Ein Treffer wie gemalt: Hammers „Hammer“ macht Reinbek zum Meister

Treffer aus 28 Metern entscheidet Ü40-Duell gegen Vicky in der Verlängerung

17. Juni 2018, 17:10 Uhr

So sehen Sieger aus: Die Senioren der TSV Reinbek sicherten sich den Hamburger Meistertitel. Foto: Knötzsch

Er sah arg gezeichnet aus: Rechts neben dem Auge prangte auf der Schläfe von Andreas Hemmer ein weißes Pflaster. Links und rechts daneben waren Spuren von Blut zu sehen und auch weiter unten im Gesicht konnte man deutlich noch einige Spuren der roten Flüssigkeit erkennen. Doch der Mann, auf dessen rotem Trikot der TSV Reinbek hinten die Rückennummer neun stand, konnte trotz der Verletzung, die er sich drei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit im Endspiel der Ü40-Mannschaften um die Hamburger Meisterschaft gegen den SC Victoria zugezogen hatte, kurz nach dem Match schon wieder lachen.

Aus gutem Grund: Nachdem Hammer kurz vorm Ende der Regelspielzeit mit seinem Gegenspieler zusammengestoßen und an der Seitenlinie von Katja Kinne, der Physiotherapeutin der Altherren-Mannschaft des SC Condor verarztet wurde, holte Hammer den „Hammer“ raus. Es lief die erste Minute der Verlängerung, nachdem es zuvor über 70 Minuten torlos geblieben war, als Hammer nach einem Fehlpass den Ball eroberte und einfach mal abzog. Die Entfernung zum Tor? Gut und gerne 28 Meter. Doch das hinderte Hammer nicht an seinem Abschluss. Tim Cassel, der Mann der zwischen den Pfosten des SCV-Tores stand, mühte sich vergebens, die Kugel noch zu erreichen. Das Spielgerät schlug ein und es stand 1:0 für die Reinbeker (71.).

„Ich habe drauf gelauert, weil Vicky schon in der ersten Hälfte ungenaue Pässe gespielt hat“

Kurzer Schreckmoment: Der spätere Siegtorschütze Andreas Hammer (vorne re.) muss an der Seitenlinie behandelt werden. Foto: Knötzsch

Ein Spielstand, an dem sich bis zum Ende der zwei Mal zehn Minuten langen „Overtime“ nichts ändern sollte. Hammer hätte per Kopf beinah noch einen weiteren Treffer erzielt (73.), für Vicky vergab Carsten Gemeinhardt, als er nach 76 Minuten aus acht Metern daneben zielte: Überhaupt: Die Chancenverwertung war das große Manko des SCV, für den unter anderem die Ex-Profis Marius Ebbers und Vahid Hashemian aufliefen. Beispiele gefällig? Kein Problem: Nach 19 Minuten verpassten neben Ebbers gleich zwei seiner Teamkollegen am zweiten Pfosten eine Hereingabe von rechts, nach etwas mehr als einer halben Stunde brachte Matthias Zechel das zweifelhafte Kunststück fertig, aus drei Metern freistehend drüber zu schießen (32.). Dazwischen lagen ein Schuss von Johann Stenzel, den Cassel parierte (29.) und ein Versuch von Matthias Stuhlmacher, der am SCV-Tor vorbei ging. In der 40. Minute zog Stenzel erneut ab, Cassel hielt wieder, Carsten Müller-Waidikat verzog beim Nachschuss. Im zweiten Durchgang traf dann Ole Dannenberg zunächst für Vicky die Latte (45.).

Nur sechs Minuten später hatte Ebbers das 1:0 für den SCV auf dem Fuß, doch sein Schuss strich knapp am langen Pfosten vorbei (51.). Acht Zeigerumdrehungen danach war Ebbers auch an der nächsten Szene beteiligt – diesmal als Vorlagengeber. Seine Hereingabe setzte Wolfgang Schillings ans Außennetz (59.). Nur eine Minute später vergab Arne Beyer für Vicky, so dass anschließend die Helden-Geschichte um Andreas Hammer geschah und Reinbek wie schon im Vorjahr den Meistertitel gegen Vicky (damals 4:3 nach Verlängerung) gewann. „Ich bin gegen die Schläfe meines Gegenspielers geprallt, bei mir ist dann direkt was aufgeplatzt. Ich war kurz benommen und habe gemerkt, dass meine Hand voller Blut ist, nachdem ich dorthin gefasst habe“, beschrieb Hammer den Schreckensmoment kurz vor dem Ende und erklärte dann seinen Glücksmoment: „Ich habe drauf gelauert, weil Vicky schon in der ersten Hälfte ungenaue Pässe gespielt hat. Johann Stenzel hat mich noch angeschrien, ich soll den Ball festmachen, aber ich hab gesehen, dass Tim Cassel ein Stück vorm Tor steht und hab' einfach mal draufgehalten. Dann schlägt der Ball ein – das war wie gemalt.“

Jan Knötzsch