AFC verliert 1:2: „Wir haben zweieinhalb Tore geschossen, wenn nicht sogar drei“

Bei der Niederlage gegen den HSV II hadert Gastgeber Altona mit seinen Abwehrfehlern

07. Mai 2018, 23:54 Uhr

Am Ende durften sich die Spieler der HSV-Reserve über den Sieg auf dem Rasen der Adolf-Jäger-Kampfbahn freuen. Foto: KBS-Picture.de

Es war alles angerichtet für ein spannendes Match. Bei bestem Wetter trafen im Hamburger Derby in der Regionalliga Nord Altona 93 und der Rothosen-Nachwuchs vom HSV aufeinander. 1741 Zuschauer hatten sich an der Adolf-Jäger-Kampfbahn eingefunden, zudem wurde die Partie live im TV übertragen. Spannend wurde das Spiel dann auch tatsächlich, doch am Ende stand für die Gastgeber wie so oft in dieser Spielzeit eine ernüchternde Niederlage. Mit 1:2 ging das Duell gegen die HSV-Reserve, die damit Tabellenplatz eins eroberte, verloren.

Altonas Trainer Berkan Algan befand nach dem Match: „Das ist einfach doof gelaufen, aber das haben wir ja ganz oft gesehen in dieser Saison. Wir haben auch heute Dinge gehabt, die wir nicht brauchen.“ Dazu zählte auch der ganz frühe Rückstand für die AFC-Kicker. HSV-Außenverteidiger Leon Mundhenk brachte den Ball von der rechten Seite in die Mitte. Dort wollte Sanoussy Baldé die Kugel wegschlagen, doch die Klärungsaktion misslang völlig und das Spielgerät landete im eigenen Netz (3.). Nach neun Minuten der nächste Rückschlag für Altona: Die Gastgeber mussten wechseln. Niklas Siebert konnte angeschlagen nicht weiter mitwirken, Jan-Ove Edeling kam in die Partie. „Es war auch keine leichte Situation mit Verletzungen. Jakob Sachs sollte eigentlich in der Startelf stehen, hat sich dann aber beim Warmmachen verletzt. Dazu musste Niklas Siebert verletzungsbedingt früh raus“, erklärte Algan. Für Sachs war Finn Rettstadt in die Startelf gerückt.

Weiß: „Das 1:1 durch einen Eckball war bitter!"

Beidseitige Beinarbeit: Altonas Marco Schultz (li.) und Mats Köhlert versuchen, an den Ball zu kommen. Foto: KBS-Picture.de

Doch der AFC ließ sich nicht großartig verunsichern und kam immer besser ins Spiel. Mehr Ballbesitz hatte zwar eindeutig der HSV II, doch die Gastgeber verteidigten nun solide und suchten vereinzelt den Weg nach vorne. Nach 20 Minuten suchte Pablo Kunter von der Strafraumkante den Abschluss und Keeper Morten Behrens konnte gerade noch zur Ecke klären. Diese brachte dann den Ausgleich. Nick Brisevac brachte den Ball, Clifford Aniteye setzte sich im Kopfballduell durch und köpfte zum 1:1 ein (21.). „In der ersten Halbzeit haben wir es ganz gut kontrolliert, kriegen dann durch einen Eckball das 1:1. Das war bitter!“, ärgerte sich HSV-Coach Steffen Weiß über die Fahrlässigkeit nach der Führung, lobte aber: „Danach haben wir wieder eine Schippe draufgelegt und wieder schneller gespielt. Insgesamt war die erste Halbzeit ganz zufriedenstellend.“ 


Kurz nach dem Ausgleich gab es noch eine gute Chance für Altona – Edeling setzte sich auf links durch und suchte in der Mitte Brisevac, der den Ball nicht traf – dann übernahmen die Gäste wieder das Kommando. Die erneute Führung für das Weiß-Team fiel sechs Minuten vor der Halbzeit. Frank Ronstadt kam im Strafraum nach einem Altonaer Querschläger glücklich an den Ball, sah sich AFC-Keeper Tobias Grubba gegenüber und legte quer zu Törles Knöll, der den Ball ins leere Tor einschieben durfte (39.). Angesichts dessen, dass Altona die beiden Gegentore selbst mitverschuldet hatte, befand Coach Algan später süffisant: „Wir haben hier zweieinhalb Tore geschossen, wenn nicht sogar drei.“ Fast hätte es zur Halbzeit 2:2 gestanden. Brisevac sah aufmerksam, dass HSV-Torwart Behrens weit vor dem eigenen Tor stand, schoss von kurz hinter der Mittellinie jedoch knapp am Tor vorbei (42.).

Algan: „Das Ergebnis spiegelt den Spielverlauf eigentlich nicht wieder“

Achtung, Hintermann. HSV II-Akteur Mohamed Gouaida (vo.) wird von Sanoussy Baldé übersprungen. Foto: KBS-Picture.de

Auch in Durchgang zwei gab es Chancen auf beiden Seiten: Für den AFC kam Marco Schultz nach einer Ecke per Kopf an den Ball, setzte die Kugel aber am Kasten vorbei (51.). Zudem dribbelte sich Edeling auf der rechten Seite durch und bediente Kunter. Der schoss aus spitzem Winkel knapp vorbei (73.). Die „Rothöschen“ ließen eine saftige Gelegenheit liegen, als Christian Stark freistehend abzog, und Altonas Abwehrmann William Wachowski im letzten Moment für seinen schon geschlagenen Torhüter Grubba auf der Linie klärte (62.). Kurz vor Schluss spielte Knöll zu steil, sodass Mohamed Gouaida, der nur noch hätte einschieben müssen, nicht mehr an den Ball kam. Weiß kritisierte: „Wir hatten in der zweiten Halbzeit dann noch ein paar Kontersituationen, die wir besser ausspielen müssen. Dann können wir das 3:1 machen, und dann wäre Schicht im Schacht gewesen, wie man so schön sagt.“


Doch auch so reichte es für die Gäste zum Erfolg – es blieb beim knappen 1:2. Altona-Coach Berkan Algan konstatierte: „Das Ergebnis spiegelt den Spielverlauf eigentlich nicht wider. Ich bin mit der Leistung der Mannschaft zufrieden. Wir haben heute verschiedene Muster gespielt, sowohl Offensiv- als auch Defensivpressing. Eigentlich hat alles geklappt, wir haben nur die Dinger vorne nicht gemacht und hinten quasi zwei Eigentore erzielt.“ Dass es für eine echte Schlussoffensive seiner Mannschaft nicht gereicht hatte, machte Algan nicht an einer möglichen Müdigkeit nach einem anstrengenden Spiel fest: „Das war keine Frage fehlender Kraft. Wir haben ja jede Situation vom HSV II zugestellt. Das war für den Gegner auch anstrengend. Die haben ja auch keine Torchancen mehr gehabt am Ende, sondern höchstens mal gekontert.“ Mit Edouard Mesenholl verhalf Algan einem Spieler aus der eigenen A-Jugend nach 81 Minuten zum Debüt: „Er war sehr fleißig in den Trainingseinheiten und in der Situation, in der wir uns befinden, hat er es auch verdient.“

Altonas Kapitän Nick Brisevac erklärte nach der Partie: „Ich denke, wir haben ein sehr ordentliches Spiel gemacht. Wir sind natürlich sehr viel hinterhergelaufen. Aber die beiden Tore, die wir bekommen haben, schießen wir uns auch eher selber rein. Von daher ist das ein bisschen bitter. Ich habe ansonsten nicht so viele Großchancen vom HSV II gesehen. Da hatten wir vielleicht sogar die etwas besseren Chancen im letzten Drittel. Aber der HSV II ist natürlich eine bärenstarke Mannschaft. Der Gegner hat den Ball gut laufen gelassen.“ Brisevac räumte ein: „Wenn du bei dem Wetter dann so viel hinterherläufst, fehlt am Ende auch ein bisschen die Kraft. Aber die Leistung war nichtsdestotrotz in Ordnung.“

Weiß: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht"

Nachwuchsspieler Edouard Mesenholl (li, hier gegen Julian Ulbricht) feierte sein Debüt im AFC-Trikot. Foto: KBS-Picture.de

Mit dem Sieg gegen Altona übernimmt die HSV U21 wieder die Tabellenführung der Regionalliga Nord. Die „Rothöschen“ haben nun einen Punkt Vorsprung vor Weiche Flensburg, die allerdings noch drei Mal ran dürfen, während die HSV-Zweitvertretung in dieser Saison nur noch eine Partie absolvieren darf. Wie schätzt Trainer Steffen Weiß die Situation im Kampf um den ersten Platz ein? „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Das war wichtig in einem schweren Spiel. Wir sind nicht gut im Gegenpressing aktuell, da müssen wir gieriger auf die Ballgewinne sein. Das hat sicherlich auch mit dem Saisonendspurt zu tun, dass die Körner weniger werden. Das geht ja allen Mannschaften so. Aber wir können noch Aufgaben erreichen und müssen uns diesen Herausforderungen stellen“, befand er und fügte hinzu: „Wichtig war für uns, dass wir den Druck aufrechterhalten. Wir sind letztlich abhängig von Flensburg. Wir werden sehen, was Weiche in den weiteren Saisonspielen jetzt noch fabriziert. Wir konzentrieren uns auf Sonntag und das heißt auf Braunschweig. Das Allerwichtigste ist erstmal, dass wir unsere Spiele gewinnen. Wenn wir das nicht schaffen, wird es ohnehin nichts.“


Bei einem Abstieg des HSV aus Liga eins – aktuell nehmen die Rothosen mit Platz 17 einen direkten Abstiegsplatz ein – dürfte die Zweitvertretung unabhängig von der eigenen Leistung nicht in die Dritte Liga aufsteigen. Die Zweite Mannschaft eines Profi-Vereins muss mindestens zwei Ligen unter der Ersten Mannschaft spielen. „Wir blenden die Rolle der Profis in der Bundesliga aktuell aus. Wir konzentrieren uns als U21 nur auf uns in der Regionalliga. Natürlich hat es einen Einfluss, ob die Bundesliga-Mannschaft die Klasse hält, aber der Fokus liegt auf dem einen Spiel, dass wir erstmal noch zu spielen haben. Und dann gucken wir mal, hoffentlich geht es dann noch weiter (in der Aufstiegsrelegation zur Dritten Liga, Anm. d. Red.)!“

Autor: Josa Schnell

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