„Wir haben einen Punkt geholt, der sich anfühlt wie ein Sieg!“
Eimsbüttel-Derby: Neun Alsterbrüder spucken ETV in die Meistersuppe
Die Spieler des FC Alsterbrüder feiern den errungenen Derby-Punkt - trotz Unterzahl - mit ihren Fans wie einen Sieg. Foto: Josa Schnell
Bei strahlendem Sonnenschein und hohen Temperaturen sahen die Zuschauer eine erste Halbzeit mit Gelegenheiten auf beiden Seiten. Nach elf Minuten kamen die Alsterbrüder gefährlich nach vorne: Drude schlug eine Flanke von der linken Seite und fand so Gramsch. Der konnte den Ball unter Bedrängnis aber nicht verarbeiten. Dann gab es die erste Torchance für die Gäste. Pauli dribbelte aus der Zentrale Richtung Tor, nahm den Kopf hoch und legte nach rechts zu Akyol ab. Der wurde jedoch von Alsterbrüder-Kapitän Hitscher mit einer starken Grätsche am Abschluss gehindert (13.). Kurz darauf erneut der Tabellenzweite. Walkenhorst bediente von links Semmerling, der mit seiner Direktabnahme dann aber am stark reagierenden Alsterbrüder-Keeper Kühn scheiterte (17.). Nach etwas mehr als der Hälfte des ersten Durchgangs gönnte Schiedsrichter Maximilian Rublik sich und den Spielern eine Trinkpause, die angesichts der äußerst heißen Wetterlage absolut angemessen war. Die Hausherren waren in den Minuten nach der kurzen Unterbrechung die bessere Mannschaft. Nach einem Freistoß von Heinrich verlängerte Drude per Kopf auf Hitscher, der ebenfalls mit dem Kopf dran war. Torwart Basner war aber auf dem Posten und fing den Ball sicher (33.). Dann setzte Carl Janta einen Schuss aus dem Rückraum über das Tor (36.). Zudem konnte der ETV eine scharfe Drude-Hereingabe noch zur Ecke klären (44.). Kurz vor der Halbzeit wurden nochmal die Gäste gefährlich: Einen Freistoß von Akyol aus knapp zwanzig Metern blockte FCA-Abwehrmann Torben Kraft (45.+2).
Hitscher: „Es hätte auch einen gewissen Charme, dann so runterzugehen“
Im zweiten Durchgang wurde es dann turbulent: Erst ließen die Gäste eine Riesenmöglichkeit zur Führung liegen. Akyol lief frei auf Torwart Kühn zu, konnte diesen dann aber nicht überwinden. Mit den Fingerspitzen lenkte der Schlussmann den Ball noch um den Pfosten (47.). Wenige Minuten später gab es den ersten der drei Platzverweise. Max Janta war bereits gelbvorbelastet und musste nach einem taktischen Foul mit Gelb-Rot vorzeitig duschen gehen (53.). Kurz darauf lief der nächste ETV-Akteur frei auf das Tor zu, doch auch Semmerling scheiterte an Kühn (55.). So blieb es beim 0:0, und auch ein Gästespieler verlor die Nerven. Der vorverwarnte Jon Pauli sah für ein hartes Foul die Ampelkarte (57.). Die Gleichzahl von Zehn gegen Zehn hielt allerdings kaum fünf Minuten. Dann konnte FCA-Kapitän Gunnar Hitscher seinen Gegenspieler Akyol nur noch per Notbremse stoppen und sah dafür die Rote Karte (61.). „Mein Platzverweis geht in Ordnung. Es sind natürlich immer Bruchteile von Sekunden, aber es war schon eine bewusste Entscheidung, das auch noch vor dem Strafraum zu machen. Mir war auch klar, dass es dann Rot ist.“ erklärte Hitscher, der zum Saisonende seine Karriere beenden wird und fügte hinzu: „Es hängt davon ab, wie lange ich gesperrt werde. Das könnte jetzt die letzte Aktion meiner Karriere gewesen sein. Das hätte auch einen gewissen Charme, dann so runterzugehen.“
Schmidt: „Die letzten Neun, die am Ende noch auf dem Platz waren, haben gekämpft und sind gelaufen für Elf!“
Der darauffolgende Freistoß von der Strafraumkante brachte für den ETV nichts ein. Mit neun gegen zehn Mann wurde die letzte halbe Stunde für die Alsterbrüder dann auch zur Ausdauerprobe. „Die beiden Platzverweise haben es natürlich schwer gemacht. Gerade unter den Witterungsbedingungen war es dann läuferisch sehr intensiv“, erklärte FCA-Coach Thomas Schmidt. Die Chancen für die Gäste mehrten sich trotz der leidenschaftlichen Abwehrarbeit der Hausherren in der Schlussphase. Fischer scheiterte am erneut ganz stark parierenden Torhüter Kühn (68.), Akyol setzte einen Freistoß aus sehr guter Position weit über die Latte (83.) und Appiagyei schoss aus spitzem Winkel ans Außennetz (86.). Entlastung für die Alsterbrüder gab es nur noch selten, zum Beispiel durch Zettelmeyer, der aus gut 30 Metern knapp rechts vorbeischoss und Drude, der von der Mittellinie den weit aufgerückten Keeper Basner nicht überwinden konnte. Dennoch: Es reichte zum nicht unverdienten Punktgewinn. Ein letztes Mal mussten die Gastgeber zittern, als Appiagyei von der Strafraumkante nur knapp über das Tor schoss (90.+3), doch dann war Schluss.
„Ich bin mit der Leistung meiner Mannschaft vollkommen zufrieden. Wir haben gekämpft und uns nicht aufgegeben. Wir haben dem ETV defensiv sehr gut standgehalten. Wir haben das umgesetzt, was wir uns – auch nochmal in der Halbzeit – vorgenommen haben“, lobte Alsterbrüder-Trainer Schmidt und erklärte: „Wir haben einen Punkt geholt, der sich anfühlt wie ein Sieg! Die letzten Neun, die am Ende noch auf dem Platz waren, haben gekämpft und sind gelaufen für Elf. Wenn es uns hier gelingt bei bestimmt 30 Grad zwei Leute zu kompensieren, bin ich stolz auf die Mannschaft. Das ist eine unglaublich starke Leistung! Die Mannschaft hat enorm viel Potential.“ Kapitän Hitscher pflichtete ihm bei: „Der ETV hat eine sehr, sehr gute Mannschaft und hatte auch viele Torchancen. Aber mit ein bisschen Glück haben wir das Ding nach Hause gebracht. Die Jungs sind so stark, dann auch mit Neun gegen Zehn, wo man unglaublich viel laufen muss und die Räume groß sind, noch einen Punkt zu holen. Wenn du es willst, klappen die Dinge manchmal auch!“
ETV-Manager Koray Gümüs ärgerte sich: „Wir haben Unentschieden gespielt. Wir haben nicht verloren und auch nicht gewonnen. Was soll ich da noch bewerten? Wir gehen an jedes Spiel so ran, dass wir es gewinnen wollen. Aber am Ende gewinnst du nur Spiele, wenn du Tore schießt. Das haben wir heute nicht gemacht.“ Woran machte er fest, dass es nicht zum Sieg gereicht hatte? „Vielleicht haben wir es in Überzahl nicht gut ausgespielt. Wir hatten viele Eins-gegen-Eins-Situationen und haben den Torwart da quasi angeschossen. Ich weiß nicht, ob das etwas mit jung oder alt zu tun hat. Wir haben kein Tor geschossen. Da kannst du so jung oder alt sein, wie du willst.“