Ein Schuss „Maggi“ zu viel: Hartwig spuckt Condor in die Suppe

Niendorf siegt „last minute“ bei den „Raubvögeln“ mit 4:3

06. März 2018, 23:44 Uhr

Hat gut lachen: Doppeltorschütze Magnus Hartwig (re.) durfte sich mit Malte Wilhelm, Adam Benn (v. li.) und Nico Kukuk (hi.) über den Sieg bei Condor freuen. Foto: KBS-Picture

Manchmal beschleicht einen so ein Gefühl: Man weiß genau, was kommt. Hubertus Reinecke befand sich im Nachholspiel zwischen dem SC Condor in genau einer solchen Situation. „Magnus Hartwig hat mit einem angeknacksten Fuß gespielt. Ich wollte ihn auswechseln. Aber mein Co-Trainer war krass dagegen und meinte, da muss er durch“, bekannte NTSV-Coach Ali Farhadi nach dem knappen 4:3-Erfolg der Gäste auf dem Kunstrasen des Farmsener TV, auf den die Begegnung wegen Unbespielbarkeit des in einer Ecke noch immer vereisten SCC-Platz verlegt worden war. So gesehen habe also „Hubi“, wie Reinecke bei den Niendorfern genannt wird „das Spiel entschieden. Ich hätte Hartwig rausgenommen“, erklärte Farhadi mit Blick auf den Mann, der auf den Spitznamen „Maggi“ hört und dessen finaler Schuss Condor so gar nicht schmeckte...

Denn als Pascal Ehrenberg in der 88. Minute den Ball per Einwurf lang in den Strafraum der „Heimmannschaft“ befördert und Kevin Mellmann ihn aus der Gefahrenzone schlagen wollte, hatte „Melle“ Pech am Stiefel und klärte den Ball genau zu Hartwig. Der nahm die Kugel an, drehte sich kurz und zog ab. Das Spielgerät flog an SCC-Schlussmann Sascha Kleinschmidt vorbei ins Netz – 4:3 für die Equipe vom Sachsenweg. Torschütze Hartwig drehte – sämtliche Teamkollegen im Schlepptau – jubelnd Richtung Ersatzbank ab und ließ sich feiern. „Leider haben wir nach dem 3:3-Ausgleich noch ein Tor fressen müssen. Das ist echt schade, da die Mannschaft sich gut gewehrt hat. Ein Unentschieden wäre das richtige Ergebnis gewesen. Wir stellen uns leider sehr sehr häufig selbst ein Bein“, ärgerte sich auf der anderen Seite nach dem Abpfiff derweil Condor-Coach „Crille“ Woike. Und tatsächlich: Ein Zähler für den SCC war mehr als im Bereich des Möglichen und wäre am Ende sogar verdient gewesen.

Woike: „Wir waren in der ersten Halbzeit überhaupt nicht im Spiel“

Condor-Keeper Sascha Kleinschmidt unterlief vorm 1:3 ein kapitaler Patzer. Foto: KBS-Picture

Danach sah es in den ersten 45 Minuten der Begegnung vor den rund 50 Zuschauern allerdings nicht aus. Die Gäste waren mindestens einen, wenn nicht gar mehrere (Handlungs-)Schritt schneller, agierten mit jeder Menge Tempo nach vorne und belohnten sich schon nach fünf Minuten erstmals. Einen Zuckerpass von Hartwig in die Gasse erlief Malte Wilhelm und schloss den Angriff mit einem überlegten Schuss ins flache rechte Eck ab. Die Woike-Elf versuchte erfolglos, auszugleichen: Nach einer Hereingabe von rechts durch Jannick Martens war NTSV-Torhüter Marcel Kindler vor Michel Blunck am Ball (9.). Stattdessen setzte Niendorf auf seine Führung noch einen drauf: Es lief die 22. Minute, als Condors Thomas Lohner in der Vorwärtsbewegung ein eklatanter Abspielfehler unterlief, den die Gäste schnell nutzten, das Leder auf den linken Flügel zu Leon Meyer herauslegten und nach dessen Flanke kurz die „Box“ in selbiger durch Nico Kukuk präsent wären. Der Mittelfeldspieler zog aus 16 Metern zum 2:0 für die Farhadi-Fußballer ab, die anschließend Glück hatten, dass Bluncks Schuss in der 23. Minute vorbei ging.

Fast zehn Minuten später machte es Blunck dann besser: Aus dem Zentrum legte er nach rechts zu Martens, der zur Grundlinie spurtete und die Kugel scharf zurück nach innen spielte. Sein Abnehmer: der durchgelaufene Blunck, der zum 1:2 traf (32.), das Niendorf durch Hartwig egalisierte. „Maggi“ profitierte dabei von einem eklatanten Fehler, den SCC-„Goalie“ Kleinschmidt beging, als er unter Druck dem Niendorfer den Ball genau in die Füße passte (43.). „Wir waren in der ersten Halbzeit überhaupt nicht im Spiel und bekommen mit den beiden ersten Schüssen aufs Tor gleich zwei Gegentore. Dabei haben wir praktisch beide Treffer selbst erzielt. Erst lassen wir uns mit vier Pässen durchs Zentrum ausspielen und dann schlagen wir den Ball dem Gegner direkt in den Fuß. Dieser frühe Rückstand hat uns natürlich nicht gerade geholfen“, analysierte Condor-Coach Woike die erste Halbzeit, an deren Ende Condor mit einem Zwei-Tore-Rückstand in die Kabine ging – und erstarkt wieder herauskam.

Farhadi: „In der letzten Saison hätten wir so ein Spiel verloren“

Blick zum Nebenmann: Die wichtigste Entscheidung des Spiels traf nicht NTSV-Coach Ali Farhadi, sondern dessen Co-Trainer. Foto: KBS-Picture

Denn nach der Pause war es plötzlich der SCC, der mehr tat. „Im zweiten Durchgang haben wir eine gute Haltung gezeigt und sind wie schon in den Spielen gegen Curslack und Cordi gut zurückgekommen. Wir haben stark gespielt und dominiert“, erkannte Woike richtig. Seine Mannschaft brauchte zunächst zwei erfolglose Anläufe von Martens (49.) und Nico Weiser (55.), ehe in der 63. Minute Ken Niederstadt mit einem lehrbuchmäßigen Flugkopfball nach einer Ecke von Gökhan Iscan auf 2:3 verkürzte. Acht Minuten vor dem Ende gelang es Martens dann sogar, per Strafstoß – Adam Benn hatte Weiser gefoult ­– auszugleichen (82.). Doch Niendorf hatte ja noch das „Ass“ Hartwig im Ärmel, entschied das Spiel letztlich für sich und ließ „Crille“ Woike zu folgender Einschätzung kommen: „Wir sind in der ersten Hälfte zu wenig gelaufen, hatten keine Zweikampfbereitschaft und eine ganz schlechte Passqualität. Der Ball war immer wieder ruckzuck weg. Dadurch hatten wir keine Entlastung und haben Niendorf überhaupt nicht vor Aufgaben gestellt. Mit dem Pausenpfiff machen wir dann gefühlt noch ein Eigentor...“

Ali Farhadi war sich nach dem Match sicher: „In der vergangenen Saison hätten wir so ein Spiel unter solchen Bedingungen definitiv nicht gewonnen. Wir wären zu labil gewesen. Inzwischen sind wir gewachsen.“ Nach Ansicht des Niendorfer Trainers „haben wir 20 Minuten lang richtig stark gespielt. Danach haben sich dann einige Fehler eingeschlichen. In der Pause haben wir vieles angesprochen, aber nach ein paar Minuten war alles weg. Condor hat jeden Fehler von uns eiskalt ausgenutzt und völlig verdient das 3:3 gemacht. Aber wir haben individuelle Qualität im Kader – diesmal war es Hartwig. Unterm Strich war das ein glücklicher, aber nicht unverdienter Sieg. Wir wollen oben dran bleiben.“ Apropos Qualität: Dass er einen so gut besetzten Kader habe und Akteure wie Dennis Thiessen oder Ante-Akira Kutschke erst einmal auf die Ersatzbank setzen könne, sei „schon krass. Solche Entscheidungen sind nicht einfach. Manchmal kommt es bei den Spielern sicher auch so rüber, dass ich skrupellos bin. Aber was letztlich zählt, ist das, was wir für Niendorf herausholen“, sagte Farhadi. Und da darf dann auch gerne schonmal Assistent „Hubi“ derjenige sein, der festlegt, wann der letzte Schuss „Maggi“ als Sieges-Zutat das Richtige ist...

Jan Knötzsch

Mehr zum Thema

Wettbewerbe

Mannschaften