„Wir gehen nicht nur auf dem Zahnfleisch, sondern noch weiter unten“ – Großkopf und die Personalsorgen

Nächstes Debakel – Wedel wird von Wachter abgewatscht

11. April 2018, 14:57 Uhr

Traf per traumhaftem Freistoß zum zwischenzeitlichen 2:0: Torben Krause. Foto: KBS-Picture.de

Offensiv harmlos und defensiv löchrig. Beim Wedeler TSV läuft es derzeit überhaupt nicht rund. Zwar hatte man sich nach der 7:0-Klatsche bei Victoria und der 2:0-Pleite beim HSV 3, auf die eine Brandrede von Trainer Jörn Großkopf folgte, kurzzeitig wieder stabilisiert. So konnte Süderelbe mit 4:2 bezwungen werden und bei Serienmeister Dassendorf verlor man nur mit 1:0. Doch nachdem es am Sonntag eine 6:1-Abreibung gegen Sasel gab, bekam die Großkopf-Elf nun bei Osdorf die nächste Packung.

Konnte mit seinem Team gegen die "brachiale Gewalt" der Osdorfer nichts ausrichten: Jörn Großkopf. Foto: KBS-Picture.de

Trotz der deutlichen Niederlage nahm Großkopf sein Team nach der Partie in Schutz. „Wir haben in der ersten Halbzeit gar nicht so verkehrt gespielt. Wir wollten auf Konter setzen, haben diese aber nicht gut ausgespielt. Ich habe mich von der Mannschaft nicht im Stich gelassen gefühlt. Man muss nicht jede Woche eine Brandrede halten.“ Den mauen Auftritt führte er auf die Personalsituation zurück: „Uns fehlt es einfach an Spielern, die wir dringend brauchen. Es haben wieder sieben Spieler gefehlt heute. Das können wir nicht mehr auffangen. Das ist schon brutal!“


Doch auch in der laut Großkopf besseren ersten Halbzeit setzte es bereits zwei Gegentore. Osdorf hatte mehr Ballbesitz und kontrollierte die Partie. Die erste Chance kam dann nach sieben Minuten zustande. Krause fand per Freistoß Wachter. Der brachte aber nicht genug Druck hinter den Kopfball, der damit sichere Beute für Keeper Marten war. Nach einer halben Stunde wurde Dennis Schmidts Schuss noch geblockt. Im Gegenzug hatte Wedel eine gute Chance. Najjars Schuss von der Strafraumkante war aber zu harmlos. So ging dann Osdorf in Führung: Bonewald war nach einer hohen Hereingabe Kopfballsieger. Die Kugel landete dann bei Jobmann, der schnell schaltete und aus der Drehung zur Führung einnetzte (38.). Kurz darauf erlief Wachter einen Steilpass von Trapp, setzte den Ball aber links am Kasten vorbei (42.). Trotzdem legte Osdorf noch vor dem Seitenwechsel das 2:0 nach: Wedels Vollmer konnte Wachter nur per Foulspiel stoppen. Den darauffolgenden Freistoß aus 25 Metern verwandelte Torben Krause bildschön mithilfe des rechten Innenpfostens im Netz (44.).

Großkopf: „Der eine oder andere kriegt es nicht mehr auf die Kette“

Bereitete den Führungstreffer vor und traf einmal selbst: Melvin Bonewald. Foto: KBS-Picture.de

Großkopf führte die Pleite auch auf die Qualität der Osdorfer zurück: „Wir haben versucht uns zu wehren, aber das ist gegen eine Mannschaft, die vorne so durchschlagskräftig ist mit so einer brachialen Gewalt und solcher Aktivität, schwierig. Zudem haben wir vorgestern und Freitag gespielt. Der eine oder andere kriegt es dann einfach nicht mehr auf die Kette. Wir gehen nicht nur auf dem Zahnfleisch, sondern noch weiter unten. Wir haben mit Yongkwan Lee nur einen fähigen Ersatzspieler auf der Bank gehabt, der aber unsere Sprache noch nicht richtig spricht, dazu Gerrit Gomoll, der dieses Jahr erst dreimal trainiert hat.“


Nicht verwunderlich also, dass Wedels Leistung in Durchgang zwei noch schwächer wurde. Torben Krause schlug einen Freistoß in den Sechzehner und bediente Melvin Bonewald, der nahezu unbedrängt zum 3:0 einköpfen durfte (60.). Sechs Minuten später legte Osdorf auf ähnliche Art und Weise den vierten Treffer nach. Diesmal flankte Trapp und in der Mitte war Wedel wieder unsortiert. Wachter nutzte das und traf wie zuvor Bonewald per Kopfball (66.). Direkt danach erzielten die Gäste zumindest den Ehrentreffer. Der beste Wedeler Tim Jeske dribbelte sich im Sechzehner frei, setzte Moslehe in der Mitte in Szene, und der drückte den Ball über die Linie (68.). Mit der letzten Aktion des Spiels stellte Wachter den Vier-Tore-Abstand wieder her. Einen gut ausgespielten Konter vollendete Osdorfs Torjäger vom Dienst nach Zuspiel von Henrik Schmidt zum 5:1 (90.).

Wiehle: „Mit zwei weiteren Siegen müsste der Klassenerhalt gesichert sein“

Osdorf-Trainer Peter Wiehle strich nach der Partie die Bedeutung des Erfolges heraus: „Die Höhe des Sieges ist im Endeffekt egal. Ich wollte einfach nur gewinnen und heute die drei Punkte holen. Wir sind nicht so blauäugig, zu denken, dass uns nichts passieren kann, wenn die anderen Mannschaften unter uns immer punkten. Von daher war das heute Balsam für die Seele.“ Dass man den Klassenerhalt noch nicht gesichert hat, strich auch sein Gegenüber auf Wedeler Seite, Jörn Großkopf, heraus: „Natürlich habe ich die Sorge, dass es runtergehen könnte. Wir müssen nach unten gucken. Wir brauchen noch ein paar Punkte, weil alle da unten punkten. Aber wir holen noch zwei, drei Siege. Das wird dann reichen!“

Osdorf-Torjäger Jeremy Wachter glänzte erneut als Doppel-Torschütze. Foto: KBS-Picture.de

Wiehle haderte bei aller Freude über die gewonnenen drei Punkte mit dem Gegentor. „Wir schaffen es einfach nicht, mal die Null hinten zu halten. Das ärgert mich.“ Die aktuelle Tabellenposition seiner Mannschaft im unteren Tabellendrittel, nachdem man die letzte Saison noch auf einem starken sechsten Platz abgeschlossen hatte, beurteilt er im größeren Zusammenhang: „Wir haben letztes Jahr eine überragende Rückserie gespielt. Das ist kein Maßstab. Das wird sich nicht oder nur sehr schwer wiederholen lassen. Normal ist das, wo wir dieses Jahr stehen. Da gehören wir auch hin. Im letzten Jahr war es eine Momenterscheinung, die wir sehr gerne mitgenommen haben. Aber Platz zehn bis 15 ist das, wo wir auch von den finanziellen Mitteln her stehen. Teilweise steht uns die Positionierung aus dem letzten Jahr vielleicht sogar im Weg, weil wir gedacht haben, dass wir von der Qualität her so gut sind. Dann gibt man nicht mehr diese hundert Prozent. Letztes Jahr war toll. Das haben wir auch sehr gefeiert. Aber wir dürfen uns davon nicht blenden lassen.“ Wiehle wagte eine Prognose für die verbleibenden Partien: „Wenn wir noch zwei Siege holen würden, sind wir, glaube ich, sicher. Wir haben jetzt 30 Punkte. Mit 36 oder 38 Zählern müsste es reichen.“

Autor: Josa Schnell