Doppelter Lipke mit toller Geste: Von wegen „altes Eisen“ - „deine Zeit kommt noch“
BU bezwingt Condor im vorerst letzten Duell: Pieper vs. Woike
Nach dem Führungstreffer reckte Benny Lipke zusammen mit seinen Teamkollegen das Trikot das verletzten Kevin Lange in die Höhe. Foto: Kormanjos
Gerade hatte Benjamin Lipke einen Bilderbuch-Konter, bei dem der Gegner allerdings auch durch Passivität glänzte, über Janis Korczanowski und Chris Heuermann zur Führung abgeschlossen (40.), da steuerten er und seine Teamkollegen schnurstracks auf die Barmbeker Ersatzbank zu. Dort schnappte sich der Torschütze das Trikot mit der Nummer 19 und hielt es – zusammen mit sämtlichen Mitspielern – in die Höhe. Es war das Jersey von Kevin Lange, der sich vor kurzem das Kreuzband riss und BU lange fehlen wird. Eine tolle Geste der Mannschaft – und der Beginn der „Lipke-Show“. Denn keine 180 Sekunden darauf lief der SC Condor in den nächsten Gegenzug. Diesmal waren es Korczanowski und Youngster Cedric Stoppel, die Lipke auf halblinks freispielten. Eiskalt vollstreckte der Routinier aus 13 Metern ins lange Eck, sorgte für das 2:0 und herzte dieses Mal Frau und Kind am Spielfeldrand (43.)! Ein Glücksgefühl, von dem Benny Lipke in der zehnten Spielminute noch weit entfernt war. Da nämlich tauchte er erstmals – nach wunderbarer Stafette über Jon Hoeft und anschließendem Doppelpass mit Korczanowski – frei vor Sascha Kleinschmidt auf. Der Keeper der „Raubvögel“ saß bereits halb auf dem Hosenboden, konnte den Einschlag trotzdem noch glänzend verhindern.
Condor versiebt Chancen „mit einer unfassbaren Leichtig- und Gleichgültigkeit“
BU begann stark, doch dann kam Condor zu „drei Szenen, wo wir definitiv Tore erzielen müssen. Diese haben wir mit einer unfassbaren Leichtigkeit und Gleichgültigkeit hergegeben“, wetterte Christian Woike. An all diesen Situationen war Michel Blunck beteiligt. Zweimal fand er mit ungenauen Querpässen nicht den besser postierten Mann im Zentrum (26., 36.) und zwei weitere Male konnte er die Kugel freistehend nicht im Barmbeker Gehäuse unterbringen (28., 45. +2). Insbesondere jene Szene in der Nachspielzeit des ersten Abschnitts war bezeichnend: BU-Fänger Kaspars Plendiskis reklamierte einen langen Ball lautstark für sich, wirkte aber unsicher und lief sowohl den früh für den verletzten Özgür Bulut eingewechselten Jannick Martens sowie seinen eigenen Mann Yannik Lux, der später aufgrund von Atemproblemen nicht weiterspielen konnte, über den Haufen. Das Tor war leer, aber Blunck zielte zu überhastet aus der Drehung drüber. „Das Spiel war irgendwie komisch“, befand auch Pieper-von Valtier und führte – nach starkem Auftakt seiner Elf – erklärend aus: „Wir hatten in der Woche genau so eine Trainingseinheit, wo alle gefühlt woanders lang laufen, als wir es bei der Passkombination vorgegeben haben. Diese Phase hat mich so ein bisschen daran erinnert und war ärgerlich. Leider in zu vielen Situationen, wo wir gar keinen Druck haben vom Gegner.“
Condor wehrlos - „Das Gefühl hatte ich auch und es hat mich erschrocken“
Sein Team fand aber wieder zurück und schlug noch vor der Pause durch Lipke doppelt zu. Die Art und Weise der Gegentore brachte wiederum Woike auf die Palme: „Das ist eine Frechheit, wie wir da verteidigen. Nämlich gar nicht! Dreimal verweigern wir beim 0:1 den Zweikampf. Und wenn du schon hinten liegst, dann aber kurz vor der Pause noch in einen Konter läufst, in einer Situation, wo du eigentlich schon dreimal übern Berg bist, ist das auch Dämlichkeit.“ Zwar feuerte Sascha Kleinschmidt seine Vorderleute immer wieder vehement an. Eine Reaktion blieb aber aus. „In der zweiten Halbzeit haben uns die Mittel und die Fähigkeiten gefehlt, um noch Antworten darauf zu finden“, erkannte auch Woike, der auf Nachfrage, ob er erschrocken sei, wie „wehrlos“ sich seine Mannschaft in den zweiten 45 Minuten präsentierte, gestand: „Das Gefühl hatte ich auch – und es hat mich erschrocken.“ Und weiter: „Was mich so sehr erschreckt, sind die extremen Ausschläge in die eine wie in die andere Richtung. Wir haben letzte Woche gegen Türkiye gewonnen, weil wir gut waren, weil wir es beherrscht haben, weil wir leidenschaftlich waren und weil wir einen guten Ball gespielt haben. Heute haben wir von alledem so ziemlich gar nichts hingekriegt! Und das ist innerhalb von einer Woche ein ganz schön extremer Ausschlag von der einen in die andere Richtung. Da muss ich auch mal analysieren, woran es liegt.“
Pieper: „Der Sieg war nur durch uns selbst gefährdet“
Die Barmbeker können sich hingegen ein regelrechtes „Best of“ der größten vergeben Torgelegenheiten aus dem zweiten Durchgang zusammenstellen. „Das wäre tatsächlich möglich“, schmunzelte Pieper-von Valtier aufgrund unzähliger ausgelassener Großchancen. „Wir werden uns das sicherlich in der Woche nochmal angucken und auch aufarbeiten. Denn wenn wir in der nächsten Woche in Dassendorf spielen, haben wir mit Sicherheit nicht so viele Möglichkeiten, etwas liegen zu lassen.“ Dann erklärte er: „Wenn, dann war der Sieg höchstens durch uns selbst gefährdet. Aber im Grunde genommen war der gar nicht gefährdet. Wir lassen uns nur unnötig ins Schwitzen kommen, weil wir die Tore nicht gemacht haben. Normal müssen wir hier 5:0 gewinnen.“ Woike konstatierte derweil: „Der Sieg ist natürlich verdient – und kommt nicht nur aufgrund der Stärke von Barmbek, sondern viel mehr wegen der Unzulänglichkeit von uns zustande.“ Aber auch aufgrund der starken Leistung von Benjamin Lipke, der 90 Minuten lang marschierte. „Es hätte mehr sein können“, witzelte Pieper-von Valtier, um dann jedoch anzufügen: „Er hat sehr ordentlich gearbeitet. Vor allem, wenn man bedenkt, wie alt er ist.“ Ewig jung sind hingegen die Duelle beider Teams, die in der kommenden Saison mit anderen Übungsleitern einen „Neustart“ wagen. So war die heutige Partie zwischen den beiden Pokalfinalisten von 2015 das letzte Aufeinandertreffen zwischen Pieper-von Valtier und Woike - zumindest vorerst...