„Dem HSV hat die achtwöchige Hollerbach-Ära Punkte gekostet, uns die letzten acht Wochen wegen der Einstellung“

Die unglückliche 13 des ETV: „Sowas habe ich noch nie erlebt!“

21. April 2018, 17:30 Uhr

Die Spieler des ETV wirkten nach dem Schlusspfiff niedergeschlagen und unzufrieden mit dem einen Zähler. Foto: Kormanjos

Nick Motzke, Jasper Hölscher, Alper Bas, Yaw Asante, Hammed Nawaz, Sofian Abdalla, Konrad Ladendorf, Malte Burghard, Lasse Bensch, Kenneth Nobis, Lukas Wenzel, Lucas Therkorn, Cedric Corea: 13 Namen, 13 Spieler, die eigentlich allesamt dem Aufgebot des Eimsbütteler TV angehören. Eigentlich deshalb, weil sämtliche 13 Akteure – zum Großteil mit tragenden Rollen in der Mannschaft ausgestattet – Trainer Thorsten Beyer zurzeit aus unterschiedlichsten Gründen nicht zur Verfügung stehen. Sicherlich haben auch andere Teams mit Personalsorgen zu kämpfen – aber ein solches Dilemma ist fast schon tragisch. Vor allem aber unerklärbar: „Ich mache das jetzt seit 25 Jahren. Sowas habe ich noch nie erlebt“, erklärte Beyer, der die Misere in der Öffentlichkeit am liebsten unerwähnt gelassen hätte.

Die Hitze machte den Akteuren am Parkweg arg zu schaffen. Foto: Kormanjos

Dritter vs. Zweiter: ein tabellarisches Topspiel in der Bezirksliga Nord, indem es insbesondere für den zweitplatzierten Eimsbütteler TV um eine ganze Menge ging. Lange führte man das Tableau an – doch mit mal schob sich Eintracht Lokstedt am Beyer-Ensemble vorbei und thront seither auf dem Platz an der Sonne. „Es ist bei uns so ähnlich wie beim HSV. Dort hat die achtwöchige Hollerbach-Ära einige Punkte gekostet. Bei uns haben die acht Wochen vorher aufgrund der Einstellung einige Punkte gekostet“, zieht Beyer einen durchaus zutreffenden Vergleich. Und auch im Gastspiel beim TSV Sasel II war dem Chef-Dompteur des ETV erst einmal mulmig zumute. „In der ersten Halbzeit habe ich mir große Sorgen gemacht, weil wir keinen Zugriff gefunden haben. Sasel hat das gut gemacht und hatte auch einige Möglichkeiten.“ Während Fabian Bings nach nicht einmal 20 Sekunden per Kopf die erste gute Gelegenheit vergab, musste der sichere und lautstarke ETV-Rückhalt Jonas Hjortskov gegen einen „Header“ von Armin Kafash Gohari sein ganzes Können aufbieten (14.). Die spektakulärste Szene des ersten Abschnitts gehörte jedoch Christopher Doß, der sich nach einer Weise-Hereingabe quer in die Luft schraubte und per Seitfallzieher nur knapp am Ziel vorbei schoss (32.).

Woltemath: „Mir war klar, dass der Anspruch des ETV ein anderer ist“

Die Gäste gaben hingegen nicht einen Schuss auf das von Jendrik Winkel gehütete Saseler Gehäuse ab. „Wir waren in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft, aktiver und hatten mehr Torchancen. Da haben wir es verpasst, das Tor zu machen. Deshalb war das 0:0 für uns zu wenig“, fasste Tom Woltemath den ersten Durchgang zusammen, fügte aber gleichzeitig an: „In der zweiten Halbzeit wusste ich, dass wir in den ersten Minuten eine schwierige Phase kriegen würden, denn natürlich ist der Anspruch des ETV ein anderer. Deshalb war mir klar, dass da was passieren würde.“ Und es passierte was. Maximilian Susemihl zielte nach Henke-Zuspiel nur haarscharf am langen Eck vorbei (48.), ehe der zur zweiten Hälfte eingewechselte Markus Appiagyei zweimal die mögliche Führung verpasste (66., 69.). Kurz darauf erlitt der für ordentlich Schwung sorgende Appiagyei jedoch einen Kreislauf-Kollaps und musste wieder raus. Letztlich blieb es bei der Punkteteilung, weil auch Bings – nach haarsträubenden Olayisoye-Querpass am eigenen Sechzehner – aus 15 Metern nicht das Eckige traf (61.).

Beyer: „Für morgen bin ich eine Zeit lang Falke-Fan“

Die Temperaturen: Nach Ende sanken sämtliche Spieler beider Teams erst einmal zu Boden. Foto: Kormanjos

„Wir haben es nach der Pause nicht mehr so gut gemacht, sind in den ersten 15 Minuten nicht so gut ins Spiel gekommen und haben den Gegner walten lassen. Genau das, was wir vor dem Spiel nicht machen wollten“, befand Woltemath. „Gott sei dank hat die Truppe dann wieder einen besseren Zugriff gefunden, sodass wir uns von dem Druck wieder befreien konnten. Ich kann mit dem Punkt leben und denke auch, dass das Ergebnis im Endeffekt in Ordnung geht.“ Währenddessen bilanzierte Beyer: „Wir haben das in der zweiten Halbzeit zunehmend besser gemacht. Die Hälfte macht Mut – auch wenn man gesehen hat, wer da alles nicht gespielt hat. Dafür war das eine ordentliche Halbzeit gegen einen starken Gegner.“ Große Vorwürfe könne er seiner Mannschaft nicht machen, wie Beyer meinte – aber: „Ich bin mit der Einstellung und mit dem Kampf zufrieden. Von der Situation her kann ich mit dem einen Punkt aber natürlich nicht zufrieden sein, da der Abstand größer wird. Für morgen bin ich eine Zeit lang Falke-Fan.“ Der HFC ist nämlich beim großen ETV-Widersacher aus Lokstedt zu Gast. Heißt auch: „Von daher ist es noch gar nicht gesagt. Vielleicht sind wir am Nachmittag auch einen Punkt dichter dran gekommen.“

ETV hofft auf baldige Hölscher-Rückkehr

Der Tabellendritte aus Sasel spielte eine starke erste Halbzeit und konnte schlussendlich mit dem Punkt gut leben. Foto: Kormanjos

Was ihm Mut mache für die kommenden Wochen, beantwortete Beyer wie folgt: „Es ist das erste Mal in 2018, dass die Spieler hier kaputt am Boden liegen. Das mag einerseits am Wetter liegen, aber sicher auch daran, dass man das Spiel mit einer ganz anderen Einstellung angegangen ist.“ Hoffnung macht auch die anstehende Rückkehr von Jasper Hölscher, der nach einer langwierigen Schambeinentzündung langsam wieder in Fahrt kommt. „Ich bin guter Dinge, dass Jasper demnächst mal wieder 20 Minuten spielen kann. Auch Alper Bas kehrt zurück. Dann haben wir auch wieder andere Möglichkeiten und nochmal zusätzlichen Schwung nach vorne.“ Und außerdem: „Wir haben ja noch sechs Spiele. Was mir Hoffnung macht, dass wir eigentlich eine gute Mannschaft haben, auf Sicht auch noch Spiele gewinnen werden und dass der nächste Brustlöser vielleicht auch dafür sorgt, dass wir in den verbleibenden sechs Spielen noch mehr Punkte holen als der Gegner. Klingt noch nicht ganz so überzeugend, kommt aber vielleicht noch“, so Beyer mit einem leichten Schmunzeln abschließend.

Autor: Dennis Kormanjos