Nach „intensivem Leistungstest“: Brückner-Debüt in „einer neuen Welt“

Niendorf egalisiert 0:2 - Prominenter Neuzugang mit erstem Einsatz

23. Juni 2018, 22:20 Uhr

Ex-Bundesliga-Profi Daniel Brückner feierte seine Premiere im Niendorf-Dress und hatte - zumindest ab und an - gut lachen. Foto: Hanno Bode

„Die Tage sind im Moment sehr kurz“, befand Daniel Brückner, nachdem dieser sein erstes Spiel für den neuen Verein absolviert hatte. Am Donnerstagabend ließen wir die Katze aus dem Sack und berichteten vom Wechsel des 23-fachen Bundesliga-Spielers zum Niendorfer TSV – unmittelbar nachdem sich der inzwischen 37-Jährige seinen neuen Teamgefährten beim Trainingsauftakt vorstellte. Es folgte ein äußerst intensiver Leistungstest am Freitagabend, ehe nun gegen den schleswig-holsteinischen Oberligisten Heider SV auf dem Sportplatz Bondenwald erstmals getestet wurde – mit Brückner in der Startaufstellung.

Dennis Thiessen (li.) musste im zweiten Abschnitt mit einer Handverletzung raus. Foto: Hanno Bode

„Ich bin gut aufgenommen worden. Das sind alles wirklich coole Jungs und es sind auch gute Kicker dabei. Ich freue mich schon drauf“, erzählte er uns, nachdem er frisch geduscht den Kabinentrakt verließ. Zuvor gab er eine erste kleine Kostprobe seines Könnens ab – wenngleich sowohl bei Brückner selbst als auch bei seinen Teamkollegen im ersten Durchgang der Motor noch ein wenig stotterte. Dennoch konstatierte NTSV-Coach Ali Farhadi: „Ich fand uns schon in der ersten Halbzeit gut – trotz des 0:2-Rückstandes. Letztlich ist es mit dem 2:2 auch vernünftig zu Ende gegangen“, ehe er urteilte: „Ich bin nicht unzufrieden.“ Dabei betonte Farhadi wenige Augenblicke zuvor noch: „Es ging gar nicht so sehr um das ‚zufrieden sein‘. Wir wollten einfach mal schauen und hatten einige Jungs dabei, die wir testen wollten. Da müssen wir gucken, ob die das Zeug dazu haben, in der Oberliga mitzuspielen oder nicht. Aber am Ende war es ein interessantes Spiel.“

Niendorf zweimal kalt erwischt

Brückner (re.) debütierte in der ersten Halbzeit für den NTSV... Foto: Hanno Bode

Einer dieser „getesteten Spieler“ war David Vetterlein vom SV Elversberg II. Der 20-Jährige kam nach der Pause zum Einsatz und fungierte als linker Verteidiger. Damit nahm er die Rolle ein, die sich der aus Erfurt gekommene Brückner, der für den SC Paderborn 23 Partien in der Bundesliga absolvierte, und Lennard Speck im ersten Durchgang teilten. Rückte einer der beiden auf, sicherte der andere ab. Brückner selbst trat in Minute 19 das erste Mal aktiv in Erscheinung, als er – kurz nach dem 0:1 aus Niendorfer Sicht durch Jonah Gieseler (15.) – Magnus Hartwig bediente. Dieser steckte direkt für den freistehenden Malte Wilhelm durch. Doch der chipte die Kugel am kurzen Eck vorbei ans Außennetz (19.). Nachdem der Heider SV die Führung verdoppelte – Alex Hardock verwertete eine Hereingabe von links per Direktabnahme (26.) – senkte sich eine Kopfballverlängerung von Brückner in Folge eines Eckballes, den Lennard Speck hinein brachte, relativ deutlich am langen Eck vorbei (31.).

„Mit Daniel haben wir genau den Spieler gefunden, den wir gesucht haben“

... und trug das Trikot von Necati Agdan. Foto: Hanno Bode

Nach 45 Minuten war der erste Auftritt von Daniel Brückner im Niendorfer Dress beendet. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich muss mich nicht dran gewöhnen. Das ist eine neue Welt für mich. Aber ich lasse das alles auf mich zukommen, um an Ende das Beste draus zu machen“, erklärte er, als wir ihn auf die für ihn gänzlich neuen Rahmenbedingungen ansprachen. „Ich muss hier erstmal ankommen, alles aufnehmen und mich schnell integrieren – und dann schauen wir mal, wo der Weg hinführt.“ Sein neuer Übungsleiter ist jedenfalls schon jetzt sehr angetan von Brückner. „Mit ihm haben wir genau den Spieler gesucht und gefunden, der diese Erfahrung hat und mitbringt. Das passt optimal in unserer Anforderungsprofil.“ Und auch die Integration lief scheinbar mehr als nur reibungslos ab: „Als wenn er nie weggewesen und schon immer Niendorfer gewesen wäre. Ich freue mich sehr über diese Verpflichtung und glaube, auch die Jungs haben das richtig gut aufgenommen und sich genauso gefreut. Er ist ein absoluter Teamplayer, ein unglaublich feiner Mensch. Man merkt jetzt schon, dass er richtig Lust darauf hat, die Jungs mit anzuschieben. Er muss aber auch erstmal reinkommen, da er zuletzt eine längere Pause und ein paar weniger prickelnde Monate mit Erfurt hatte – gerade in der Situation mit dem Insolvenzverfahren. Da spielt sich ja auch vieles im Kopf ab. Aber er hat sich schon richtig gut eingefunden und ich denke, dass er sich sehr schnell heimisch fühlen wird.“

„Von einer Eins bis zur Fünf Minus war alles dabei“

Das eine oder andere Mal nahm Brückner (li.) schon Maß - wenngleich er sämtliche Standards Lennard Speck überließ. Foto: Hanno Bode

In den zweiten 45 Minuten durften mit Evailton Fernandes (SC V/W Billstedt) und Lion Jodeit (TuRa Harksheide) zwei weitere Neuverpflichtungen – Oliver Doege (VfR Hildesheim) und Julian Barkmann (SV Eichede) fehlten noch, genauso wie diverse Stammkräfte – ihre Visitenkarte abgeben. Doch zunächst einmal trat „Testspieler“ Vetterlein in Erscheinung, als er eine Ecke des aus der A-Jugend in den Liga-Kader hochgezogenen Kilian Utcke sehenswert per Volley zum Anschluss in die Maschen beförderte (52.). Nur 120 Sekunden darauf schloss Leon Meyer einen tollen Angriff über Jodeit, der einen guten Eindruck hinterließ, aus spitzem Winkel zum 2:2 ab. Dabei blieb es, trotz weiterer Chancen auf beiden Seiten, bis zum Schluss – und das nach einem intensiven Leistungstest am Vortag. „Die Jungs haben Hausaufgaben bekommen, die wir jetzt kontrollieren. Von Note Eins bis Fünf Minus war alles dabei. Am Ende gucken wir mal, dass wir da einen guten Zweier-Durchschnitt rausholen“, so Farhadi, der abschließend verriet: „Wie bei jeder anderen Mannschaft eigentlich auch, arbeitet man in der Vorbereitung an der Physis und an ein, zwei oder auch drei anderen kleinen Stellschrauben, die letztes Jahr nicht ineinander gegriffen oder nicht so funktioniert haben. Am Ende versuchen wir einfach, mehr richtig als falsch zu machen. Jetzt steht eine interessante Woche an, nach der man schon mal ganz lose eine Richtung vorgeben kann, wie etwas laufen kann und wird.“


Ein großer Dank an Hanno Bode für das zur Verfügung stellen der Bilder!

Autor: Dennis Kormanjos