „Testspieler“ Yusif Musbau.

Doch dazu sollte es nicht kommen. Einerseits, weil Hillmer im SCALA-Gehäuse „grandios“ hielt, wie sein Übungsleiter meinte – und andererseits, weil: „Ballbesitz ja, aber es war viel zu hektisch, unkontrolliert – und im letzten Drittel haben wir immer den schweren Ball gesucht. Die Laufwege haben nicht gepasst – auch die Einstellung nicht. Ich sag’s mal so: Es war vogelwild heute!“ Klare Worte von Marco Stier, dem das Auftreten seiner Mannen nicht gefallen konnte. „Dass wir das noch gewinnen, ist eigentlich schmeichelhaft. Denn wir sind nicht wie ein Oberligist aufgetreten, der Ambitionen hat und vernünftigen Fußball spielen will.“ Bis drei Minuten vor Ultimo hatte die Führung des Hammonia-Ligisten Bestand, doch dann nickte ein 19-jähriger Youngster einen Eckball zum Ausgleich für BU ein. „Er war der Präsenteste auf dem Platz – und das, obwohl er erst zwei-, dreimal bei uns mittrainiert hat. Er hat gleich gezeigt, dass er brennt, gewinnen will und Führungsqualitäten hat. Natürlich hat er sich in der einen oder anderen Situation taktisch nicht ganz richtig verhalten – aber auch, weil er so sehr gewillt war, dieses Spiel noch zu gewinnen. So eine Einstellung hätte ich eigentlich von allen erwartet“, hatte Stier zumindest für einen Akteur überaus lobende Worte übrig. Namentlich handelt es sich bei jenem „Testspieler“ um Yusif Musbau, der in der Jugend des Rahlstedter SC spielte, zuletzt in der A-Regionalliga des VfB Lübeck aktiv war und an diesem Abend in der Innenverteidigung einen bleibenden Eindruck hinterließ.

Stier: „Vielleicht war der Dämpfer ganz gut“

Das 1:1 sollte aber noch nicht das Ende gewesen sein. Denn keine 120 Sekunden darauf gelang den Hausherren tatsächlich noch der Siegtreffer, als Tim Jeske von der rechten Grundlinie für Chris Heuermann quer legte – und dieser den Ball am ersten Pfosten ins kurze Eck wurschtelte (89.). 2:1! „Vielleicht lag’s auch daran, dass die Einheiten sehr intensiv sind und die Jungs gerade an diesem in der Vorbereitung berühmten Punkt angekommen sind“, so Stier, der abschließend doch noch versöhnliche Worte fand: „Eventuell war es eine Woche vor dem Pflichtspielstart auch mal ganz gut, dass wir einen Dämpfer gekriegt haben. Man darf jetzt nicht alles negativ sehen, aber es war natürlich alles andere als eine exzellente Leistung. Trotzdem sehe ich uns auf dem richtigen Weg.“ Und auch Hanssen bilanzierte: „Ich bin zufrieden. Wenn wir unsere Leute alle da haben, sieht es auch schon wieder ganz anders aus.“

Autor: Dennis Kormanjos